Jaber al-Bakr hat sich angeblich in Deutschland radikalisiert

Berliner Imam soll den mutmaßlichen IS-Bombenbastler einer Gehirnwäsche unterzogen haben

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Nach Aussagen seines Bruders Alaa Al-Bakr soll sich Jaber al-Bakr, der mutmaßliche Bombenbastler im Auftrag des IS, in Deutschland radikalisiert haben, berichtet der Spiegel heute.

Spiegel-Journalisten haben nach eigenen Angaben Alaa al-Bakr in Syrien am Telefon erreicht. Im Gespräch erklärte der Bruder des Mannes, der sich am Mittwochabend in der JVA Leipzig das Leben nahm (Terrorverdächtiger Syrer soll in Gefängniszelle Suizid begangen haben), dass ein Berliner Imam Jaber al-Bakr "einer Gehirnwäsche unterzogen" habe. Der Imam soll Jaber al-Bakr dazu aufgefordert haben, "zurück nach Syrien zu gehen und dort zu kämpfen".

Jaber al-Bakr, Fahndungsfoto

Als weiteres Indiz für die Radikalisierung seines Bruders brachte Alaa al-Bakr vor, dass sich sein jüngerer Bruder im Internet "Horrorvideos aus Syrien" angeschaut habe. Einzelheiten, welcher Art die Videos waren, um welchen Berliner Imam welcher Gemeinde es sich handelte, sagte der Bruder des mutmaßlichen IS-Anhängers und Anschlagvorbereiters laut Bericht nicht.

Allerdings lieferte er Informationen zu einer Reise seines Bruders in die Türkei, die bislang nicht bekannt waren. Laut Alaa al-Bakr sei Jabar im September 2015 nämlich von der Türkei nach Syrien gereist und zwar nach Raqqa, der "Hauptstadt" des Extremisten-Kalifats. Dort habe er sich dem IS angeschlossen, wie Jaber al-Bakr seinen Angehörigen mitgeteilt habe. Kurz darauf habe die Familie den Kontakt abgebrochen. Dennoch wusste der Bruder offenbar zu berichten, dass Jaber al-Bakr erst "irgendwann in den vergangenen beiden Monaten" zurück nach Deutschland gekommen sei.

Bislang war in Medien von einer "mysteriösen Reise des Bombenbastlers in die Türkei" die Rede. Die Welt berief sich in ihrem Bericht dazu auf "Ermittler, die davon ausgehen, dass sich al-Bakr im Sommer mehrere Wochen, eventuell sogar Monate, in der Türkei aufgehalten haben soll". Laut Informationen der Zeitung soll al-Bakr erst Ende August zurückgekehrt sein. Das würde sich in etwa mit den Zeitangaben des Bruders decken.

Im September gab es dann die ersten vagen Hinweise auf eine Anschlagplanung, die im Laufe einiger Wochen zur Identifikation von Jaber al-Bakr führten. Das BKA, woher die Welt augenscheinlich ihre Informationen bezog, hat dem Bericht zufolge die Möglichkeit erwogen, "ob der Terrorverdächtige nicht vielleicht auch nach Syrien reiste und sich dort in einem terroristischen Ausbildungslager schulen ließ". Allerdings bestehe da noch Aufklärungsbedarf. Die Ermittler wüssten noch nichts darüber, was Jaber (bzw. Dschaber) während seines Aufenthalts in der Türkei genau gemacht habe.

Jaber al-Bakr war im Februar 2015 über Österreich eingereist, da er am 19. Februar in der Erstaufnahme München registriert wurde. Von dort aus wurde er dann nach Chemnitz in die Erstaufnahme gebracht, berichtet die Zeit.

Er erhielt eine auf drei Jahre befristete Aufenthaltsgenehmigung und wurde dem Landkreis Nordsachsen zugewiesen. Gemeldet war er in Eilenburg.

Die Zeit

Daraus ergeben sich ein paar Fragen: Wann hat er sich in Berlin aufgehalten, um sich der Gehirnwäsche des Imams auszusetzen? Oder nahm Jaber al-Bakr über das Netz Kontakt zu dem Prediger auf und ließ sich online unterweisen? Können Schutzsuchende, die eine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland haben, was aller Wahrscheinlichkeit nach mit Unterstützungsleistungen einhergeht, über Wochen oder sogar Monate verreisen - in Gebiete, die ganz in der Nähe des Landes liegen, aus dem sie geflüchtet sind - und dann zurückkommen, ohne dass es zu Fragen auf den Ämtern kommt?