ADAC empfiehlt streikbetroffenen Bahnkunden Mitfahrclub

Screenshot: Telepolis

Über das seit August kostenlose Portal sollen sich Pendler zu Fahrgemeinschaften zusammenfinden

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Ende September stimmten die Mitglieder der Lokomotivführergewerkschaft GDL in einer Urabstimmung zu 91 Prozent für Streiks, mit denen fünf Prozent mehr Lohn, eine um zwei Stunden verringerte Arbeitszeit und die Wahrnehmung der gewerkschaftlichen Vertretung anderer Bahn-Mitarbeiter durchgesetzt werden sollen. Dass sich das Bahn-Management in diesen Fragen auf die Gewerkschaft zubewegt, ist bislang nicht ersichtlich, weshalb Pendler sich in den nächsten Monaten nach alternativen Beförderungsoptionen umsehen müssen.

Für die meisten stehen die Fernbusse, die wegen gemäß § 42a PbefG bislang nur Strecken über 50 Kilometer bedienen dürfen, nicht als Alternative zur Verfügung. Klassische Mitfahrzentralen eignen sich im Regelfall eher für Personen, die nicht allzu zeitgenau irgendwo eintreffen müssen. Und über Uber schwebt ein rechtliches Damoklesschwert. Darüber hinaus dürfte der Dienst (außer in Berlin, wo der Beförderungspreis auf auf 35 Cent pro Kilometer gesenkt wurde) für regelmäßige längere Fahrten zur Arbeit und zurück deutlich zu teuer sein.

Die offene Beförderungslücke will der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) schließen: Er empfiehlt vom Streik betroffenen Bahnkunden seinen Mitfahrclub, der seit August kostenlos ist. Um den Service gebührenfrei anbieten zu können, wechselte der Automobilclub zu fahrgemeinschaft.de als Kooperationspartner. Der Vorgänger mitfahrgelegenheit.de wollte 11 Prozent des Fahrpreises kassieren, während man beim ADAC glaubt, dass so ein Geschäftsmodell für Pendlergemeinschaften langfristig ohnehin nicht greift, weil sich diese ohne Einschalten eines Portals absprechen, wenn sie sich einmal gefunden haben.

Um sich an den Fahrgemeinschaften zu beteiligen muss man kein ADAC-Mitglied sein - eine Telefonnummer reicht. Der Automobilclub betont jedoch, dass Anbieter von Fahrgelegenheiten mit einer ADAC-Mitgliedschaft besser um Mitfahrer werben können, weil diese dann wissen, dass im Pannenfall umgehend Hilfe kommt. Als Mitnahmepreis empfiehlt der Mitfahrclub fünf bis sechs Euro pro Fahrgast und hundert Kilometer. Um keine rechtlichen Schwierigkeiten mit der Taxibranche zu bekommen will man darüber hinaus gewerblich tätige Fahrer mit einer Plausibilitätsprüfung aufspüren und gegebenenfalls sperren.

Screenshot: Telepolis

Derzeit ist das Angebot durchwachsen: Von Moosburg nach München finden sich beispielsweise tägliche Frühangebote, von Mühldorf nach München dagegen keine. Um dieses Angebot zu verbessern, will der ADAC in den nächsten Monaten verstärkt auf größere Kommunen zugehen und ihnen nahelegen, den Mitfahrclub in ihre Webportale zu integrieren, um die Feinstaubbelastung zu senken, Verkehrsstaus zu vermeiden und den Parkplatzbedarf zu verringern.

Auch große Firmen wie die Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft (Munich Re), die für über 5.000 Angestellte innerhalb des Münchner Altstadtrings nur 100 Tiefgaragenstellplätze zur Verfügung stellt, sollten nach Ansicht des ADAC ein Interesse daran haben, dass sich Mitarbeiter nicht nur innerhalb der eigenen Abteilung zu Fahrgemeinschaften zusammenschließen, sondern auch mit Beschäftigten anderer Unternehmen. Auf diese Weise ließe sich das Problem lösen, dass die Hinfahrt bei vielen Pendlergemeinschaften oft besser klappt als die Rückfahrt, die wegen Überstunden oder Einkäufen oft zu weniger gut vorhersagbaren Zeitpunkten nachgefragt wird.

Die Website des Dienstes soll sich allen Handy-Displays automatisch anpassen. Eine App gibt es bislang nur für das iPhone - die für Android ist für 2015 geplant. Dann soll das Angebot auch in Vergleichsportale integriert und mit Bus-, Fahrrad- und Bahnanschlüssen gekoppelt sein. Von der Bahn selbst erwartet sich der ADAC allerdings keine Kooperation.

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