Wie China und Russland den Westen im Handel mit Afrika ausstechen

Getreide-Ernte in Afrika. Bild: A. Davey / Flickr / CC BY 2.0

Chinas Geschäfte mit Afrika boomen. Russland drängt mit Weizengeschenken und politischer Annäherung auf den schwarzen Kontinent. Wie der Westen reagiert.

Der Warenaustausch zwischen China und Afrika ist im Jahr 2023 auf volle 282 Milliarden US-Dollar angewachsen, wobei allerdings das afrikanische Handelsdefizit zunimmt. Damit erreicht der afrikanische-chinesische Handel mittlerweile annähernd die Ausmaße des Afrikahandels der EU mit 268 Milliarden Euro im Jahr 2021.

Chinas Milliarden-Machtspiel in Afrika

Zum Vergleich: Der Handel Afrikas mit den USA belief sich im selben Jahr auf knapp 62 Milliarden US-Dollar.

Russland ist diesbezüglich jedoch noch lange nicht so weit. 2022 belief sich der russisch-afrikanische Handel auf umgerechnet 18 Milliarden US-Dollar, war allerdings in der ersten Hälfte des Jahres 2023 um weitere 35 Prozent regelrecht explodiert.

Russlands unerwarteter Handelsboom in Afrika

Daher setzt Moskau weiterhin stark auf politische Annäherung. Vor allem die Weizengeschenke an verschiedene afrikanische Staaten haben international ein breites Medienecho gefunden.

Demnach hat Russland allein Anfang des Jahres 2024 immerhin 25.000 Tonnen Weizen an Kamerun, 50.000 Tonnen an die Zentralafrikanische Republik, 25.000 Tonnen an Mali und 25.000 Tonnen an Burkina Faso verschenkt.

Schnitzer des Wertewestens in Afrika nicht vergessen

Daher kann es nicht verwundern, dass die Presse im Westen einen wachsenden Einfluss auch von Russland in Afrika feststellt. Und das liegt nicht nur an Weizengeschenken, sondern auch daran, dass die Versäumnisse und Fehler des Westens – von der kolonialen Vergangenheit ganz zu schweigen – hierzulande leicht vergessen werden nicht aber in den betroffenen Ländern.

So unterstellte der Spiegel im Zusammenhang mit dem geplanten Austritt von Niger, Burkina Faso und Mali aus der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (Ecowas), dass letztere anlässlich des Militärputsches im Niger nur gedroht habe, dies aber am Ende nicht passiert sei. Da sind die Kollegen jedoch äußerst mangelhaft informiert.

Afrikas Handelskrieg: Der Westen verliert an Boden

Denn die Ecowas hatte – wohl vor allem aufgrund des Drucks aus der EU, weil Niamey ein Migrationsabkommen gekündigt – sehr wohl schwere Sanktionen gegen Niger verhängt, die in dem ohnehin bitterarmen Sahelland als Aushungern aufgefasst worden war.

Die unsichtbare Hungerkrise: Westliche Politikversagen

Nahrungsmittel mussten über Burkina Faso beschafft werden, Medikamente fehlten und aus Nigeria kam kein Strom mehr. Die Menschen demonstrierten dagegen - auch in Norden Nigerias.

Auch andere Schnitzer des Wertewestens sind in Afrika noch lange nicht vergessen: In der Studie "Major Changes in the Fertilizers Market in 2022-2023 and Their Impact on Global Food Security" des Panafrikanischen Parlaments, der Thabo-Mbeki-Stiftung und der Andrey-Melnichenko-Stiftung werden die Auswirkungen der ausgefallenen Düngemittellieferungen aus Russland, Weißrussland und der Ukraine minutiös beschrieben.

Das Düngemittel-Dilemma: Afrikas verhängnisvolle Lage

Dort heißt es unter anderem, dass durch die Getreidelieferungen im Rahmen des ukrainischen Getreideabkommens zwar etwa 95 Mio. Menschen mit Nahrungsmitteln versorgt werden konnten. Wird eine ähnliche Berechnung für Düngemittel und Ammoniak angestellt, die aufgrund verschiedener Beschränkungen nicht auf den Markt gelangen konnten, wären diese Mengen hinreichend gewesen, damit landwirtschaftliche Produkte erzeugen, um etwa 199 Millionen Menschen zu ernähren.

Russlands unerkannte Rolle in Afrikas Ernährungssicherheit

Melnichenko ist ein russischer Milliardär, der in der Schweiz lebt und sein Geld ganz wesentlich auch mit Düngemitteln verdient. Doch sollte man diesen Umstand nicht dazu benutzen, um die Untersuchungsergebnisse zu diskreditieren, sondern als weiteren Beweis dafür sehen, wie vielgestaltig die russisch-afrikanischen Beziehungen mittlerweile sind und dass sie sich nicht mehr auf die staatliche Ebene beschränken.

Als Beleg dafür, dass die Versorgung mit Düngemittel 2022 und 2023 tatsächlich ein überaus ernstes Problem für afrikanische Länder darstellte sei hier auf das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen verwiesen. Das WFP stellte Ende 2022 fest:

Die Welt braucht konzertierte Anstrengungen, um dringend etwas gegen die globale Krise auf dem Düngemittelmarkt zu unternehmen, (…). Wir können nicht zulassen, dass sich die globalen Probleme bei der Verfügbarkeit von Düngemitteln zu einer globalen Nahrungsmittelknappheit ausweiten. (…) Im Rahmen der Bemühungen des UN-Generalsekretärs (…) unterstützt das WFP die Spende von 260.000 Tonnen Düngemittel durch das russische Düngemittelunternehmen Uralchem-Uralkali für die bedürftigsten Länder in Afrika.

Und in den politischen Empfehlungen der russisch-panafrikanischen Studie heißt es denn auch, dass "formelle Untersuchungen durch multilaterale internationale Institutionen, um die betroffenen Staaten zu kompensieren" durchgeführt werden sollten und "wenn nötig, wichtige Entscheidungsträger zur Rechenschaft zu ziehen (sind), die Sanktionen und andere einseitige Beschränkungen verhängt haben".

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