Auf dem Weg zur Cyberdemokratie
Direkte Demokratie, Dezentralisierung, Erweiterung des Einflusses von Individuen und kleinen Gruppen, Abbau von Hierarchien und Massenorganisationen, leichter Zugang zu und Veröffentlichung von Information, weltweite Kommunikation, kurz: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sollen mit den Netzen einhergehen. Noch werden die demokratiepolitischen Potentiale des Netzes kaum genutzt, läßt die Kommerzialisierung der Netze den politischen Diskurs zur Randerscheinung werden. Möglicherweise ist das Netz - das absolute Quotenmedium, das gleichzeitig neue Zentren, eine neue Balkanisierung und Homogenisierung der Menschen begünstigt - entgegen der Utopien der Cyberkultur eine demokratiepolitische Falle. Der Soziologe Rainer Rilling erklärt, warum das Netz unpolitisch ist, warum sich reale Ungleichheit im Netz verdoppelt, wie die Logik des Hypertext politische Strukturen im Cyberspace zementiert und die auf Repräsentation basierende westliche Demokratie untergräbt. Gleichwohl bedingen sich offene Netze und offene Politik. In einigen "demokratiepolitischen Stichworten" erläutert Rilling am Schluß, was notwendig wäre, um den problematischen Tendenzen entgegenzusteuern.
Rainer Rilling
05. Februar 1997, 00:00 Uhr