Ausgebootet und eingerichtet

Die Reformation zum Anfassen: GNU/Linux und Open Source - Teil 4

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Über restriktive Verträge mit PC-Herstellern verhindert Microsoft echten Wettbewerb im Betriebssystem-Umfeld. Doch während kommerzielle Vorhaben wie OS/2 und BeOS eingestellt werden mussten, lässt Linux seit über 10 Jahren nicht locker. Wer Geduld und Spucke investiert, dem erschließt sich schnell die bestechende Logik von Unix.

Die Installation und Konfiguration eines neuen Systems gehört zu den schwierigsten administrativen Aufgaben überhaupt. Das gilt ganz besonders dann, wenn ein langsamer Übergang von einem bestehenden System zu einem neuen geschafft werden soll, also z.B. von Windows zu Linux. In Unternehmen ist schon der Wechsel eines einzelnen Programms oft mit wochenlangen Testphasen verbunden, ganz zu schweigen von der Umstellung des Betriebssystems. Hinzu kommt natürlich das unvermeidliche Erlernen der neuen Software.

Die wenigsten Benutzer basteln sich ihren PC von Grund auf selbst zusammen. Für die Massenverbreitung des PC war die Vorinstallation von Betriebssystem und Standardsoftware durch Händler und Hersteller unerlässlich. Mutige Anwender probieren vielleicht neben der Installation von Software aus dem Internet gelegentlich ein Upgrade zu einer neuen Windows-Version aus, in der Erwartung, alte Soft- und Hardware ohne weitere Einstellungen auch in der neuen Version verwenden zu können. Tatsächlich bemüht sich Microsoft meist um möglichst reibungslose Updates, um auch jenen Kundenstamm zu gewinnen, der die Software häufiger aktualisiert als die Hardware.

Wer die Installationsprozedur von Linux kritisiert, muss sich also zunächst einmal der Tatsache bewusst sein, dass Windows-Nutzer in der Regel ihr Betriebssystem nicht von Grund auf installieren - ganz besonders nicht in Verbindung mit einem anderen Betriebssystem.

Prinzipiell können auf einem Computer problemlos nahezu beliebig viele Betriebssysteme parallel installiert werden. Nach dem Booten des Rechners erscheint dann ein einfaches Auswahlmenü, mit dem man z.B. mehrere Windows-Varianten, ein paar Unixe und auch noch den einen oder anderen Exot wie BeOS oder OS/2 starten kann. Solche Mehrfachinstallationen ermöglichen es dem Anwender, alle Systeme auf ihre Praxistauglichkeit zu testen und letztlich das für seine Zwecke beste System zu wählen.

Microsofts Monopol-Geheimnis: OEM-Verträge

Um den Anwendern den Installations-Ärger zu ersparen und ihnen gleichzeitig mehr Wahlmöglichkeiten zu bieten, könnten PC-Hersteller eigentlich Windows z.B. standardmäßig in Verbindung mit Linux installieren. Heutige PCs verfügen über Festplatten im zwei- bis dreistelligen Gigabyte-Bereich. Eine Installation von Linux schlägt mit etwa 0,5 bis 3 Gigabyte zu Buche (was auch Anwendersoftware beinhaltet), ist also vernachlässigbar klein. Für die meisten Linux-Distributionen sind keinerlei Lizenzgebühren zu zahlen. Die Installation ist für einen geschulten PC-Bastler Routine - Serienhersteller müssen ohnehin nur einmal das entsprechende Festplatten-"Image" produzieren, das dann auf allen PCs aufgespielt wird. Selbst Feinheiten der Hardware-Konfiguration sind in Serienproduktion kein relevanter Kostenfaktor. Support könnte für das Zweit-Betriebssystem in Rechnung gestellt oder unterlassen werden.

Da Linux-Distributionen nicht nur aus dem Betriebssystem, sondern auch aus Unmengen freier Software bestehen (vgl. Teil 1 - Das Konzept der Distribution), würde ein PC-Hersteller, der seinen Kunden Linux und Windows gemeinsam anbietet, einen erheblichen Wettbewerbsvorteil erlangen. Denn die Linux-Software, von der Datenbank über den Synthesizer bis zum Malprogramm, ist den mit Windows verbündelten Gegenstücken (wenn es sie denn überhaupt gibt) in der Regel weit überlegen, aber mindestens ebenbürtig.

Nun muss man wissen, dass der PC-Markt in relativ fester Hand einiger weniger Hersteller ist. Dazu gehören Vobis, Sony, Dell, Acer, Compaq/HP, Fujitsu-Siemens, Gateway 2000 und einige andere. Viele lokale PC-Händler agieren primär als Reseller dieser Marken. Jeder dieser Hersteller hat einen sogenannten "Tier One" OEM-Vertrag ("Original Equipment Manufacturer") mit Microsoft. Es gibt noch andere Arten von OEM-Verträgen für kleinere Hersteller.

T1-OEM-Verträge sind streng geheime Überabkommen, die bevorzugten Herstellern erhebliche Preisnachlässe gewähren. Im Gegenzug muss der Hersteller verschiedene Bedingungen erfüllen, die teils im Vertrag festgelegt sind, teils über "Ergänzungen" schriftlicher Art oder "Interpretationen" nachträglich geprüft werden. Dies wurde im Rahmen des Antitrust-Verfahrens gegen Microsoft durch die US-Regierung bekannt und untersucht. Das Beweismaterial gegen Microsoft, das zu großen Teilen aus MS-internen Dokumenten besteht, ist online verfügbar. Die Lektüre dieser Dokumente ist wesentlich interessanter als die der Gerichtstranskripte, da man hier einen direkten Einblick in die Funktionsweise des Milliardenkonzerns erhält (während im Zeugenstand die Microsoft-Vertreter so lange selbst die banalsten Behauptungen abstritten, bis die Beweislast zu erdrückend wurde).

Im Verfahren ging es primär um Microsofts Kampf gegen Netscape. Hier spielten auch die OEM-Verträge eine große Rolle, da Microsoft über die Verträge die Hersteller dazu zwang, keinen Browser außer Internet Explorer auf den Systemen zu installieren. Nicht nur das: Auch Microsofts Internetprovider MSN sollte exklusiv auf dem Desktop vermarktet werden, und von den Unternehmen wurde erwartet, selbst unternehmensintern IE einzusetzen (s. entsprechende Gateway-Korrespondenz) und auf ihren Websites das IE-Emblem sichtbar zu machen, als "Co-Marketing"-Maßnahme.

Ein Microsoft-Dokument legt die OEM-Preisstruktur von 1990-1996 offen. Demnach wurden die durchschnittlichen OS-Lizenzgebühren pro Rechner in dieser Zeit erheblich und kontinuierlich erhöht, nämlich von 19$ auf 49$. Weitere interne Dokumente diskutieren aufgrund der sinkenden PC-Preise einen Stop der Preiserhöhung, so dass man wohl davon ausgehen kann, dass OEM-Hersteller derzeit maximal etwa 60-70$ pro OS bezahlen, stark bevorzugte Hersteller noch einmal deutlich weniger. Der Endkunde bezahlt dagegen für eine Kopie von Windows XP (Home Edition) rund 240 Euro.1

Bis zu einem Verbot 1995 wurden Microsoft-Betriebssysteme außerdem pro Prozessor lizenziert, wie Konsumentenrechtler James Love erklärt. Das bedeutete, dass Hersteller für MS-DOS/Windows selbst dann bezahlen mussten, wenn sie es auf bestimmten Systemen überhaupt nicht installierten, was den Tod von MS-DOS-Konkurrenten wie DR-DOS zur Folge hatte. Mittlerweile gibt es stattdessen Systemlizenzen, wobei ein Hersteller eine neue Serie unabhängig von den bestehenden OEM-Verträgen vermarkten kann. Nur so wurde es überhaupt profitabel möglich, alternative Betriebssysteme neben Windows zu verkaufen.

In einem typischen Microsoft-Brief an einen OEM, in diesem Fall Gateway 2000, heißt es, die OEM-Lizenz für Gateway 2000 werde innerhalb von 60 Tagen terminiert, wenn Gateway nicht die MSN- und IE-Icons auf dem Windows-Desktop wiederherstellt (zu diesem Zeitpunkt, 1996, war Netscape noch beliebter als IE). Die resultierende Verteuerung der PCs hätte für Gateway womöglich das Ende bedeutet, hat aber auf jeden Fall jeden potenziellen Deal mit Netscape oder anderen Providern als MSN unprofitabel gemacht.

Für die Betreuung der OEMs ist ein Deutscher zuständig: Joachim Kempin ist Microsofts "Geheimwaffe" - er stieg in den Achtzigern in der US-Hierarchie von Microsoft auf und gehört nun als Leiter der OEM-Abteilung zu den bedeutendsten Microsoft-Managern. Google fand im Oktober 2001 auf seinen Namen gerade einmal 1380 Treffer, und die meisten davon haben mit seiner Aussage im Microsoft-Prozess zu tun. Dabei ist er der Mann, von dem ein Großteil von Microsofts Einkünften abhängt - zum Zeitpunkt des Antitrust-Verfahrens kamen rund ein Drittel aller Einnahmen von den Konten der OEMs. Microsoft ist sich der Bedeutung des OEM-Kanals bewusst: Kempin gibt grundsätzlich keine Interviews und verhandelt mit seinen Partnern am liebsten mündlich. Ein Portrait von Business Week bezeichnet ihn als Microsofts "Enforcer", der knallhart und in schlechtem Englisch ("developpers", "promisses", "in my believe") jede Konkurrenz im Betriebssystem-Markt eliminiert. So geschehen z.B. im Falle von Vobis, schreibt Business Week:

"1991 verkaufte [Theo] Lieven [von Vobis] eine große Zahl von Computern mit DR-DOS von Digital Research. Aber er behauptet, Kempin habe damit gedroht, den Preis für Windows mehr als zu verdoppeln, wenn Vobis weiterhin DR-DOS verkaufe. Drei Jahre später blieb er standhaft, als es um den Verkauf von PCs mit IBMs OS/2 ging. Er sagt, Microsoft antwortete, indem Vobis untersagt wurde, eine frühe Version von Windows 95 drei entscheidende Monate lang zu testen, wodurch die pünktliche Plazierung von Windows-PCs gefährdet wurde. 'Wir mussten aufgeben', sagt er."

Wer OEMs nach solchen Praktiken befragt, wird nur Schweigen ernten, denn alle Verträge stehen unter strikten Verschwiegenheitsabkommen (s. Beispiel für ein NDA mit Compaq). In einem nur über das Verfahren gegen MS bekannt gewordenen Brief schreibt HP-Produktmanager John Romano: "Wenn wir die Wahl eines anderen Anbieters hätten, würden wir Sie aufgrund Ihres Verhaltens mit Sicherheit nicht als Anbieter auswählen." Solche Aussagen sind den OEMs öffentlich praktisch auch durch die Co-Marketing-Vereinbarungen untersagt, die es vorschreiben, dass die OEMs Windows als Produkt fördern.

Hinzu kommt, dass den OEMs, so sehr sie die Repressalien von Kempin & Co. fürchten, die Verträge in gewisser Weise lieb und teuer sein dürften, denn sie sichern ihnen eine Vormachtstellung. Nur durch Gerichtsverfahren wie in den USA können sie also bekannt gemacht werden.

Die Dual-Boot-Problematik

Für Linux sind die OEM-Verträge in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. Zum einen beeinträchtigen sie die Möglichkeit von OEMs, Linux-PCs gemeinsam mit Windows-PCs zu verkaufen: Wenn schon geänderte Icons zu wochenlangen Diskussionen führen, kann man sich vorstellen, welchen Ärger sich Dell durch die optionale Installation von Linux (anstelle von Windows) eingehandelt hat - da verwundert es nicht, dass das Projekt kurze Zeit später "mangels Interesse" eingestellt wurde. Dass im Rahmen der OEM-Verträge so etwas erlaubt ist, spielt keine Rolle, denn Microsoft kann hier über die Interpretation anderer Klauseln einige Repressalien ausüben.

Zum anderen verbieten OEM-Verträge die Einrichtung von Dual-Boot-PCs, auf denen sowohl Windows als auch Linux installiert ist. Wie oben erläutert wäre das aber eine wesentliche Voraussetzung, um Linux oder beliebigen anderen Betriebssystemen weitere Verbreitung zu ermöglichen. Das Dual-Boot-Verbot ist ausreichend belegt, um ein Kartellverfahren einzuleiten:

  1. In verschiedenen Dokumenten aus dem US-Prozess wird klar gesagt, dass Hersteller keinerlei Veränderungen am System bis zum Auftauchen des "Willkommen bei Windows" Bildschirms vornehmen dürfen (Beispiel 1, Beispiel 2 und Microsofts Antwort darauf). Die dokumentierten Einschränkungen, wenngleich sie auch Dual-Boot unmöglich machen würden, galten der exklusiven Vermarktung von MSN und IE (OEMs durften keine alternativen Internet-Provider oder Browser bewerben), so dass man annehmen kann, dass eine globale Dual-Boot-Restriktion schon deutlich länger existiert.
  2. Jean-Louis Gassée, Chef der mittlerweile von Palm übernommenen Firma Be, die ein Konkurrenz-Betriebssystem produzierte, hat in mehreren Kolumnen (Beispiel) direkt auf das Vorhandensein der Dual-Boot-Einschränkung hingewiesen. Er bot PC-Herstellern, die BeOS zusammen mit Windows installieren, an, das Betriebssystem kostenlos weiterzugeben. Kein PC-Hersteller außer Hitachi folgte dem Angebot, trotz anfangs "enthusiastischer" Diskussionen.
  3. Der PC-Hersteller Hitachi hat BeOS auf einem Notebook installiert, jedoch vor dem Verkauf die entsprechende Festplatten-Partition unsichtbar geschaltet. Nur nach der Ausführung detaillierter Instruktionen ist es möglich, das versteckte BeOS sichtbar zu machen. Dabei funktioniert BeOS problemlos zusammen mit dem installierten Windows.
  4. Ein OEM, der sowohl Linux- als auch Windows-PCs, aber keine Linux/Windows-PCs verkauft, hat mir gegenüber direkt bestätigt, dass die OEM-Verträge die Einrichtung von Dual-Boot-PCs verbieten - unter der Voraussetzung, nicht namentlich zitiert zu werden. Der Hersteller möchte also anonym bleiben und war auch nicht bereit, mir Auszüge der OEM-Verträge zu kopieren, da er fürchtet, dass hier kleine Veränderungen eine Identifizierung möglich machen würden. Vobis hat auf meine Anfrage hin zunächst nur erklärt, dass man Windows-Systeme und auf Anfrage auch Linux-Systeme anbieten würde, aber keine Windows/Linux-Systeme. Auf die Frage ob der Grund dafür OEM-Verträge seien erhielt ich nur die Auskunft, ich könne dazu keine Auskunft erhalten. Andere Hersteller reagierten ähnlich.

In seinem BYTE-Artikel He Who Controls the Bootloader hat Scot Hacker die Problematik eingehend beleuchtet. Weil die Verträge streng geheim sind, ist es schwer, einen direkten Nachweis zu führen, aber die Beweislast ist erdrückend. Ich habe deshalb eine Zusammenfassung der Situation an die EU-Kartellbehörde geschickt, die Microsofts Praktiken derzeit unter die Lupe nimmt.

Immerhin wurden dem Konzern mittlerweile die unlauteren OEM-Praktiken in dem Vergleich zwischen Microsoft und der US-Regierung untersagt: "Microsoft darf die OEM-Lizenznehmer nicht davon abhalten .. Nutzern die Option anzubieten, andere Betriebssysteme vom BIOS oder einem Nicht-Microsoft-Bootloader oder einem ähnlichen Programm aus, das vor der Ausführung von Windows geladen wird, zu starten", heißt es in Sektion C4. Das ist zwar eindeutig, aber ob es angesichts der geheimen Verträge ausreicht, ist fraglich.

Booten ist nicht leicht

Wer nicht warten will, bis das Microsoft-Monopol auf juristischem Wege gebrochen wird, der hat zwei Möglichkeiten: Entweder einen Linux-PC zu kaufen (auch auf das Risiko hin, wenn dieser sich nicht für die eigene Arbeit eignet, eine teure Windows-Version aufspielen zu müssen) - wobei die wenigsten Händler dies direkt anbieten - oder Linux selbst zu installieren, z.B. neben einer existierenden Windows-Version. Die Basisinstallation selbst experimenteller Betriebssysteme ist eigentlich nicht schwieriger als die Installation neuer Programme. Grafikausgabe, Maus- und Tastatureingabe und zu einem gewissen Grad auch Sound- und Netzwerkfunktionen sind immerhin soweit standardisiert, dass ein grafisches System auf den meisten Rechnern sofort lauffähig sein sollte (unkonventionelle Eingabegeräte können gelegentlich Probleme verursachen). Demonstriert wird das z.B. durch das Echtzeit-Betriebssystem QNX, von dem es eine Demo gibt, die auf eine Diskette passt. Grafische Oberfläche, Web-Browser und Web-Server laufen auf den meisten Systemen praktisch auf Anhieb.

Dass QNX den Weg der Floppy-Demo gewählt hat, geschah nicht nur, um die geringen Platzbedürfnisse des Systems zu demonstrieren (eine Diskette fasst weniger als ein Zehntausendstel üblicher Festplatten). Vielmehr hat man so ein wesentliches technisches Hindernis umgangen: den Bootloader.

Möglich macht die Auswahl mehrerer Betriebssysteme ein sogenannter Boot-Sektor. Nach dem Start des Rechners wird zunächst ein Standard-Programm durchlaufen, das in der Hardware gespeichert ist. Das beinhaltet die Erkennung von Textausgabe-Funktionen, Speichermedien und Tastatur und ermöglicht es, prinzipielle Konfigurationseinstellungen festzulegen. Anschließend wird im Boot-Sektor der Festplatte nach einem Programm gesucht, dem Bootloader, der schließlich das Betriebssystem startet oder eine Auswahl anbietet. Wird dieser Bootloader nicht gefunden, erscheint nur eine Fehlermeldung, etwa "Betriebssystem fehlt". Mehr nicht. Hat man sich einmal den Boot-Sektor "zerschossen", geht es ans Eingemachte - wer als Normalnutzer jetzt weder brauchbare Handbücher (so gut wie nie im Lieferumfang eines Neu-PCs) noch kompetente PC-Hilfe hat, ist ziemlich aufgeschmissen.

Will man ein neues Betriebssystem nicht anstelle des alten installieren, sondern in Verbindung damit, wird das Boot-Problem deutlich. Das neue System kann nun entweder den alten Bootloader entsorgen und durch einen eigenen ersetzen - wobei es sinnvollerweise alle alten Betriebssysteme weiterhin booten muss - oder sich der Gnade des alten Betriebssystems unterwerfen und versuchen, seine Existenz dessen Bootloader mitzuteilen. Beides ist ein komplexes technisches Unterfangen, das durch verschiedene Faktoren (Zahl, Größe und Konfiguration der Festplatten etc.) noch erschwert wird.

Durch Standardisierung von Hard- oder Software könnte man hier leicht Abhilfe schaffen. Ein einheitlicher, offener Software-Bootloader z.B. würde die friedliche Koexistenz aller Systeme garantieren. Natürlich würde Microsoft nicht im Traum auf die Idee kommen, einen solchen Standard in irgendeiner Form zu unterstützen. Tatsächlich haben Microsoftsche Bootloader in der Vergangenheit das Booten anderer Betriebssysteme oft nur mit großen Fachkenntnissen oder überhaupt nicht möglich gemacht, selbst zwischen unterschiedlichen Microsoft-OS gibt es Probleme. Würde sich Linux im MS-Bootloader installieren, könnte Microsoft durch ein automatisches Internet-Update das Funktionieren des zweiten Betriebssystems nach Belieben zunichte machen: "Sicherheits-Update".

Die manuelle Einrichtung eines eigenen Bootloaders ist jedoch höchst kompliziert. Ein winziger Fehler bei dieser Prozedur, und man darf sich an der genannten Meldung "Betriebssystem fehlt" oder wirren Zeichenausgaben erfreuen.