Adieu, Moon Hoax Theory!

Seite 3: Fotografierte lunare Artefakte

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Doch drei Jahre später vollzog sich eine Wende, die so manch Skeptiker zum Anlass nahm, seine Zweifel zu überdenken. Zurückzuführen war dies auf den seit 2009 in der Mondumlaufbahn zu kartografischen Zwecken explorierenden "Lunar Reconnaissance Orbiter" (LRO), der die bis heute schärfsten und detaillreichsten Bilder von der Mondoberfläche zur Erde funkte. Bereits Mitte Juli 2009 veröffentlichte die NASA erstmals Bildmaterial aus dem Fundus des LRO-Archivs. Auf einigen Fotos sind deutlich Spuren menschlicher Aktivität auf dem Mond zu sehen.

Die fraglos beste Aufnahme gelang von dem Landegebiet der Apollo 17-Expedition. Hier sind neben Reifenspuren, dem ALSEP-Messinstrumenten-Paket, der zurückgelassenen Landestufe der Mondfähre "Challenger", dem LRV-Mondfahrzeug, den Astronauten-Fußspuren auch die US-Flagge und die kleine Geophon-Messstation zu sehen, das den Verlauf seismischer Wellen im Mondgestein erfasst. Bild: NASA's Goddard Space Flight Center

Aufgenommen mit der beeindruckenden Auflösung von einem Viertelmeter pro Pixel, machten die Wissenschaftler darauf nicht nur die Landeplätze von Apollo 12, 14 und 17 aus, sondern lokalisierten auch die Fußspuren der einst dort werkelnden Astronauten schrittgenau, hierunter selbst die letzten von Eugene Cernan. Der Orbiter fotografierte zudem die parallel verlaufenden Fahrspuren des Mondvehikels, mit dem die Astronauten der Apollo- 15, 16 und 17-Mission das Umfeld der Landezone näher erkundeten.

LRO-Aufnahme vom Juli 2009. Der silberne Punkt in der Bildmitte ist die zurückgebliebene Landestufe der Apollo-11-Mondfähre Eagle. Bild: NASA/Goddard Space Flight Center/Arizona State University

Dank der hohen Auflösung der Bilder entdeckten einige NASA-Mitarbeiter sogar einige der von den Astronauten zurückgelassenen Rucksäcke und darüber hinaus westlich der Landezonen die wissenschaftlichen Instrumente der Expedition. Diese hatten die Apollo-Besucher damals für Messungen abgestellt, hierunter auch den Mondlaser, das Laser-Reflektor-Experiment, das Apollo 11, 14 und 15 auf den Mond verfrachtete. Es misst auch heute noch die Lichtlaufzeit zur Erde, wodurch sich die aktuelle Entfernung zum Mond bis auf wenige Zentimeter genau bestimmen und dadurch auch die historische Dimension der ersten bemannten Mondlandung bewiesen werden kann.

Moon-Hoax-Krise

Auch wenn die bis auf den heutigen Tag zusammen getragenen Argumente der Mondverschwörungstheoretiker nach wie vor durchaus ideenreich, fantasievoll und unterhaltsam anmuten, ist es doch seit der Veröffentlichung der Lunar Reconnaissance Orbiter-Bilder um die Moon-Hoax-Protagonisten auffallend ruhig geworden. Viele Autoren und Hardliner sowie Dokumentarfilmer, die einst auf dem Moon-Hoax-Zug aufgesprungen sind, haben ihr Abteil wieder verlassen und widmen sich derweil anderen Themen. Selbst überzeugte Skeptiker wie Gernold L. Geise, der sich Jahre zuvor als deutscher Vorreiter der Moon-Fake-Szene gerierte, hat sich auf seiner Website schon seit mehr als vier Jahren zu diesem Thema nicht mehr geäußert. Sein letztes Buch zu diesem Sujet ist auf das Jahr 2003 datiert.

Das Lunar Laser Ranging Experiment der Apollo-Mission 11. Bild: NASA

Wer sich nach neuer Lektüre auf dem deutschen Buchmarkt umschaut, wird nur noch bei dem Politikwissenschaftler Gerhard Wisnewski fündig, der sein Buch "Lügen im Weltraum: Von der Mondlandung zur Weltherrschaft" vor fünf Jahren veröffentlichte. Auf dem anglo-amerikanischen Markt, auf dem Verschwörungstheorien traditionell omnipräsent sind, überwiegen ganz eindeutig jene Werke, deren Autoren gegen die Moon-Fake-Argumente kontern und wettern.

Ein Blick auf die früheren Websites und Foren, sofern noch vorhanden, verdeutlicht, wie stark das Interesse an diesem Thema gesunken ist. Von einem Desinteresse kann zwar nicht die Rede sein, da Umfragen zufolge immer noch mehr als 20 Prozent der US-Bevölkerung an einer simulierten Mondlandung glauben. Dennoch drängt sich der Eindruck auf, als hätten derzeit nur wenig Menschen noch an diesem Thema ernsthaft Interesse.

Irgendwie scheint es, als hätte die Diskussion um und über eine fingierte Mondlandung an Verve und Dynamik verloren und ihre anfängliche Faszination eingebüßt. Diese Tendenz mag daher resultieren, dass die Argumente der Zweifler über die Jahre hinweg nicht besser oder überzeugender geworden sind. Anstatt echte Beweise oder zumindest neue prägnante Indizien vorzulegen, stagniert deren Markt der Ideen.

Verunsicherung pur

Stattdessen relativieren engagierte Wissenschaftler wie Thomas Eversberg und Wissenschaftsjournalisten wie Paolo Attivissimo in ihren (neuen) Büchern praktisch jedes Argument der Moon-Fake-Fraktion und kontern geschickt auf jedes Argument, ohne dabei polemisch zu werden. Sie verweisen mit spielerischer Leichtigkeit jene Theorie ins Reich der Legende, die selbst wiederum alle Mondlandungen in das Land der Fabeln zu verbannen versucht.

Das wohl bekannteste Foto der Apollo-Mission: Buzz Aldrin im Fokus - und im Fokus der Zweifler. Bild: NASA

Der Glaubenskrieg, der vor mehr als zehn Jahren noch hinter den Kulissen zwischen Experten, Astronauten, Raumfahrtenthusiasten und Moon-Hoax-Fans tobte, ist einer überraschenden Nonchalance gewichen. Nur noch wenige Überzeugungstäter verspüren die Muße und Lust, das Thema erneut aufzugreifen und an die Frau oder den Mann zu bringen. Woran kann dies liegen?

Es besteht kein Zweifel daran, dass infolge der langen Diskussion, ob das große Apollo-Schauspiel wirklich auf dem Mond und nicht etwa in einem abgelegenen Filmstudio unter militärischer und CIA-Aufsicht über die Bühne gegangen ist, viele Menschen heute noch verunsichert sind. Viele sind orientierungslos geworden und halten es für denkbar, dass NASA & Co. anno dazumal die Welt genarrt hat, ohne es wirklich glauben zu können.

Dabei vergessen viele, dass es ein zentrales Argument gibt. Es ist eines, das häufig ignoriert wird und auf das die Mondskeptiker bis heute mit keiner zufriedenstellenden Antwort zu kontern vermögen …

Teil 2: Adieu, Verschwörungs-Apol(l)ogeten: Das Schweigen der Sowjets