Biowaffen leicht und billig zu erhalten

Anthrax und Pesterreger im Angebot

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Schon seit geraumer Zeit gelten chemische und biologische Massenvernichtungswaffen als die "Waffen des kleinen Mannes", mit denen neuartige Formen des Krieges einhergehen. Mit geringem Aufwand könne sie jedermann herstellen und anwenden. Zwar gibt es internationale Verträge, um die Herstellung solcher Waffen zu ächten, gleichwohl sind vermutlich eine ganze Reihe von Staaten immer noch damit beschäftigt, sie zu entwickeln. Die USA sehen immer mehr einen Zusammenhang zwischen dem Info- und dem Biokrieg bzw. dem Cyberterrorismus und dem Bioterrorismus und integrieren beides in die Sicherheitsstrategie für das nächste Jahrhundert unter dem Titel des Schutzes der Infrastruktur (zur Bedrohung durch Biowaffen siehe z.B. Defense Against Weapons of Mass Destruction) durch nicht-explosive Waffen.

Pesterreger

Natürlich steht als Verdächtiger der Irak an erster Stelle, der im Krieg gegen den Iran und später gegen die Kurden bereits chemische Waffen eingesetzt hatte. Da Saddam Hussein es bislang erfolgreich geschafft hat, die UN-Inspektoren immer wieder an der Nase herumzuführen, ist unbekannt, über welche derartige Mittel er wirklich verfügt hat oder noch immer verfügt. Auf jeden Fall besaß der Irak große Vorräte von Anthrax, also dem Erreger von Milzbrand. Pikanterweise scheint der Irak seine Vorräte aus amerikanischen und englischen Quellen bezogen zu haben. In Großbritannien haben auch einige irakische Wissenschaftler ihre Ausbildung erhalten, die dann in militärischen Labors zur Entwicklung von chemischen und biologischen Waffen gearbeitet haben. In Japan hatte die AUM-Sekte in der U-Bahn Tokyos im Jahr 1995 das Nervengift Sarin versprüht - und damit darauf hingewiesen, welche Gefährdung von kleinen terroristischen Gruppen ausgehen kann, die in den Besitz von chemischen und biologischen Waffen gelangen. Angeblich soll Israel an einer ethnischen Bombe arbeiten, also an Viren, die nur bestimmten ethnischen Gruppen gefährlich werden können. Zumindest war eine solche Waffe auch von Südafrikas Militär gewünscht worden, auch wenn man sie damals nicht herstellen konnte.

Als sich die Irakkrise wieder einmal in diesem Jahr verschärfte, gab es in Großbritannien einen Alarm für alle Häfen, weil man fürchtete, daß Iraker das gefürchtete Anthrax in Parfümflaschen ins Land schmuggeln könnten, um einen Anschlag auszuführen. Reporter von der Sunday Times, die sich als Angestellte eines Laboratoriums in Afrika ausgegeben hatten, waren bei telefonischen Versuchen "erfolgreich", für ein paar Hundert Pfund Anthrax und Pestkeime bei einer indonesischen Firma zu kaufen, die der größte Hersteller von Impfmitteln des Landes ist. Für 1000 US-Dollar wäre ihnen auch E-coli angeboten werden. Weder sei die Identität der Interessenten überprüft worden, noch habe man nach dem Verwendungszweck der tödlichen Mittel gefragt. Botulinum-Bakterien hätten sie von einem tschechischen Forschungslaboratorium für gerade einmal DM 50.- erwerben können. Labors in Rußland und Indien hatten geäußert, daß sie die Anfragen in Betracht ziehen wollten. Zumindest haben Forschungseinrichtungen in Mexiko, China und Brasilien zuerst einmal eine Exportlizenz verlangt.

Wie die Sunday Times berichtet, die 20 Einrichtungen anfragen hat lassen, gäbe es weltweit an die 450 Laboratorien, die sich mit den gefährlichen biologischen Sporen beschäftigen. 50 Labors verkaufen Anthrax, 34 Botulinum und 18 Pesterreger. Das ist schon eine ganze Menge - und es reicht ja ein einziges Labor, das einen gefährlichen Erreger an Kunden verkauft, die diesen dann für irgendwelche Zwecke auch wirklich einsetzen. Am Geld wird es nicht scheitern. Es wäre also höchste Zeit, daß die Biological Weapons Convention nicht nur weiter auf dem Papier steht, sondern mit effizienten Überprüfungs- und Sanktionsmitteln weltweit durchgesetzt wird. Doch auch wenn etwa die USA mit dem Irak gegen die Bedrohung mit biologischen Waffen entschieden vorzugehen scheinen, scheiterte die Übereinkunft bislang auch an ihrem Widerstand, einer internationalen Untersuchungskommission Zugang zu den Forschungsstätten im eigenen Land zu gewähren.