Abkehr von Russland: Wen wir nun für unsere Energiewende brauchen
Seite 2: Rohstoffe und Vorleistungen
Um die Risiken für deutsche Unternehmen und die Volkswirtschaft als Ganzes genauer abschätzen zu können, ist ein Blick auf die verschiedenen Sektoren und hier vor allem auf Schlüsseltechnologien nötig. Und hier zeigt sich ein interessantes Bild: Die EU importiert etwa 65 Prozent der Rohstoffe für Elektromotoren aus dem Reich der Mitte. Auch bei Seltenen Erden führt die Dominanz Chinas auf den Weltmärkten zu erhöhten Risiken in der Wertschöpfungskette.
"Vor allem die in den Permanentmagneten enthaltenen Seltenen Erden wie Dysprosium, Neodym und Praseodym sind für den Bau von Motoren für Elektrofahrzeuge und Windgeneratoren unerlässlich", warnt das ifo-Institut.
Bei Windkraftanlagen wird der Anteil chinesischer Rohstoffe auf 54 Prozent, in der Photovoltaik auf 53 und bei Lithium-Batterien immerhin noch auf 32 beziffert. Deutlich zeigt sich, dass die Energiewende ohne eine intensive Zusammenarbeit mit China schwierig werden dürfte.
Gilt dem ifo-Institut die Substituierung von Rohstoffen in den Lieferketten als schwierig, wird die Suche nach neuen Anbietern für Vorleistungen dagegen als "einfach" bezeichnet. Angesichts des Umfangs chinesischer Vorleistungen an den Gesamtimporten in die deutsche Produktion scheint diese Einschätzung jedoch ungewiss.
In der Automobilindustrie kommen drei Viertel aller importierten Vorleistungen aus China, bei Datenverarbeitung und elektrischer Ausrüstung über 70 Prozent. Im Maschinenbau sowie im Pharmabereich stammen noch über die Hälfte aller importierten Vorleistungen aus China und bei der chemischen Industrie sind es über 40 Prozent.
Auffällig ist zudem, dass Großunternehmen über die Hälfte ihrer Vorleistungen aus China beziehen, wobei etwa ein Drittel davon in eigenen Produktionsstätten hergestellt wird. Bei mittleren Unternehmen sind es 38 und bei Klein- und Kleinstunternehmen noch 28 Prozent.
Und überall in Deutschlands Unternehmen scheinen Planungen im Gang zu sein, Importe aus China zu ersetzen. Am deutlichsten ist dieser Trend bei der chemischen Industrie, die plant, zwei Drittel ihrer Importe aus China zu substituieren; Maschinenbau und metallverarbeitende Unternehmen wollen immerhin rund die Hälfte ersetzen.
Eine Ausnahme bildet die Automobilindustrie, die trotz ihrer großen Abhängigkeit vom Reich der Mitte ihre Importe von dort lediglich um ein Viertel drosseln möchte.
Das hat wohl vor allem damit zu tun, dass die großen Autobauer traditionell erhebliche Investitionen in wichtigen Absatzländern getätigt haben. So gründete Ford sein erstes Werk in Deutschland schon 1925 und der VW Santana wurde immerhin ab 1983 in China gefertigt.