Besorgte Hip-Hop-Künstler und die afghanische Rapperin Sonita

YouTube und Co. - unsere wöchentliche Telepolis-Videoschau

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Gleich zu Anfang lassen wir es gewaltig krachen. Nun ja, so doll war das auch nicht, aber auf die Idee muss man erst einmal kommen. Explosiv geht es weiter mit Kokosnüssen und Wassermelonen. Und nach diesem Höhepunkt der Sprengkunst (Kategorie: Amateure) folgt ein Tiefpunkt der norwegischen Fernsehgeschichte und ein echter YouTube-Oldie: Kick the Burger.

Aber auf YouTube gibt es nicht nur Jux und Dollerei, Quatsch und Quark, sondern manchmal macht die Videoplattform tatsächlich kleine Wunder möglich - durch beispielsweise dieses Musikvideo. Es stammt von der jungen Afghanin Sonita, über die die iranische Filmemacherin Rokhsareh Ghaem Maghami einen Dokumentarfilm gedreht hat. Sonita selbst lebte zu Anfang der Dreharbeiten als Flüchtling in ärmlichsten Verhältnissen in Teheran ohne ihre Eltern, aber mit ihrer älteren Schwester und einer Nichte. Unterstützt wurde sie von einer sozialen Einrichtung, die ihr im Alltag und bei der Planung ihrer Zukunft half. Und ihre Zukunft sah wirklich alles andere als rosig aus, da junge afghanische Frauen und Mädchen von ihren Eltern oft als zukünftige Ehefrauen an meist wesentlich ältere Männer verkauft werden.

Ein Schicksal, das während der Dreharbeiten auch Sonita drohte. Der geplante Verkauf sollte ihren Eltern 9000 Dollar einbringen. Geld, das diese dringend für die Hochzeit ihres Sohnes benötigten. Für Sonita waren diese Pläne jedoch ein einziger Albtraum. Ihr sehnlichster Wunsch war nämlich einmal eine berühmte Rapperin zu werden. - Von all dem erzählt dieser Film. Als die Lage für Sonita dann immer hoffnungsloser und bedrohlicher wird, nimmt die Geschichte jedoch eine wundersame Wendung. Die iranische Regisseurin durchbricht plötzlich ihre Rolle als unbeteiligt distanzierte Beobachterin und greift aktiv ein. Durch eine Geldzahlung an die Mutter kann Sonitas drohende Zwangsverheiratung noch einmal aufgeschoben werden. Stattdessen wird mit ihr das Musikvideo "Brides for Sale" produziert mit einem Song, der ein furioser Aufruf gegen die Zwangsheirat ist. Dieser Film wurde anschließend auf YouTube hochgeladen, hat dort bis heute fast 500.000 Klicks. Und hat für internationale Aufmerksamkeit gesorgt. Daraufhin hat ihr eine amerikanische Schule ein Stipendium gegeben. Seitdem lebt sie in den USA und versucht sich recht erfolgreich als Rapperin. - Wo man den ungewöhnlichen und emotional anrührenden Dokumentarfilm "Sonita" gerade sehen kann, verrät diese Seite. Es lohnt sich.

Nach diesem Ausflug in die aufregende Welt des Films legen wir jetzt mit Jimmy Fallon Platten auf, besuchen dann mit Oliver Kalkofe Steffis Irrenhaus und besorgte Hip-Hop-Künstler. Und auch HalliGalli-History hat sich die nationalen Volksgenossen kürzlich vorgeknöpft. Zeit für die Leserpost. Empfohlen werden diese Woche: europäische Fenster, schlafender Fahrer, Angrydad, Sicherheitsleute und ein Puppenbauer.

Was bleibt, ist unser Schnelldurchlauf: Water Toy, Conan vs. Mitarbeiter, Chewbacca Mask, hungrige Löwen, Marine-Tischlerei, How to Become Gluten Intolerant, Drohnen-Star-Wars, Hunde-Pannen, John Oliver: America, Pumpkin Timelapse, die HandPan, Toilettenpapier-Wohnung, Böhmi brutzelt, Elefanten-Schlaflied, Ladybaby, Trockeneis vs. Pool, harte Filmkost, Überschwemmung. Und den Schlusspunkt setzt ein Waschbär auf zwei Rädern.