Venezuela verstaatlicht Öl-Dienstleister

Präsident Chavez versteht es als "Akt der Unabhängigkeit", den gesamten Erdöl- und Erdgassektor zu verstaatlichen.

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Venezuela nimmt weitere Verstaatlichungen vor, um auf dem "Weg vom Kapitalismus zum Sozialismus voranzuschreiten". Präsident Hugo Chavez hat es am Donnerstag als einen "historischen Akt und als Akt des Rechts und der Unabhängigkeit" bezeichnet, große Teile der Ölindustrie zu verstaatlichen. Das Ziel ist, alle Firmen, die mit der Produktion von Erdöl und –gas zu tun haben, dem Staat zu unterstellen. Das Parlament hatte zuvor ein entsprechendes Gesetz zur Verstaatlichung der strategischen Güter und Dienstleistungen der Erdöl- und Erdgasbranche verabschiedet.

Chavez verstaatlichte am Donnerstag symbolisch eine Flotte von Booten im Maracaibo-See, wo sich die größten Erdölvorräte Venezuelas finden. Der Bundesstaat Zulia, in dem der größte See Lateinamerikas liegt, wird seit Jahren von der Opposition regiert. "Heute findet ein Akt der Befreiung statt", sagte er zum Kapitän eines Schiffes. "Jetzt musst du dir bewusst sein, dass dieses Schiff dem Volk gehört und dass das Volk dich zum Kapitän gemacht hat." Alle Menschen, die auf den Schiffen, in den Docks und Ölanlagen arbeiten, würden ab jetzt "vom Joch des Kapitalismus" befreit sein.

Der staatliche Ölkonzern PDVSA übernimmt damit am Maracaibo-See weitere 8000 Arbeiter und Angestellte von 60 Öl-Dienstleistungsunternehmen. Damit könne, so Chavez, Venezuela die Produktionskosten um 20 Prozent senken, da bislang die privatwirtschaftlich betriebenen Firmen einen Anteil von bis zu 40 Prozent an den Produktionskosten eines Barrels als Gewinn eingestrichen hätten. Jährlich könnten so Mehreinnahmen von 700 US-Dollar gemacht werden. Das Geld werde für soziale Projekte und den Umweltschutz verwendet.

Die Regierung bereitet eine Liste von weiteren Unternehmen vor, die in Staatseigentum übergehen sollen. Möglicherweise ist Chavez mit der Verstaatlichung auch einem drohenden Boykott der Unternehmen zuvorgekommen, denen die PDVSA, so El Pais, über 13 Milliarden Dollar schuldet, nachdem der Ölpreis letztes Jahr vom Höchstpreis um 100 Dollar pro Barrel gefallen ist. Am Freitag wurde ein Barrel venezolanisches Rohöl für 48,73 Dollar gehandelt.