Müssen wir nie wieder Mikroplastik schlucken?

Tube mit Aufdruck Nachhaltig und grüner Paste, die sich in Kügelchen auflöst

Mikroplastik belastet unsere Umwelt und Körper massiv. Forscher haben nun eine Alternative entwickelt, die sich in harmlose Stoffe zerlegt.

Mikroplastik ist im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Menschen nehmen die winzigen Partikel mit der Nahrung oder dem Trinkwasser auf oder atmen sie ein. Im Körper können sie sich dann in Organen ablagern und verschiedene Krankheiten auslösen.

Mikroplastik entsteht, wenn Kunststoffe aus Autoreifen, Kleidung oder Verpackungen zerfallen. Es wird aber auch bewusst eingesetzt: Die winzigen Plastikkügelchen werden vielen Reinigungsmitteln, Kosmetika und anderen Schönheitsprodukten zugesetzt.

Biologisch abbaubares Polymer als Alternative zu Plastikkügelchen

Damit auch die letzte Quelle versiegt, haben Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) ein biologisch abbaubares Material entwickelt, das die Plastikkügelchen ersetzen soll. Das Besondere: Die Polymere zerfallen in harmlose Zucker und Aminosäuren.

Ana Jaklenec, leitende Forscherin am Koch Institute for Integrative Cancer Research des MIT, erklärt:

Eine Möglichkeit, das Mikroplastikproblem anzugehen, besteht darin, herauszufinden, wie die bestehende Verschmutzung beseitigt werden kann. Aber es ist genauso wichtig, nach vorne zu schauen und sich auf die Entwicklung von Materialien zu konzentrieren, die von vornherein kein Mikroplastik erzeugen.

Vielseitige Anwendungsmöglichkeiten – von Kosmetik bis Nahrungsergänzung

Doch darauf wollen sich die Forscher nicht beschränken. Die von ihnen entwickelten Polymere sollen helfen, den weltweiten Nährstoffmangel zu bekämpfen. Denn Nährstoffe wie Vitamin A ließen sich damit einkapseln und Lebensmittel damit anreichern.

Für ihre Studie testeten die Forscher fünf verschiedene Materialien. Eines davon erwies sich als besonders vielversprechend, weil es sich in saurer Umgebung wie im Magen auflöst.

Die Tests hätten gezeigt, dass sich die Vitamine A, D, E und C sowie Zink und Eisen mit den Polymeren einkapseln ließen, heißt es vom MIT. Der Vorteil: Die Nährstoffe bleiben auch nach monatelanger Lagerung bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit erhalten. Ohne die Kapsel würden Hitze und Licht sie zerstören.

Die Forscher mischten die Partikel auch in Brühwürfel, die in vielen afrikanischen Ländern häufig verzehrt werden. Selbst nach zweistündigem Kochen blieben die Nährstoffe erhalten. „Brühwürfel sind in Subsahara-Afrika ein Grundnahrungsmittel und bieten eine große Chance, den Ernährungszustand von Milliarden Menschen in solchen Regionen zu verbessern“, sagt Jaklenec.

Effektive Reinigung ohne Schaden für Mensch und Umwelt

Um das Potenzial der Partikel als Ersatz für Mikrokügelchen in Reinigungsmitteln zu testen, mischten die Forscher sie mit Seifenschaum. Diese Mischung entfernte wasserfeste Filzstifte und Eyeliner wesentlich effektiver von der Haut als Seife allein – und sogar besser als ein Reinigungsmittel mit Polyethylen-Mikrokügelchen. Die abbaubaren Partikel absorbierten auch potenziell giftige Elemente wie Schwermetalle besser.

„Wir wollten mit diesem ersten Schritt zeigen, dass es möglich ist, eine neue Klasse von Materialien zu entwickeln, bestehende Materialkategorien zu erweitern und sie dann auf verschiedene Anwendungen zu übertragen“, sagt Linzixuan Zhang, die Hauptautorin der Studie.