Welternährung: Genug Reis

Reisterrassenanbau in der chinesischen Provinz Yunnan. Archivbild (2003): Jialiang Gao (www.peace-on-earth.org)/ CC BY-SA 3.0

Der russisch-ukrainische Krieg befeuert eine schon zuvor begonnene Lebensmittelpreis-Inflation, doch zumindest beim Reis ist die Versorgungslage entspannt

Die Lebensmittelpreise sind durch ausbleibende Lieferungen aus der Ukraine, Verteuerung und Verknappung des Kunstdüngers, wegen der Handelssanktionen gegen Russland und der hohen Energiepreise, wie berichtet, extrem unter Druck. Der globale Nahrungsmittelindex der FAO, der UN-Organisation für Nahrung und Landwirtschaft, befindet sich bereits inflationsbereinigt fast auf dem Niveau seines historischen Höchststandes.

Entsprechend wird es inzwischen für die ärmeren Bevölkerungsschichten in aller Welt und für einige Weltregionen insbesondere eng. Telepolis hatte bereits über die sich in Ostafrika abzeichnende Krise berichtet. Auch in den zentralasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken rechnen die Regierungen mit erheblichen Problemen, weil ein Teil der Bevölkerung sich nicht mehr genug Lebensmittel leisten kann.

Zum Glück aber betreffen die Engpässe bisher nicht Reis. Bei dem gebe es derzeit keine Versorgungsprobleme, stellt die Nachrichtenagentur Bloomberg fest.

Dennoch sei eine weltweite Inflation der Nahrungsmittelpreise kaum vermeidbar und wie es aussieht, ist der Ukraine-Krieg nicht der einzige Grund, sondern eher der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte oder der letzte Strohhalm, der den Rücken des Kamels gebrochen hat.

Schon im vergangenen Jahr seien in Europa die US-Dollar-Preise für Weizen um annähernd 62 Prozent, die für Mais um nicht ganz 38 und die für Kokosöl um fast 55 Prozent gestiegen.

Reis habe sich hingegen um 19 Prozent verbilligt. Das ist nicht ganz unwichtig, denn immerhin ist er für rund die Hälfte der Weltbevölkerung das wichtigste Grundnahrungsmittel unter anderem auch in Westafrika.

Finanzkrise, Hungerrevolten und Vorräte

Im Zuge der großen Finanzkrise waren 2008 und in den Folgejahren eine ganze Reihe von Hungerrevolten ausgebrochen. Viele von diesen waren auch durch hohe Reispreise angestoßen worden, nach dem die Lagerbestände in den Jahren davor kontinuierlich abgenommen hatten. Das hatte schließlich die Preise massiv in die Höhe getrieben.

Daraus hätten asiatische Regierungen die Lehre gezogen, die heimische Reisproduktion besser zu fördern. Entsprechend ist seit 2007 Jahr für Jahr mehr Reis produziert als konsumiert worden, sodass die Welt inzwischen wieder über eine Reserve von etwa 190 Millionen Tonnen verfügt.

Das ist annähernd das Doppelte des Bestandes im Krisenjahr 2008, aber noch immer nicht einmal die Hälfte der Ernte einer Saison. Ähnliches trifft übrigens auch für andere Grundnahrungsmittel zu. Die globalen Nahrungsmittelvorräte reichen nicht einmal für ein Jahr.

Oder mit anderen Worten: Viel darf nicht passieren. Ein globaler Ausfall der Ernte durch einen Atomkrieg, einen größeren Meteoriteneinschlag oder einen gigantischen Vulkanausbruch würde die Menschheit in eine existenzielle Zivilisationskrise stürzen. Die beiden letzteren Ereignisse sind allerdings in naher Zukunft ziemlich unwahrscheinlich.