Tabakkonsum: Wenn die letzte Freiheit zum teuren Verhängnis wird

Brennende Zigarette mit Knoten in Rausch vor EU-Flagge

Rauchen gilt als letzte Freiheit der Bürger. In Deutschland sterben jährlich 127.000 Menschen an den Folgen. Was dabei kaum einer weiß: Die wahren Opfer sind andere.

Die EU steht bei ihren Vorstellungen zur Einschränkung des Rauchens in direktem Wettstreit mit der britischen Regierung. Zwar greifen nur noch zwölf Prozent der Briten regelmäßig zur Zigarette, denn hohe Preise und Rauchverbote in Innenräumen haben ihren Einfluss geltend gemacht.

Trotzdem gelten die Folgen des Rauchens in Großbritannien als Todesursache Nummer eins und sollen dem britischen Gesundheitsdienst und der Wirtschaft jährlich mehr als 20 Milliarden Euro kosten.

Aufgrund der Struktur des staatlichen Gesundheitsdienstes auf den britischen Inseln tauchen die Kosten des Gesundheitswesens direkt im staatlichen Haushalt auf und können nicht wie in Deutschland in den Budgets der knapp 100 Gesetzlichen Krankenversicherungen versteckt werden.

Die Folgen des Rauchens sind Hauptursache für Lungenkrebs und Infarkte

Neben den aktiven Rauchern, die bewusst das gesundheitliche Risiko eingehen, um sich aktuell besonders wohl und frei zu fühlen, sind auch die passiven Raucher von den Folgen des Tabakkonsums betroffen und dies offensichtlich noch deutlich stärker als die aktiven Raucher.

Besonders von den Schäden durch Passivrauchen betroffen sind Kinder, da ihr Atemwegssystem noch nicht voll ausgebildet ist, sind sie anfälliger für die Schadstoffe aus dem Zigarettenrauch. Für ungeborene Kinder ist das Passivrauchen besonders gefährlich. Raucht eine werdende Mutter, werden die Giftstoffe über die Nabelschnur an das Ungeborene weitergegeben und als Folge können die Lunge und andere Organe des Kindes dauerhaft geschädigt werden.

Dabei hilft es kaum, wenn die Eltern nur außerhalb der Wohnung rauchen, denn Studien belegen, dass auch Kinder von sogenannten Balkonrauchenden eine siebenfach erhöhte Belastung durch Tabakschadstoffe haben. Zudem sind sich viele Raucher nicht darüber im Klaren, dass auch der Dritthandrauch eine Rolle bei der Belastung der Kinder spielt.

Unter Dritthandrauch versteht man Rauchrückstände, die beispielsweise auf Möbeln, Kleidung oder auch im Staub zurückbleiben. Diese bedrohen dann gerade kleine Kinder, die durch die Wohnung krabbeln.

Rauchen gilt als letzte Freiheit der Bürger

Obwohl man die verheerenden Folgen des Rauchens auch aus den Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation herauslesen kann, wird das Rauchen hierzulande als letzte bürgerliche Freiheit gepriesen und Einschränkungen beim Rauchen werden beispielsweise von der AfD-Europaparlamentarierin Christine Anderson als typische EU-Verbotspolitik bezeichnet, als Entmündigung der Bürger.

Und da scheint die AfD in der deutschen Politik nicht alleine zu stehen, denn dass sich mehrere EU-Gesundheitsminister kürzlich für eine Begrenzung des Rauchens ausgesprochen haben, hat die deutsche Politik nicht gerade begeistert.

Dabei ist auch in Deutschland bekannt, dass Rauchen das bedeutendste Gesundheitsrisiko und die führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit ist. Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Krebserkrankungen gehen in vielen Fällen auf das Rauchen zurück.

Da die Kosten für eine Krebsbehandlung deutlich höher sind als für viele andere Behandlungen, muss das Krebsrisiko in Ländern des Fernen Ostens gesondert versichert werden. Deutschland zögert hier aufgrund seiner geschichtlichen Entwicklung in diesem Punkt noch.

Rauchen ist in Deutschland das Hauptgesundheitsrisiko

An den Folgen des Rauchens sterben alleine in Deutschland jedes Jahr etwa 127.000 Menschen. Hinzu kommen Erkrankungen und Gesundheitsbeschwerden sowie vorzeitige Todesfälle, die durch eine regelmäßige Passivrauchexposition verursacht werden.

Die gesellschaftliche Relevanz erschließt sich darüber hinaus durch die hohen Kosten für die Versorgung von Krankheiten und Gesundheitsproblemen, die auf das Rauchen zurückgehen, sowie durch mögliche Krankheitsfolgen, wie eine Erwerbsunfähigkeit oder Frühberentung.

Wer dieses Risiko in Deutschland offen anspricht, erwirbt sich schnell den Ruf eines Panikmachers. Und so nimmt es kein Wunder, dass Deutschland im Mittelpunkt der einschlägigen Kritik der WHO steht und sich dem Vorwurf stellen muss, dass man hierzulande Zigaretten immer noch zu günstig verkaufe.

In Deutschland fehlten nach Meinung der WHO mehrere Elemente bei den Anstrengungen zur Reduzierung des Tabakkonsums. So lägen die letzten Preiserhöhungen für Zigaretten unterhalb der Inflationsrate und machten Rauchen letztlich billiger und nicht teurer. Was kaum verblüfft, ist die Tatsache, dass der fehlende Wille, gegen das Rauchen vorzugehen, mit dazu beiträgt, dass die Gesundheitskosten in Deutschland explodieren.

E-Zigaretten sind Einstiegsdroge und keine Lösung

Am Tabakkonsum sterben nach Aussage der WHO weltweit jedes Jahr mehr als acht Millionen Menschen. Darunter sind mindestens 1,2 Millionen Nichtraucher, die als Folge des Passivrauchens ums Leben kommen, darunter 65.000 Kinder. Auch E-Zigaretten steht die WHO skeptisch gegenüber, denn diese enthalten zwar keinen Tabak, gelten aber dennoch gesundheitsschädlich.

Die höchsten Standards für eine tabakfreie Welt halten derzeit neben Brasilien und der Türkei noch Mauritius und die Niederlande. Dabei handelt es sich jedoch offensichtlich nur um die jeweilige Gesetzeslage. Ob diese in der Praxis auch eingehalten wird und welche Strafen drohen, scheint bislang noch nicht statistisch erfasst.