Bombenstimmung beim Luxemburger Geheimdienst

“Kops“ im Großherzogtum

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Nach nunmehr 146 Verhandlungstagen im Luxemburger Bombenleger-Prozess erhärtet sich der Verdacht, dass die unbekannten Täter bei den an besseren Arbeitsbedingungen und Prestige interessierten Sicherheitsbehörden zu suchen sind.

Bevor die geheimnisvolle wie unschlüssige Bombenserie zwischen 1984 und 1986 einsetzte, hatten die Sicherheitskräfte über massive Überstunden und schlechte Ausrüstung geklagt. Die vom “Super-Flic“ Ben Geiben aufgebaute Eliteeinheit Brigade Mobile de Gendarmerie hatte sich mit Personenschutz gelangweilt, ohne dass jemand den Luxemburger Würdenträgern an die Wäsche wollte.

Nachdem sich das Sicherheitsbedürfnis im Großherzogtum durch die Bomben explosiv gesteigert hatte, stellte Luxemburg ca. 100 zusätzliche Gendarmen ein – schlagartig hatte der Bomben-Spuk ein Ende. Angesichts einer Serie brutaler Raubüberfälle hätte die schwach ausgestattete Polizei durchaus ein nachvollziehbares Bedürfnis gehabt, der Politik durch inszenierten Terror nachzuhelfen, wie es in der schwedischen Komödie “Kops“ zu sehen ist.

Am Donnerstag nun sagte ein ehemaliger Zeitungsfotograf aus, er sei nach dem Bombenattentat auf den Justizpalast vom Geheimdienst damit beauftragt worden, die Schaulustigen zu fotografieren. Dabei war dem Zeugen aufgefallen, dass unter den Polizisten am Tatort erstaunlich gute Stimmung herrschte. Es sei den Sicherheitsbehörden nicht in den Sinn gekommen, dass eventuell eine zweite Bombe versteckt gewesen sei.

Dieser bemerkenswert coole Umgang mit Bombenanschlägen erinnert an das entspannte Verhalten der Sicherheitskräfte beim Attentat auf das Treffen der Europäischen Staats- und Regierungschefs. Obwohl ein Unbekannter ein Bömbchen geworfen hatte, wurde der Gipfel lässig fortgesetzt. Die Vorsitzende Richterin fand es erstaunlich, dass der schwach dokumentierte Vorfall nicht mit den Sicherheitsbehörden der betroffenen Länderchefs aufgearbeitet wurde.

Verdächtiger als die beiden angeklagten Ex-Elitepolizisten erscheinen jedenfalls deren ehemaliger Chef Ben Geiben und der erstaunlich “vergessliche“ Operationschef der Gendarmerie, Charles Bourg. Die Verteidiger der beiden Angeklagten suchen die Täter allerdings nach wie vor bei den NATO-Geheimagenten des Stay Behind-Netzwerks. In den kommenden Wochen wollen sie auch Zeugen aus dem italienischen Gladio-Prozess aus den 1990ern vernehmen.