Saudi-Arabien will 16 Atomkraftwerke bauen

Im autoritären Königreich mit den weltweit größten Öl-Ressourcen und viel Sonne hält man trotz Fukushima an den Atomplänen fest

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Das Ölland Saudi-Arabien will unbeirrt von Fukushima und trotz der eigenen, wenn auch begrenzten Ölressourcen in der Zukunft auf Atomenergie setzen. Jetzt hat das autoritäre Königreich, das wegen seines Öls und seines Reichtums vom Westen gestützt wird, noch genügend Geld, um kräftig in den Bau von Atomkraftwerken zu investieren – anstatt die Erneuerbaren Energien auszubauen, wie das andere Golfstaaten zumindest stärker machen.

16 Atomkraftwerke sollen in den saudischen Wüsten bis 2030 gebaut werden. Gerechnet wird mit Kosten von 300 Milliarden US-Dollar, für jeden Reaktor sind 7 Milliarden einkalkuliert worden, sagte Abdul Ghani bin Melaibari, der Koordinator für wissenschaftliche Zusammenarbeit der King Abdullah City for Atomic and Renewable Energy (KACARE). Das ist das Projekt einer Stadtgründung, die auf Atomenergie basiert, also eine Atomstadt. Damit soll Saudi-Arabien für den wachsenden Energiebedarf gerüstet werden, zudem soll die "saubere" Energie auch für Entsalzungsanlagen verwendet werden.

Nach Melaibari befinde man sich jetzt in der Planung, Unternehmen aus aller Welt könnten sich für das Atomprojekt bewerben. In zehn Jahren sollen die beiden ersten Reaktoren in Betrieb gehen, dann jedes Jahr ein weiteres.

Der französische Atomkonzern Areva hatte zwar auf Aufträge aus Saudi-Arabien gehofft und hat ein Abkommen mit dem saudischen Baukonzern BinLaden Group geschlossen, angeblich nur für Solarprojekte. Angeblich will Areva aber nur Reaktoren in Länder liefern, die stabil sind, so Areva-Chefin Anne Lauvergeon, ohne allerdings Namen zu nennen. Ob Saudi-Arabien noch lange trotz eines hoch gerüsteten Militär- und Polizeiapparates ein stabiles Land sein wird, darf bezweifelt werden. Das autoritäre, fundamentalistisch religiöse Land hatte nicht nur den Taliban-Staat unterstützt, sondern war und ist auch Brutstätte von Terroristen. Die spielen vermutlich jetzt keine so große Rolle mehr, dafür aber der Befreiungswunsch der jungen Menschen, der wohl auch hier nicht auf Dauer aufzuhalten ist und das Regime hinwegspülen könnte.

Sarkozy hatte zwar bereits mit den Vereinigten Arabischen Emiraten den Bau von zwei EPR-Atomkraftwerken von Areva vereinbart, die haben dann aber einen Vertrag mit einem südkoreanischen Konsortium abgeschlossen. Im Februar 2011 hatte Sarkozy mit Saudi-Arabien über die friedliche Entwicklung der Atomenergie abgeschlossen. Natürlich geht es hier um EPR-Atomkraftwerke von Areva. Sarkozy wird alles versuchen, das mögliche Giga-Geschäft, Stabilität des Landes hin oder her, an Land zu ziehen. Allein schon, um den Export von Atomkraftwerken zu sichern, dürfte Frankreich auch mit allen Mitteln versuchen, den europäischen Stresstest zu verwässern.