Atomkriegsgefahr in Korea

Seite 5: Streitkräfte Südkoreas, der USA, Russlands und Chinas

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Die konventionellen Streitkräfte Südkoreas

Oberbefehlshaber der südkoreanischen Streitkräfte ist seit dem 25. Februar 2013 die Staatspräsidentin Park Geun Hye. Als Regierungschef fungiert Chung Hong Won, als Verteidigungsminister amtiert Kim Kwang Jin. Chef des Nationalen Sicherheitsrates ist Kim Jang Soo. General General Jung Seung Jo fungiert derzeit als Generalstabschef. Militärisches Hauptquartier ist das Combatant Commander's Operations Center (CCOC) beim Command Post Theater Air Naval Ground Operations (CP TANGO) auf dem Fliegerhorst K-16 in Songnam bei Seoul.

Die Streitkräfte unterhalten mehrere Alarmsysteme: Für den allgemeinen militärischen Bereitschaftsstatus der südkoreanischen und amerikanischen Streitkräfte gibt es die so genannte Watch Condition (WATCHCON). Die höchste Stufe ist WATCHCON ONE. Am 9. April erhöhten die amerikanisch-südkoreanischen Streitkräfte ihre Kampfbereitschaft von "3" auf "2", das bedeutet "vitale Bedrohung". Für Grenzalarme entlang der Demarkationslinie gibt es das Chindoge-System mit der "Eins" als höchster Stufe. Die Alarmstufe für Cyber-War wurde am 10. April auf den Wert "Drei" einer fünfstufigen Skala erhöht. Das Alarmsystem der Zivilverteidigung ist dreistufig.

Im Rahmen der aktuellen Krise hat die südkoreanische Armee ihre Präsenz an strategisch wichtigen Straßen und in den Städten erhöht. Die Nervosität der Soldaten hat merklich zugenommen. Die Militärs trafen Vorbereitungen, um zumindest einen Teil der drei Millionen Reservisten einzuziehen.

Die südkoreanischen Streitkräfte verfügen – nach unterschiedlichen Angaben - über insgesamt 655.000 bis 685.000 Soldaten, davon entfallen allein auf das Heer (Republic of Korea Army - ROKA) 522.000 Mann. Das Heer unter dem Kommando von General Cho Jung-hwan gliedert sich neuerdings in zwei operative Territorialkommandos. die sich weiter aufgliedern in 11 Korps, 49 Divisionen und 19 Brigaden. Das Special Warfare Command "Lion" verfügt über sieben Sondereinsatzbrigaden: 1. Brigade "Eagle" in Kimpo, 3. Brigade "Flying Tiger" (Seongnam), 5. Brigade "Black Dragon" (Inchon), 7. Brigade "Pegasus" (Iri), 9. Brigade "Ghost" (Pusan), 11. Brigade "Golden Bat" (Chunchon) und 13. Brigade "Black Panther" (Uichonbu). Hinzu kommt das 707. Sondereinsatzbataillon "White Tiger" in Maesanri, das zur Bekämpfung von Infiltrationsagenten eingesetzt wird und u. a. von der deutschen GSG-9 ausgebildet wurde. Auch die Ausrüstung der Sondereinheiten stammt z. T. aus Deutschland: Pistole USP 9, Maschinenpistole MP5, sowie die Scharfschützengewehre SSG 3000 und MSG-90. Einzige ABC-Abwehr-Einheit ist die 1st Chemical Defense Brigade bei Seoul. Rund zwei Drittel der Heeresverbände sind in der Nähe der Demarkationslinie disloziert.

Die Verteidigung erfolgt aus mehreren Befestigungslinien heraus, auf die sich die Truppen zurückziehen können, um einen Gegenangriff zu starten. Das Heer ist u. a. mit folgenden Waffensystemen ausgerüstet: rund 2.400 Kampfpanzern (amerikanische M48 Patton, russische T-80U/UK und die koreanische Eigenentwicklung K1[A1]) und 2.700 Schützenpanzern (amerikanische M-113, sowjetische BMP-3 und koreanische K21 und K200), Amphibienpanzer (KAAV7A1) rund 11.000 Artilleriesysteme (amerikanische M101 und M114, sowie koreanische KH178 und KH179, hinzu kommen Feldraketenwerfer: amerikanische M270 MLRS und koreanische K136), 7.000 Flugabwehrsysteme (amerikanische Stinger, französische Crotale, russische SA-16 Igla-1E und S-300) und 600 Hubschrauber (amerikanische UH-1, MD-500, CH-47, UH-60 und AH-1 Cobra sowie deutsche Bo105).

Die Luftwaffe (Han-guk Kong Goon bzw. Republik of Korea Air Force – ROKAF) unter dem Kommando von General Sung Il-hwan gliedert sich u. a. in acht Kampfgeschwader (F-4 Phantom II, F-5 Freedom Fighter, F-15K Slam Eagles und F-16 Fighting Falcon), ein Lufttransportgeschwader und drei Luftabwehrbrigaden. Sie besitzt 65.000 Mann und ca. 570 Kampfflugzeuge.

Die südkoreanische Marine (Republik of Korea Navy – ROKN) unter dem Kommando von Admiral Choi Yoon-Lee mit Hauptquartier in Gyeryong. Die Marine gliedert sich in drei Flotten: FROKN in Donghae, SROKN in Pyeongtaek und TROKN in Mokpo. Hinzu kommt eine Naval Special Warfare Brigade. Die ROKN verfügt über 68.000 Mann und 140 bis 170 Überwasserschiffe (u. a. 2 Kreuzer, 6 Zerstörer und 12 Fregatten) und 23 U-Boote. Zur Marine gehören auch drei Zerstörer der KDX-III King Sejongdaewag-Ham-Klasse (Sejong the Great, Yulgok Yi I, und Kwon Yul [vormals: Seoae Ryu Sung Ryong]), die mit dem amerikanischen AEGIS Combat System ausgestattet sind. Diese Schiffe verfügen entsprechend über das Radarsystem AN/SPY-1, sind aber nicht mit den amerikanischen ABM-Raketen vom Typ RIM-161 SM-3 ausgestattet, sondern verfügen nur über die RIM-66 SM-1/2.

Die Marineinfanterie (Republic of Korea Marine Corps) unter dem Kommando von Generalleutnant Lee Ho-yeon besteht aus 29.000 Mann und gliedert sich in die 1. Marineinfanterie-Division, die 2. Marineinfanterie-Division und die 6. Marineinfanterie-Brigade. Die paramilitärische Küstenwache verfügt über 4.500 Angehörige und verschiedene Schiffe.

Neben seinem Militärpotential verfügt Südkorea über ein ausgebautes Zivilschutzsystem (Republic of Korea Civil Defense Corps). Da die Landeshauptstadt Seoul nur rund 40 km von der Demarkationslinie am 38. Breitengrad entfernt liegt und sich somit in der Reichweite der nordkoreanischen Artillerie – der Kanone Koksan (170 mm) und Feldraketenwerfern (240 mm) – befindet, sind umfangreiche Zivilschutzmaßnahmen notwendig. Zum Schutz der Einwohner gibt es über 7.000 Schutzräume in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden; hinzu kommen U-Bahnstationen und unterirdische Einkaufspassagen. Die lokale ZS-Einsatzzentrale befindet sich im dritten Untergeschoss des Rathauses. Bei Alarmstufe "Drei" arbeiten hier bis zu 60 Personen. Alle paar Monate findet eine Zivilschutzübung statt.

In Südkorea nehmen die Stimmen derjenigen zu, die die Entwicklung einer eigenen Atomwaffe fordern. Gegenwärtig verhandelt die südkoreanische Regierung mit den Amerikanern über eine Änderung des Nuklearkooperationsabkommens von 1972. Die Regierung in Seoul strebt danach, in Zukunft die abgebrannten Brennelemente aus ihren 22 Atomkraftwerken selbst wiederaufarbeiten zu dürfen. Dies sei nötig, um das Atommüllproblem (ca. 10.000 t bis zum Jahr 2016) in den Griff zu bekommen. Kritiker befürchten, dies sei nur ein Vorwand, um sich Waffenuran zu beschaffen. Ein südkoreanische Regierungssprecher dementierte dies: "Diese Regierung hat keinerlei Absicht, nukleare Fähigkeiten in Bezug auf Waffen zu erlangen."

Die US-Streitkräfte in Südkorea

Der US-Präsident Barack Obama trat am 20. Januar 2013 seine zweite Amtszeit an. Mehrere Schlüsselpositionen mussten neu besetzt werden. Zu den "Anfängern" gehören Verteidigungsminister Charles Timothy "Chuck" Hagel, Außerminister John Forbes Kerry und CIA-Direktor John O. Brennan.

Im Rahmen ihres globalen Stützpunktsystems hat die selbsternannte Weltführungsmacht USA z. Zt. 28.500 Soldaten in Südkorea stationiert. Außerdem dienen einige südkoreanische Soldaten bei den US-Streitkräften in Korea. Das Hauptquartier der United States Forces Korea (USFK) befindet sich in der Garnison Yongsan in Seoul. Kommandeur der US-Truppen ist z. Zt. General James D. Thurman; der Chef des Stabes Generalleutnant John D. Johnson. Am 11. April erhöhten die US-Streitkräfte ihren Bereitschaftsstatus (Defense Condition) auf DEFCON 3 (Yellow).

Die Kriegspläne der amerikanisch-südkoreanischen Bündnisstreitkräfte tragen die Bezeichnung Operationsplan OPLAN 5027. Nach dem Grenzzwischenfall auf der Insel Yonpyong im November 2010 hat das US-Militär seine Militärstrategie überarbeitet. In Abhängigkeit vom Ausmaß eines Angriffs sieht der neue Operationsplan flexible Gegenmaßnahmen vor, aber insgesamt wurde die Einsatzschwelle der US-Truppen gesenkt. So wollen die USA schon bei einem begrenzten Zwischenfall der südkoreanischen Regierung militärischen Beistand leisten. Als wichtigste Zielobjekte nannte der frühere Kommandeur der US-Truppen in Korea, General a. D. Walter L. Sharp, die nordkoreanischen "Atomanlagen und ballistischen Raketen".

Die amerikanischen Heeresverbände verfügen über 17.000 GIs und sind in der so genannten 8th US Army organisiert. Diese setzt sich vor allem aus der 2nd Infantry Division mit HQ Camp Red Cloud zusammen. Die Division verfügt über rund 14.000 GIs, 140 Kampfpanzer M1 Abrams, 170 Schützenpanzer M2 Bradley, 30 Panzerhaubitzen M109, 70 Kampfhubschrauber AH-64 Apache und Flugabwehrraketen Patriot.

In Südkorea hat die US-Air Force fast 8.000 Soldaten und folgende Truppenteile disloziert: Die 7th Air Force unter dem Kommando von Generalleutnant Jan-Marc Jouas hat ihr Hauptquartier auf der Osan AB und betreibt u. a. das 607th Air and Space Operations Center (AOC). Es verfügt über zwei Kampfgeschwader. Das 8th Fighter Wing in Kunsan AB besteht aus zwei Staffeln mit Jagdflugzeugen F-16C/D (Block 40), und das 51st Fighter Wing in Osan AB besteht aus einer weiteren Staffel mit F-16C/D (Block 40) und einer Staffel mit A-10C Warthog zur Panzerbekämpfung. Hinzu kommt die 5th Reconnaissance Squadron mit Aufklärungsflugzeugen U-2S in Osan AB. Außerdem hat die US-Air Force in Japan zwei weitere Kampfgeschwader mit F-16C/D (Block 50) bzw. F-15C/D, zwei Sondereinsatzstaffeln mit MC-130H/P und eine Eloka-Staffel mit RC-135V/W (82nd Reconnaissance Squadron in Kadena AB) stationiert. Hinzu kommen weitere Verstärkungen durch die Pacific Air Force (PACAF) mit Hauptquartier auf der Joint Base Harbor-Hickam in Hawaii. Im Kriegsfall würden die US-Luftwaffe ihre Luftüberlegenheit ausspielen, um die nordkoreanischen Truppenkonzentration in den Tälern und Schluchten zwischen den Gebirgsketten zu vernichten.

Die US-Navy betreibt die Jinhae Naval Base und ist in Südkorea mit 250 Matrosen präsent. Hinzu kommt die Marineinfanterie (Marine Forces Korea - MARFOR-K). Außerdem ist auf der Halbinsel das Special Operations Command Korea (SOCKOR) stationiert.

Die US-Streitkräfte haben ihre früher in Südkorea gelagerten Atomwaffen schon vor Jahren abgezogen. Aber vor dem Hintergrund der aktuellen Krise sprachen sich in Meinungsumfragen mehr als 60 Prozent der südkoreanischen Bevölkerung für die Stationierung von Atomwaffen in Südkorea aus.

Zur Verstärkung ihrer in Südkorea stationierten Verbände können die US-Streitkräfte auf ihr gesamtes PACOM-Militärpotential im pazifischen Raum zurückgreifen. Dies betrifft insbesondere die US-Streitkräfte in Japan, die amerikanische Pazifikflotte und die Truppen an der Westküste der USA: So verfügt allein die US Pacific Fleet über insgesamt 140.000 Soldaten, 180 Kriegsschiffe und 2.000 Flugzeuge.

Aktuelle US-Truppenverstärkungen

Die US-Streitkräfte haben ihr in Südkorea stationiertes Militärarsenal in den letzten Wochen verstärkt. Dies geschah zunächst aus Anlass der geplanten Militärmanöver, dann als Reaktion auf die nordkoreanischen Angriffsdrohungen. Nicht in jedem Fall lässt sich eine Truppenverlegung dem ein oder anderen Grund zuordnen.

Am 4. April verlegte die US-Army das 23rd Chemical Battalion mit 250 Soldaten aus den USA zurück nach Uijeongbu in Korea.

Am 28. März verlegte die US-Air Force zwei strategische Atombomber vom Typ B-2A Spirit vom 509th Bomb Wing (Whiteman AFB, Missouri) nach Südkorea, um an der Militärübung teilzunehmen. Die beiden Stealth-Bomber könnten im Kriegsfall jeweils 16 Wasserstoffbomben (B-61-Varianten) abwerfen.

Am 31. März entsandte die US-Air Force mindestens zwei Kampfflugzeuge vom Typ F-22 Raptor von der AFB Kadena (Japan) nach Osan in Südkorea. Aufgrund der langen US-Interventionsgeschichte hätte man eigentlich erwartet, dass die amerikanische Regierung gleich ein ganzes Geschwader verlegt, dies war aber anscheinend nicht der Fall. Dennoch ist die Verlegung der Maschinen überaus interessant: Bei der Raptor handelt es sich um ein "Stealth"-Flugzeug, das nicht oder kaum vom gegnerischen Radar erfasst werden kann. In diesem Zusammenhang wurde nicht bekannt, ob die beiden Flugzeuge auch in den nordkoreanischen Luftraum eindrangen, um Foto-Aufklärung zu betreiben.

Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo gab am 7. April bekannt, dass die USA eine Aufklärungsdrohne vom Typ RQ-4 Global Hawk in Japan stationieren wollen.

Die US-Navy schickt u. a. zwei Flugzeugträger-Kampfgruppen in den Westpazifik. Anfang April schipperte das U-Boot SSN-766 USS Charlotte (Los Angeles-Klasse) von Pearl Harbor (Hawaii) nach Korea.

Ausbau der Raketenabwehrsysteme

Die US-Verstärkungen beziehen sich nicht nur auf die südkoreanische Halbinsel und Japan, sondern erstrecken sich auf den ganzen Nordpazifik als potentiellen Bedrohungsraum. Dabei geht es insbesondere um einen Ausbau der amerikanischen Raketenabwehr in Südkorea, Japan, Guam und dem amerikanischen Festland. Es handelt sich um verschiedene technische Systeme, die sich gegenseitig ergänzen und überlappen. Auch die Streitkräfte Südkoreas und Japans sind mit den US-Systeme ausgerüstet.