Brutaler Axt-Angriff in Regionalzug bei Würzburg

Medienagentur des IS hat den Asylbewerber sehr rasch als "Soldaten" aus ihren Reihen ausgewiesen

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Das ging diesmal sehr schnell. Amak, die Medienagentur des IS, hat den Angriff bereits als Tat eines "Soldaten" aus ihren Reihen ausgewiesen, während der bayerische Innenminister Herrmann (CSU) noch zögerte, der Tat einen eindeutigen islamistischen Hintergrund zuzuschreiben.

Hermann wollte sich heute Morgen zur Axt-Attacke eines 17-jährigen Flüchtlings aus Afghanistan in einem Regionalzug bei Würzburg noch nicht festlegen:

Das muss jetzt alles wie ein großes Mosaik zusammengefügt werden - wie hier entsprechend die Motivationslage aussah und in wie weit er wirklich dem islamistischen Bereich zuzurechnen ist oder in wie weit er sich in letzter Zeit selbst radikalisiert hat.

Auch bei seiner Pressekonferenz am Dienstagmittag formulierte Hermann mit Vorsicht:

Nach bisherigem Ermittlungsstand finden sich bisher keinerlei Indizien vor Ort, die auf eine Vernetzung des jungen Mannes mit dem IS hindeuten.

Zuvor hatten Ermittler eine "handgemalte IS-Fahne" im Zimmer des Jugendlichen gefunden, der bei einer Pflegefamilie lebte. Zuvor hatte Hermann bereits mitgeteilt, dass Zeugen gehört hätten, dass der Angreifer im Zug "Allahu Akbar" gerufen habe.

Am Montagabend hatte der junge Mann, der als psychisch gestört geschildert wird, mit einer Axt und einem Messer fünf Fahrgäste in einem Regionalzug zwischen Würzburg-Heidingsfeld und Ochsenfurt angegriffen. Vier Fahrgäste wurden schwer verletzt, zwei schweben noch in Lebensgefahr. Die Reisenden waren Touristen, eine Familie mit einem Freund, sie kommen aus Hongkong.

Der Angreifer wurde von der Polizei erschossen. Das bayerische Landeskriminalamt ermittelt laut Presseberichten nun, "wie der Einsatz ablief und ob die Abgabe der tödlichen Schüsse gerechtfertigt war". Die Grünen-Politikerin Künast sorgt mit einem Tweet, den sie gestern Nacht postete, für Wirbel, weil sie darin mit emphatischen vier Fragezeichen Zweifel daran anmeldete, ob der Todesschuss die einzige Reaktionsmöglichkeit war: "Wieso konnte der Angreifer nicht angriffsunfähig geschossen werden????"

Das wird nicht die einzige Aufregung sein. Der Angriff, der hoffentlich kein weiteres Leben kosten wird, birgt viele Trigger für Erregungswellen. Sollte sich herausstellen, dass der Jugendliche tatsächlich irgendeinen Kontakt zum IS hatte, was von Experten als Voraussetzung für die Bezeichnung "Soldat des IS" genannt wird (Einfügung: Dem entgegensteht die Auffasung, dass auch das Bekenntnis reicht) - und sollte die Nachricht des IS echt sein -, so wäre dies der erste IS-Anschlag in Deutschland, ausgeführt von einem männlichen Flüchtling, was an unzählige hitzige Debatten anschließt.

Der 17-Jährige lebte laut BR-Informationen als Asylbewerber in Ochsenfurt, seit zwei Wochen bei einer Pflegefamilie in Ochsenfurt; er soll als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen sein.

Für die IS-Propaganda ist die Meldung von einer Attacke in Deutschland in ihrem Namen einem Durchbruch gleichzusetzen. Laut aktuellen Informationen des französischen Dschihad-Experten David Thompson ist noch strittig, ob es sich um "Bekennerschreiben" oder lediglich um eine "Bestätigung" handelt.

Die Nachrichtenagentur AFP bestätigt, dass Amak den Angreifer als einen IS-Kämpfer bezeichnet, der mit seiner Operation dem Aufruf gefolgt sei, Länder der Koalition, die gegen den IS in Syrien und Irak kämpft, ins Visier zu nehmen. Der Wortlaut dieser Erklärung gleicht derjenigen zum Anschlag in Nizza.

Amak verfolgt die Medienberichterstattung genau. Die Angaben zu den Verletzten stimmen mit den Nachrichten hierzulande überein.