Beijing statt Paris: Wie China afrikanische Studierende an seine Unis lockt

Bild der Renmin Universität in China, Schriftzug am Eingang

China lockt jedes Jahr tausende afrikanische Erstsemester an die eigenen Hochschulen

(Bild: humphery/Shutterstock.com)

Volksrepublik verstärkt Bildungsoffensive in Afrika. Stipendienprogramm zieht jedes Jahr tausende Köpfe an. Schafft Beijing eine neue, pro-chinesische Generation?

China ist dabei, seine Universitäten als attraktive Alternative zu westlichen Hochschulen für afrikanische Studierende aufzubauen. Dies geht aus einem Bericht der South China Morning Post hervor.

Niedrige Lebenshaltungskosten, einfacher Zugang

Mit leicht zugänglichen Stipendien und einer großzügigen Visapolitik entwickelt sich China zu einem beliebten Ziel für ein wachsendes Segment afrikanischer Studenten.

Cliff Mboya, Stipendiat aus Kenia, betont die Offenheit des chinesischen Visaregimes für Studenten und die im Vergleich zu westlichen Institutionen weniger strengen Zulassungsvoraussetzungen chinesischer Universitäten.

Dies könnte ein entscheidender Faktor für die Attraktivität der Volksrepublik als Bildungsstandort sein, insbesondere angesichts der zunehmend restriktiven Einwanderungspolitik im Westen.

Die daraus resultierende Annäherung könnte eine Generation junger Fachkräfte im Globalen Süden hervorbringen, die Beijing positiv gegenüberstehen – insbesondere vor dem Hintergrund Chinas wachsender Rolle als größter Handelspartner Afrikas und Finanzier von Projekten im Rahmen der Belt and Road Initiative.

Wie die Zeitung berichtet, liegt es nicht nur am Visa. Offenbar ziehen auch immer mehr afrikanische Erstsemester ein Hochschulstudium in China dem in Europa vor, da sie sich von der Qualität des chinesischen Bildungssystems und den niedrigeren Lebenshaltungskosten angezogen fühlen.

Chinas Hochschulen in Afrika immer beliebter

So auch der Adhere Cavince aus Nairobi. Er plant gerade, seinen Doktor in internationalen Beziehungen zu machen. China sieht er dabei als "natürliche Wahl" an. Sowohl wegen seines Forschungsschwerpunkts, als auch wegen Chinas globaler Ambitionen, erklärte er gegenüber der Zeitung.

Wie inzwischen mehrere tausend afrikanische Studenten pro Jahr erhielt er ein Stipendium. Andere finanzieren ihr Studium in China aus eigener Tasche.

Offiziellen Statistiken zufolge war China bereits vor vier Jahren, als die letzten Zahlen veröffentlicht wurden, nach Frankreich das zweitbeliebteste Ziel afrikanischer Studierender im Ausland.

Auf dem China-Afrika-Kooperationsforum (FOCAC) 2018 versprach Präsident Xi Jinping 50.000 Stipendien und ebenso viele Ausbildungsmöglichkeiten in China über einen Zeitraum von drei Jahren zu vergeben.

Das Angebot übertrifft ähnliche Stipendienprogramme von Ländern wie Frankreich, Großbritannien und den USA. Im Jahr 2018 gab es nach Angaben des chinesischen Bildungsministeriums 81.562 afrikanische Studierende in China, von denen 6.385 einen Doktortitel anstrebten.

Während der Pandemie und Chinas strikter Zero-Covid ging die Zahl internationaler Studierender an chinesischen Universitäten merklich zurück. Dies begann sich mit der Öffnung ab Januar 2023 wieder zu ändern.

Obwohl beim FOCAC 2021 in Senegal keine neuen Förderzusagen gemacht wurden, wird erwartet, dass China sein Engagement beim nächsten FOCAC im September in Beijing erneuern wird.

"Herzen und Köpfe gewinnen"

Yun Sun, Co-Direktorin des East Asia Programme und Direktorin des China Programme am Stimson Centre in Washington, sieht in Chinas Bildungsangeboten eine Strategie, um "Herzen und Köpfe" zu gewinnen und so künftige Generationen näher an China heranzuführen.

Die Stipendien seien ein erschwinglicher Weg für afrikanische Studierende, eine Hochschulausbildung in einer Großmacht zu erhalten.

X.N. Iraki, Wirtschaftsprofessor an der Universität Nairobi, sieht in der großzügigen Finanzierung durch China eine Gegenbewegung zu den Restriktionen westlicher Länder. Allerdings, so Yun Sun, gebe es weniger Möglichkeiten, afrikanische Absolventen in den chinesischen Arbeitsmarkt zu integrieren, unter anderem aufgrund der hohe Sprach- und Kulturbarriere.

Die Erwartung sei, dass internationale Studierende in ihre Heimatländer zurückkehren und dort die Beziehungen zu China fördern.

Dennoch, erklärt der angehende Doktorand Cavince, öffneten sich für ausländische Studierende in China auch Wege, um Arbeitsvisa zu erhalten. Insbesondere in den High-Tech-Sektoren gebe es dafür Möglichkeiten.

Die Entwicklungen in der Bildungskooperation zwischen China und Afrika könnten auf lange Sicht weitreichende geopolitische Auswirkungen haben – und machen deutlich, wie die Volksrepublik ihre Soft Power auch in der Bildungspolitik als strategisches Instrument in den internationalen Beziehungen nutzt.