Umsatz mit Psychopharmaka weiterhin im Aufwind

Die Marktforscher von IMS Health haben die Top 10 der weltweit umsatzstärksten Medikamente veröffentlicht. Die Tabelle gibt einen guten Einblick in die Krankenstand der Weltgesellschaft.

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Die Analysten von IMS Health haben die Top 10 der weltweit umsatzstärksten Medikamente veröffentlicht. Die Tabelle gibt einen guten Einblick in die Krankenstand der Weltgesellschaft.

Insgesamt wurden 2007 über 663 Milliarden US-Dollar mit Medikamenten umgesetzt. Führend sind die Arzneimittel der Krebsbehandlung. In Deutschland liegen die Magensäure-Hemmer wie Pantoprazol seit Jahren auf den vorderen Plätzen der umsatzstärksten, aber nicht unbedingt meistverordneten Medikamente. Hier führen laut Arzneiverordnungsreport 2007 die Bluthochdruckmittel und Antibiotika.

Weltweit als auch in Deutschland ist der Umsatz der Arzneimittel gegen psychische Krankheiten und Beschwerden weiterhin hoch. Antipsychotika (Neuroleptika) und Antidepressiva kommen zusammen auf einen Marktanteil von über sechs Prozent und stehen damit gleich hinter den Krebspräparaten auf Platz zwei. In Deutschland standen 2006 beispielsweise die beiden Neuroleptika-Wirkstoffe Olanzapin und Risperidon auf Platz 2 und 3 der umsatzstärksten Arzneimittel.

Produktgruppen 2007 Umsatz in Mrd. US-Dollar Marktanteil (%) Veränderung
gegenüber 2006 (%)
Weltweit 663,5 100 6,1
Krebspräparate 41,4 6,2 16,2
Cholesterinsenker 33,7 5,1 -6,7
Antiasthmatika 28,6 4,3 12,3
Magensäure-Hemmer 25,6 3,9 2,8
Antidiabetika 24,1 3,6 10,7
Antipsychotika 20,7 3,1 10,7
Antidepressiva 19,7 3,0 -6,8
Bluthochdruckmittel 19,4 2,9 13,6
Antiepileptika 15,2 2,3 13,5
Autoimmunmittel 13,3 2,0 20,3
Top 10 241,6 36,4 7,3

Quelle: IMS Health (nicht alle Länder der Erde wurde aufgenommen, es fehlen bspw. Russland und die Ukraine)

Ein Blick auf die erfolgreichsten Einzelmedikamente verdeutlicht die hohen Umsatzzahlen bei den Antipsychotika. Besonders interessant ist das Gedeihen von Seroquel mit seinem Wirkstoff Quetiapin. Ursprünglich ein Antipsychotikum wird die Substanz immer breiter angewendet und auch bei den sogenannten "bipolar affektiven Störungen", (früher "manische Depression") eingesetzt. Die Beweislage aus klinischen Studien hierfür ist gering. In den USA und Europa gibt es darüber hinaus Versuche Seroquel bei (Alzheimer-) Demenz und ADHS als Beruhigungsmittel einzuführen. Dabei ist ohnehin umstritten, welchen Vorteile Seroquel gegenüber anderen Antipsychotika hat, sieht man einmal von einem anderen Nebenwirkungsspektrum ab.

In Deutschland wurden 2006 mit Seroqel bereits 126 Millionen Euro umgesetzt, gegenüber 2005 war das eine Erhöhung um satte 40,8 Prozent. Der Arzneimittelreport konstatierte schon 2007 trocken: "Neuerdings versuchen die Hersteller atypischer Neuroleptika konsequent im Markt der Langzeitmedikation bipolarer, also affektiver Psychosen Fuß zu fassen." Es darf vermutet werden, dass die Umsätze für Seroquel in den letzten drei Jahren noch einmal kräftig angestiegen sind.

Arzneimittel 2007
Markenname (Wirkstoff)
Anwendung/Indikation Umsatz in Mrd. US-Dollar Marktanteil (%) Veränderung
gegenüber 2006 (%)
Sortis, Lipitor (Atorvastatin) Cholesterinsenker 13,5 2,0 -2,8
Plavix (Clopidogrel) Blutverklumpung 7,3 1,1 20,5
Nexium (Esomeprazol) Magensäure-Hemmer 7,2 1, 5,3
Seretide/Advair (Fluticason u.Salmeterol) Asthma, Lunge 7,1 1,1 9,6
Enbrel (Etanercept) Rheuma, Schuppenflechte 5,3 0,8 15,3
Zyprexa (Olanzapin) Psychosen 5,0 0,8 1,9
Risperdal (Risperidon) Psychosen 4,9 0,7 4,4
Seroquel (Quetiapin) Psychosen, Schizophrenie, Manie, Depression 4,6 0,7 16,2
Singulair (Montelukast) Asthma 4,5 0,7 14,7
Aranesp (Darbepoetin, "EPO") Blutarmut 4,4 0,7 -12,9
Top 10 - 63,9 9,6 5,6

Quelle: IMS Health (nicht alle Länder der Erde wurde aufgenommen, es fehlen bspw. Russland und die Ukraine)