Ziviler Ungehorsam gegen Kohlekraftwerke

E.on will weltweit acht Milliarden Euro in neue Kohlekraftwerke stecken.

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Schon vor zwei Jahren haben einige Klimawissenschaftler oder Politiker wie Al Gore laut darüber nachgedacht, weshalb es eigentlich nicht viel mehr Aktionen zivilen Ungehorsams gegen Kraftwerke und andere große Quellen von Treibhausgasen gibt. Mittlerweile wird ihr Ruf erhört. In Deutschland, Großbritannien, Australien, den USA, Neuseeland und Kanada wird es in diesem Jahr Klima-Aktions-Camps geben, mit denen gegen neue Kohlekraftwerke, Kohleabbau und andere Klima-Killer protestiert werden soll.

In Australien, einer der weltweit größten Kohleexporteure, laufen die Aktionen bereits seit Mitte Juli, die meisten anderen Camps sind für August geplant. In Großbritannien gab es am Mittwoch erste Aktionen in der Nähe des Dörfchen Kingsnorth in der Grafschaft Kent im Südosten des Landes. Dort will der deutsche Energiekonzern E.on ein Großkraftwerk mit einer Kapazität von 1600 Megawatt (MW) bauen. Das wäre der erste Kraftwerkneubau Britanniens seit fast 30 Jahren.

E.on Rpa8PJhMHT8J:www.eon.com/de/unternehmen/23475.jsp+eon+kingsnorth+MW&hl=de&ct=clnk&cd=2&gl=de: plant in Deutschland, den Niederlanden, den US, Belgien, Großbritannien und Russland in den nächsten Jahren die Errichtung von Kraftwerkskapazitäten von rund 10.000 MW. Legt man den Preis der Anlange in Kingsnorth zugrunde, dann werden dafür etwa acht Milliarden Euro investiert werden. Setzt man eine jährliche Volllastzeit von 6000 Stunden an, was einer Auslastung von etwa 70 Prozent entspräche, dann lassen sich damit per annum 60 Milliarden Kilowattstunden (KWh) Strom erzeugen. Zum Vergleich: In Deutschland werden derzeit etwa 560 Milliarden KWh im Jahr verbraucht. Die Kraftwerke würden, vorausgesetzt, es kommt wirklich der neueste Stand der Technik zum Einsatz, Jahr für Jahr zusammen etwa 45 Millionen Tonnen des Treibhausgases CO2 in die Luft blasen.

Wie andere Energiekonzerne auch, verspricht E.on zwar vage die spätere Abscheidung und Einlagerung von CO2, doch Umrüstung sowie Realisierbarkeit der Abscheidung und der Deponierung stehen noch vollkommen in den Sternen. Pro Kraftwerk müssten jährlich mehrere Millionen Kubikmeter flüssigen CO2s entsorgt werden. Angenommen, dafür gäbe es sichere Speicher, dann bleibt immer noch die Frage, wie diese Riesenmengen ohne allzu große Kosten und Energieaufwand transportiert werden sollen.