Chill und Out für die Loveparade
Seite 4: Randgeschichten im Mittelpunkt
- Chill und Out für die Loveparade
- Reine Kostüme. Sonst nichts
- "Die Parade ist laut"
- Randgeschichten im Mittelpunkt
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Besonders gefragt waren schon den Nachmittag über die durchgesponserten Events am Rande der Parade. Schier aus den Nähten platzte etwa die Party von Sony Music am Café am Neuen See, wo die handverlesenen Gäste bis kurz nach Mitternacht feierten.
Gerüchteweise konnten Nachtleben-Hacker der Hauptstadt die Fete trotz verschärfter Sicherheitsbedingungen - keine Gästeliste vor Ort und mit Hologrammen versehene Einladungskarten - erneut knacken und sich unbemerkt unter die Geladenen mischen. Den Party-Veranstalter wird nichts anderes übrig bleiben, als im nächsten Jahr - so es denn die Parade noch geben wird - biometrische Merkmale mit in die Tickets einzubeziehen.
Fernab vom Trubel wirkte auch die Party vom Szenemagazin Flyer wieder als Anziehungspunkt für die Parade-Muffel. Zwischen Spree und Landwehrkanal ging es in den mit einem Ponton verbundenen Lokalen Freischwimmer und dem Club der Visionäre allerdings kaum weniger liebevoll zu wie auf der Straße des 17. Juni. Das Motto der Veranstaltung: Excess Peace.
Nicht zu vergessen: die alternative Fuckparade, die in ihrem sechsjährigen Bestehen schon immer einen stärker politischen Akzent hatte. Nach langem Streit um ihren Status wurde sie in diesem Jahr in letzter Minute als Demonstration genehmigt. Mitfahren und Musik machen durften allerdings nur drei Wagen. Eigentlich vertritt der Senat schließlich die Meinung, dass sich eine echte Kundgebung nicht in musikalischen Darbietungen erschöpfen dürfe.
Die Fans der Fuckparade sahen sich dagegen in diesem Jahr klar als Demonstranten und Gegner vom allgemeinen Sicherheitswahn nach dem 11. September und als Verfechter des Öffentlichen Raums.
Für den größten Marathon elektronischer Tanzmusik am gesamten Wochenende hatte zu guter letzt erneut der Jugendsender Radio Fritz gesorgt. Vor dem Café Schönbrunn im Volkspark Friedrichshain gab beziehungsweise gibt es noch bis 20 Uhr am Sonntag 50 Stunden Party umsonst und draußen. Fast alle Star-DJs, die in diesen Tagen in Berlin unterwegs sind, wechselten sich dort im einstündigen Rhythmus ab.
Der Geheimtipp lockte dieses Jahr Tausende Tänzer und Schaulustige an, vor allem am Freitag, als die Sonne noch unbeschwert vom Himmel lachte. Das Schöne an dem großen Line-up: Man kann den DJs direkt auf die Finger gucken und sich auf den straffen Terminkalender verlassen. Beunruhigend nur, dass es so gut wie keine Ausfälle gibt, was für den Übergang des Star-DJismus in die industrielle Phase spricht.
Fazit - frei gesampelt für die taz: "Die Love Parade ist nicht mehr das, was sie einmal war, nicht einmal mehr das, was sie einmal wurde. Es war einmal. Und ist längst nicht mehr." Aber Totgesagte leben ja bekanntlich länger - und das gesamte Weekend of Love ist und bleibt für die Szene ein Höhepunkt, auch wenn die Parade selbst längst zum stinknormalen Volksfest geworden ist.