Annexion in dieser Woche: Warum der Westen gerade jetzt besonnen bleiben sollte
Seite 2: Politik, Medien und Ukraine-Krise: Alle mal beruhigen, bitte!
- Annexion in dieser Woche: Warum der Westen gerade jetzt besonnen bleiben sollte
- Politik, Medien und Ukraine-Krise: Alle mal beruhigen, bitte!
- Wenn es einem bei "Energiesouveränität und -freiheit" kalt den Rücken herunterläuft
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Das Polittheater, das Moskau im Osten der Ukraine veranstaltet, und die Rücksichtslosigkeit des Kremls lassen im Westen die Emotionen hochkochen: bei Politikern und Journalisten.
Während in diesem Konflikt auf politische Ebene immer neue Sanktionen erlassen und Drohungen ausgestoßen werden, einschließlich des Einsatzes nuklearer Waffen – Stichwort: "all options are on the table" –, droht auch die Presse in den Strudel politischer Befindlichkeiten gezogen zu werden. Kaum eine Redaktion kommt mit Blick auf das Geschehen im Osten der Ukraine noch ohne das Kompositum "Scheinreferenden" aus.
Dahinter steht eine ungute Politisierung der Presse und der Mediensprache. Natürlich haben in den vier ukrainischen Gebieten Referenden stattgefunden. Was soll es sonst gewesen sein? Teepartys mit Samowar und mit "The very best of Putin-Reden (Vol. 34)"?
Es ist nicht Aufgabe der Presse, das Geschehen schon in den Headlines zu framen, sondern die Hintergründe sachlich zu erklären. Stattdessen werden Bestimmungswörter ("Schein") vorangestellt und die Texte sind derart anführungszeichenschwanger wie ein Bild-Bericht aus den Achtzigerjahren über die DDR –oder eben die "DDR".
Blöd für diejenigen, die eigenverschuldet den Unmut auf sich ziehen. So wie ein Journalist und ein Energiemanager aus Deutschland, die sich in der aktuellen Situation allen Ernstes von Russland haben einladen lassen, um die Referenden im Osten der Ukraine als Wahlbeobachter zu begleiten.
Da steckt schon reichlich Naivität dahinter, zumal mindestens einer der Männer sich bei einer
- von Russland organisierten Abstimmung über
- einen Anschluss an Russland
- während eines von Russland geführten Krieges
- in einem von Russland schon besetzen Territorium der Ukraine
- vor eine russische Kamera gestellt hat,
um von einem gut organisierten und transparenten Referendum zu sprechen.
Man hätte die Sache aber auch tiefer hängen können. Denn richtige PR haben die beiden Naivlinge erst durch den medial-moralischen Aufschrei in Deutschland bekommen. Deren Beschwichtigungen, es habe sich um private Reisen gehandelt, machten die Sache nur noch schlimmer.
Abmahnung, Abzug vom Russland-Geschäft, freiwillige Arbeit mit Ukraine-Flüchtlingen, das Abschreiben von "The very best of Putin-Reden, Vol 34" – wie auch immer: Die Freistellung und Kündigung der beiden Ost-Ukraine- bzw. West-Russland-Fans aber ist Zeichen einer Hysterie, die Medien und Politiker erfasst hat und die noch manche Opfer fordern wird.
Es täte – bei aller Klarheit in der Sache – allen Seiten gut, einen Gang herunterzuschalten.
Artikel zum Thema:
Redaktion Telepolis: Deutsche Teilnehmer: Kündigungen nach russisch organisierter Beobachtung in der Ost-Ukraine
Harald Neuber: Putin eskaliert: Wie wir jetzt reagieren müssten
Redaktin Telepolis: Im Wortlaut: So begründet Scholz die Sanktionen – und Putin die Teilmobilmachung
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