Überzeugend motivierte Action

"Final Fantasy" zeigt eine gelungene Mischung westlicher und fernöstlicher Erzählmotive

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Der Film beginnt mit einer Großaufnahme vom Gesicht einer jungen Frau. So nah rückt ihr die Kamera, dass man fast glaubt, die einzelnen Hautporen zu erkennen. Das wäre nicht weiter bemerkenswert, wenn es sich um eine gewöhnliche Schauspielerin handelte. Aber diese Frau ist nicht aus Fleisch und Blut, sondern stammt, wie alle anderen Figuren des Films, komplett aus dem Computer.

Der Moment des Staunens über die Leistung der Animateure währt indessen nicht lange. Denn gleich darauf zieht das Erzähltempo so stark an, dass kaum noch Zeit ist, sich über den zunehmend verringernden Unterschied von Realfilm und Trickfilm Gedanken zu machen: Im Jahr 2065, so die Ausgangssituation, wird die Menschheit von einer außerirdischen Lebensform bedroht, die mit einem Meteoriten auf die Erde gelangt ist. Es sind geheimnisvolle, geisterartige Erscheinungen, die sich mit den üblichen Feuerwaffen nur mühsam in Schach halten lassen. Magazinweise verschießen die Einsatztrupps ihre Munition, wenn sie wieder einmal von den Aliens umringt sind. Die bäumen sich unter den Treffern auf, zerplatzen vielleicht auch, aber sofort füllt ein neues Phantom die Lücke und schwingt die gierigen Tentakel, mit denen es den Menschen die Lebenskraft heraussaugen will.

Ziemlich regelmäßig kommt es im Verlauf der Handlung zu solchen Ballerszenen, die wohl am deutlichsten auf den Ursprung des Films im gleichnamigen Computerspiel verweisen. Sie bilden das Actiongerüst der Geschichte, das Regisseur Hironobu Sakaguchi jedoch so geschickt mit erzählerischen Passagen verwebt, dass dieser Spielcharakter weitgehend in den Hintergrund tritt. Denn der Erzählstrang dient nicht einfach nur dazu, die nächsten Actionsequenzen vorzubereiten. Er stellt auch inhaltlich eine Gegenposition dar.

Es geht um den alten Konflikt zwischen militärischer und wissenschaftlicher Lösung: Die Aliens ausmerzen oder versuchen, sie zu verstehen - was ist aussichtsreicher? Natürlich liegen die Sympathien der Zuschauer bei der mutigen und hübschen Wissenschaftlerin Aki Ross, die gemeinsam mit ihrem genialen Mentor Doktor Sid versucht, die acht verschiedenen Inkarnationen von Gaia zu finden, mit deren kombinierter, spiritueller Kraft man die Bedrohung abwenden könnte.

Trotz der japanischen Herkunft des Regisseurs und vieler anderer Mitarbeiter ist dies übrigens kein Manga, sondern eine überaus gelungene Kombination fernöstlicher und westlicher Erzähltraditionen. Wobei die asiatische Komponente am deutlichsten in Gestalt einer fast mystischen Naturverehrung erscheint, die aber zumeist sehr souverän gegen westlichen Rationalismus ausbalanciert wird. Sinnigerweise entstand der Film auch real in der Mitte zwischen Amerika und Japan: in einem Studio auf Hawaii.