Captain Cook — der unterschlagene Entdecker Neuseelands
Seite 2: Traktor der Meere
Bei James Cook war die Sache noch mal anders. Er galt als der fähigste Käpt'n in ganz England, aber er gehörte nicht zur Navy. Man tat sich also schwer damit, ihm einen angemessenen Rang zuzuweisen. Es ging aber damals, 1769, um eine wissenschaftliche Mission der Britischen Astronomischen Gesellschaft. Man wollte genau die Distanz der Erde von der Sonne berechnen - und dazu sollte ein entsprechend wissenschaftlich vorgebildeter Mann erst einmal in den Pazifik schippern.
Cook erbat sich dazu ein Schiff von einem Typus, der üblicherweise zum Transport von Kohle verwendet wurde. Mit diesem Traktor der Meere war er vertraut. Und: Die "Endeavour" erwies sich als extrem pazifiktauglich.
Zu alledem war Cook der beste Kartograph, den es damals in Britannien gab. Er war der erste, der richtige Landkarten jener Region anfertigte, ebenso wie Seekarten der Küstenlinien im Pazifik — auch wenn er interessanterweise ein großes Loch in der Landkarte von Neuseeland hinterließ.
Abel Tasman
Was die "Entdeckung" Neuseelands betraf, so war Cook nicht der erste. Im Dezember 1642 hatte der holländische Kapitän Abel Tasman die Südspitze der Südinsel von Neuseeland gesichtet — er war es, der das Land "Neuseeland" nannte. Weihnachten 1642 hatte er mit seinen beiden Schiffen an der Bruchstelle zwischen den beiden Inseln pausiert und war dann den restlichen Dezember an der Westküste Neuseelands weitergesegelt.
Auch seine Karten und Beschreibungen der Maori erwiesen sich, wie Cook 127 Jahre später feststellte, in jeder Hinsicht unverändert als zutreffend. Tasman entdeckte das später nach ihm benannte Tasmanien, Teile des australischen Kontinents und zahlreiche Inseln, reklamierte indessen alle diese Lokalitäten nicht als holländischen Besitz.
Cook lagen die Karten Tasmans vor, als er in dieser Region des Pazifiks nach Neuseeland Ausschau hielt.
Maori
In den heutigen Darstellungen der ersten Begegnung zwischen Europäern und den in Neuseeland wohnenden Maori werden diese beiden Aufeinandertreffen oft verwechselt. Tasman näherte sich relativ leutselig den Maori an der Westküste der Südinsel auf einem kleinen Küstenboot, wurde aber überraschend angegriffen. Vier Holländer kamen dabei ums Leben. Vom Schiff aus feuerte daraufhin die holländische Mannschaft auf die Maori in ihren ebenfalls relativ kleinen Uferkanus und töteten dabei acht. Obwohl die Holländer also zahlenmäßig doppelt so viele Maori getötet hatten als jene Holländer, blieb der holländische Name "Bucht der Mörder" bis heute erhalten.
Auch bei seinem Abschied von Neuseeland, als Tasman noch einmal mit den Maori in Kontakt treten wollte, wurde er durch Steinwürfe von seinem Vorhaben abgehalten. Cooks spätere Landung an der Ostküste der Nordinsel blieb dagegen relativ konfliktfrei. Der heute von den Maori erhobene Vorwurf, Cook sei ein "Mörder" gewesen, der gleich einmal neun Maori getötet habe, ist also von solider Geschichtskenntnis relativ unbeleckt.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.