Nach Griechenland auch bald Schuldenschnitt für Portugal

An den Finanzmärkten richtet man sich darauf ein, dass auch Portugal einen Schuldenschnitt benötigt

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Der Schuldenschnitt für Griechenland ist noch nicht unter Dach und Fach, da drängt Portugal schon wieder heftig auf die Tagesordnung. Dabei ist eigentlich schon seit Monaten klar, dass Portugal neben der Nothilfe in Höhe von 78 Milliarden Euro, die im Mai 2011 ausgehandelt wurde, bald frisches Geld aus den EU-Rettungsfonds benötigen würde. Doch erst jetzt zeigt sich das Misstrauen der Anleger gegen das Land am Rand der iberischen Halbinsel mehr als deutlich. Die Staatsanleihen Portugals sind nun praktisch nicht mehr handelbar.

Zweijährige portugiesische Anleihen wurden am Dienstag am Sekundärmarkt schon mit einer Rendite von fast 22% gehandelt. Die Zinsen für zehnjährige Papiere lagen bei über 17%. Schon am vergangenen Wochenende war ein deutlicher Anstieg verzeichnet worden, als sich die Renditen für diese Anleihen erstmals der Marke von 15% genähert hatten. Ähnlich ist die Lage auch bei Kreditausfallversicherungen. Mit 4250 Basispunkte ist auch bei den Credit Default Swaps (CDS) ein Wert erreicht worden, den sonst Ländern erzielen, die als stark pleitegefährdet gelten. Denn er bedeutet, dass 4,25 Millionen Euro bezahlt werden müssen, um portugiesische Staatsanleihen in einer Höhe von zehn Millionen Euro für zehn Jahre gegen einen Ausfall zu versichern.

Anders als Spanien und Italien profitiert Portugal nicht von der Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB). Denn die hatte im Dezember mit einer halbe Billion Euro den Geldmarkt geflutet und den Banken das Geld günstig für drei Jahre zur Verfügung gestellt. Ein Teil davon legen diese inzwischen wieder gewinnbringend in spanischen und italienischen Anleihen an, weshalb die Zinsen beider Länder merklich gesunken sind und beide Länder wieder etwas aufatmen können. Nur kurzzeitig gingen dagegen die Renditen für dreimonatige portugiesische Anleihen im Dezember etwas zurück. Die Hoffnungen, dass sich auch die Lage für Lissabon entspannen würde, hat sich nicht bestätigt.

Die neueren Entwicklungen machen vielmehr deutlich, dass die Anleger aus dem Land flüchten und die Anleihen vor allem noch spekulativ gehandelt werden. Dass Portugal in einem Jahr wieder zur Refinanzierung an die Kapitalmärkte zurückkehrt, glaubt kaum noch jemand. Man stellt sich darauf ein, dass der griechische Weg bevorsteht. Das bedeutet, dass Portugal neue Milliardenhilfen braucht und das Kieler Institut für Weltwirtschaft hatte kürzlich in einer Studie dargelegt, dass über kurz oder lang ein Schuldenschnitt unausweichlich wird.

Portugal steckt nach Angaben der Zentralbank in Lissabon in der Rezession. Erwartet wird, dass die Wirtschaft im laufenden Jahr um 3% und damit noch stärker als die Griechenlands schrumpfen wird. Geschätzt wird, dass die Staatsverschuldung nun bei 110% der Wirtschaftsleistung liegt und Portugal nun hinter Griechenland und Italien das am drittstärksten verschuldete Land der EU ist und Belgien und Irland überholt hat.

Dabei hat Portugal sich streng an die Auflagen gehalten. Gegen alle Widerstände wurden Reformen umgesetzt, Sparpakete und Steuererhöhungen beschlossen, um den Haushalt zu sanieren. Doch es ist das zweite Beispiel, dass man damit von der Rezession eher wie Griechenland in die Depression gerät, als zu gesunden. Steuerausfälle und steigende Sozialausgaben in einer Rezession kosten meist mehr Geld, als über die Sparpläne eingespart werden können.

Nun sieht auch der US-Ökonom Nouriel Roubini schwarz für Portugal. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos sagte der renommierte Professor, dem Land stehe ein ähnliches Schicksal bevor wie Griechenland. Vor einem Jahr hatte Roubini, der die Finanzkrise frühzeitig vorausgesagt hatte, vor einem Zerbrechen der Euro-Zone gewarnt. Er erwartet nun, dass Griechenland und vielleicht auch Portugal die Eurozone verlassen werden. "Griechenland innerhalb der nächsten zwölf Monate. Bei Portugal könnte es etwas länger dauern", schuldenkrise-roubini-prophezeit-portugal-griechische-tragoedie/60160989.html: sagte er.

Tatsächlich ist im Krisengetöse, in dem immer neue Brandmauern errichtet werden, die sich dann doch stets als zu dünn herausstellen, kaum noch vorstellbar, dass mit dem nun beim EU-Gipfel beschlossenen Fiskalpakt und dem dauerhaften Rettungsmechanismus (ESM) auch nur Griechenland stabilisiert werden könnte. So kommt wohl die Aufspaltung der Euro-Zone näher, über die ohnehin schon mehr oder weniger laut nachgedacht wird. Zuletzt hatte der ehemalige Finanzminister Peer Steinbrück den Ausschluss Griechenlands aus der Euro-Zone wieder ins Gespräch gebracht. "Man darf die Insolvenz und das Ausscheiden (Griechenlands) aus der Eurozone nicht herbeireden. Aber man muss auch diesen Fall einkalkulieren", sagte er gegenüber der Passauer Neuen Presse.