Captain Cook — der unterschlagene Entdecker Neuseelands

Seite 4: Genetik

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Nun kann der heutige Leser manche Dinge rascher überprüfen als Cook es zu seiner Zeit konnte. Man kann bei Google die Wörter "North" "American" "Indian" "Dog" eingeben und dann auf Bildersuche gehen. Der gelbe Kuri mit den spitzen, dreieckigen Ohren und dem seltsam geradelinig nach unter herabhängenden Schwanz, der so aussieht, als hätte man ihm hinten an der Spitze ein Bleigewicht von 454 Gramm drangehängt, fällt einem ganz von selber nach einiger Zeit ins Auge.

Es gibt keine lebenden Exemplare des Kuri mehr. Der Letzte wurde angeblich 1832 feierlich verspeist. Man fragt sich allerdings, wieso es in Amerika diesen Hund oder einen ihm sehr ähnlichen immer noch gibt? Der genetische Vergleich wäre heute eine Kleinigkeit, Maori-Mäntel aus Hundefell hängen immer noch in zahlreichen Museen. Wenn sich der Kuri als ein Amerikaner herausstellen sollte, müsste die Geschichte der neuseeländischen Besiedlung umgeschrieben werden.

Ähnlich ging es bereits dem mythischen Maori-Kapitän Kupe, der einst die ebenso mythischen acht Kanus auf ihrer Reise nach Neuseeland befehligte. Selbst reguläre Anthropologen vertraten häufig die Ansicht, Kupe müsste vor 2000 Jahren gelebt haben, ein Zeitgenosse von Jesus Christus. Erst als man die mitochondrische Uhr der winzigen Maori-Ratte untersuchte, stellte es sich heraus, dass dieses kleine Tier sich genetisch um etwa 1260 von der im Pazifik lebenden polynesischen Ratte verabschiedet hatte.

Allerdings liebt man in Neuseeland die Genetik nicht eben sehr. Mag der bedeutendste neuseeländische Genetiker des 20. Jahrhunderts, Allan Wilson, in Amerika die heute immer noch gültige These vom afrikanischen Ursprung des Homo sapiens aufgestellt haben - das nach ihm benannte Forschungszentrum in Neuseeland wurde eines Tages Knall auf Fall dicht gemacht, weil es eben nicht mehr die Gefälligkeitswissenschaft bediente, die man von Regierungsseite her erwartete.

Es war ein Vorspiel dessen, was bei der US-amerikanischen EPA noch kommen sollte — deren Wissenschaft heute dito einem politischen Diktat zu folgen hat. Ob es dabei um die acht Kanus der Maori-Erstbesiedlung oder um die Geschichte des Kuri geht, ist egal. Das Forschungszentrum gibt es nicht mehr.

Immerhin besteht kein Zweifel an der Tatsache, dass die Maori den Kuri aßen - ebenso wie Menschenfleisch. Captain Cook kostete ursprünglich aus reiner Neugier auch einmal einen Bissen vom Hund und kam zu dem Schluss, dass der Kuri sehr zart, etwa wie Lammfleisch schmecke. Im Laufe seiner Umrundung und Kartographierung Neuseelands soll er zusehends mehr Geschmack am Hundefleisch gefunden haben, aber sich auch einer gewissen Persönlichkeitsveränderung unterzogen haben - er soll zusehend knurriger und bissiger geworden sein.

Dritte Reise

Bei seiner dritten Reise durch den Pazifik wurde Cook bekanntlich in Hawaii getötet — am St. Valentinstag 1779. Zu diesem Zeitpunkt war auch in Hawaii die Menschenfresserei und das Verspeisen von Hunden noch Seite an Seite üblich - und so hatte man Cook professionell metzgermäßig für ein Festessen am nächsten Tag vorbereitet, als den Einheimischen klar wurde, dass sie da ein hohes Tier der Kolonialmacht geschlachtet hatten.

Man suchte und fand rasch eine Entschuldigung. Zwei hungrige Kinder hätten sich in das Haus des Essens geschlichen, in der Nacht, und hätten das Herz verspeist, weil sie es für das Herz eine Hundes hielten. Am nächsten Tag erhielt Cook dann ein würdiges Begräbnis.

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