Bauerntochter, FDJ-Mitglied, Bildungsministerin

Johanna Wanka prophezeit die flächendeckende Wiedereinführung von Studiengebühren bis 2017

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Am Samstag musste Annette Schavan im Zuge ihrer Plagiatsaffäre ihren Hut als Bildungsministerin nehmen. Nach dem Entzug ihres Doktortitels konnten ihr auch ihre eifrigen Verteidiger Jan-Hendrik Olbertz und Helmut Schwarz nicht mehr helfen, die sie auf ihre Reise nach Südafrika (aktuell 24 - 30 Grad Celsius) mitgenommen hatte. Zu Schavans Nachfolgerin bestimmte Bundeskanzlerin Angela Merkel die scheidende niedersächsische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka.

Eine Personalentscheidung, über die sich der Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin insofern erfreut zeigte, als Regierungen mit Wanka als Wissenschaftsministerin nicht nur in Niedersachsen, sondern auch in Brandenburg nach Wahlen Geschichte wurden. Trittin hofft deshalb, dass auch die schwarz-gelbe Bundesregierung mit der ehemaligen Potsdamer CDU-Fraktionschefin ihre Wahlchancen mindert. Tatsächlich ist Wanka keine unbedingt beliebte Politikerin, was auch mit ihrer Position zu Studiengebühren zu tun haben könnte, die von etwa drei Vierteln der Bevölkerung abgelehnt werden, wie Umfragen zeigen.

Johanna Wanka. Foto: Axel Hindemith. Lizenz: CC 1.0.

Im Juli 2012, als bereits absehbar war, dass 2013 mit Bayern und Niedersachsen auch die letzten beiden Bastionen der Gebührenfinanzierung fallen könnten, prophezeite sie eine flächendeckende Rückkehr von studentischen Studienbeiträgen bis 2017, weil die ab 2016 voll greifende Schuldenbremse dafür sorgen würde, dass in den Haushalten der Länder kein entsprechender Spielraum mehr für solche "Wahlgeschenke" zur Verfügung steht. Zwischen dieser Äußerung und dem Februar 2013 steht jedoch nicht nur eine knappe Wahlniederlage in Niedersachsen, sondern auch ein ausgesprochen erfolgreiches bayerisches Volksbegehren, das zeigt, wie sehr das Thema über Studentenkreise hinaus bewegt.

Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dass Wanka ihre Meinung wieder ändert, wenn das opportun erscheint: Immerhin sprach sie sich als brandenburgische Wissenschaftsministerin gegen und als niedersächsische Wissenschaftsministerin für Studiengebühren aus, weshalb ihr der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende Stefan Schostok 2010 vorwarf, sie mache "Politik, wie der Wind gerade weht". Dass sie flexibel ist, zeigt auch der durchaus erfolgreiche Verlauf ihrer Karriere in der DDR, wo sie (ebenso wie die Kanzlerin) Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ) war.

Dieser Karriere in der DDR ist es auch, die ihren Kritikern Argumente gegen ihre Befürwortung von Studiengebühren liefert: Auf Twitter fragt man sich unter den Hashtags #Wanka und #Studiengebühren, wie weit es die 1951 geborene Bauerntochter aus dem sächsischen Rosenfeld wohl ohne "DDR-Gratis-Studium" gebracht hätte.

Ihre 1980 an der Technischen Hochschule Merseburg abgegebene Dissertation über die Lösung von Kontakt- und Steuerproblemen mit potentialtheoretischen Mitteln ist bislang noch nicht auf Plagiatsstellen untersucht. Geht man nach der Tageszeitung Die Welt, dann liegt aufgrund ihrer Herkunft auch bei Wanka das Risiko qualitativer Minderwertigkeit vor: Dort stufte Tilman Krause am Freitag anhand der Affäre Schavan den "naive[n] Glaube, jeder könne ein Intellektueller sein und der Aufstieg ins Bildungsbürgertum lasse sich in zwei, drei Jahren bewältigen" als "törichte Illusion" ein, die "auf sozialdemokratischem Mist gewachsen" sei. Allerdings untermauert Krause seine Behauptung lediglich mit weiteren Behauptungen zum angeblichen Ruf von Hochschulen und geht nicht auf die zahlreichen Gegenbeispiele ein, in denen solch ein Sprung über ein Studium durchaus erfolgreich und plagiatsfrei gelang - während man bei Karl Theodor von und zu Guttenberg und anderen bekannten Plagiatoren nur sehr bedingt von einem "Aufstieg" ins Link auf http://de.wikipedia.org/wiki/Silvana_Koch-Mehrin sprechen kann.

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