China und der Westen: Der Handelskrieg beginnt mit TikTok
Seite 2: China und Solarenergie
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Ähnlich sieht es bei Solaranlagen aus. Am 7. März berichtete der Pekinger Korrespondent der New York Times, dass China allein im Jahr 2023 mehr Solaranlagen installiert haben wird als die USA bisher insgesamt. 2022 waren es bereits 329 Gigawatt, inzwischen dürften es 500 bis 600 Gigawatt sein.
Ferner wird der Solarstrom auch für die Herstellung von polykristallinem Silizium verwendet, das für die Produktion von Solarzellen benötigt wird.
Praktisch alle Vorprodukte und Komponenten für die Produktion von Solarmodulen kämen aus China, so der NYT-Bericht weiter.
Damit führt auch in der Solarindustrie kein Weg mehr am Marktführer China vorbei und das Lamento aus Brüssel, China habe mit seinen Subventionen und Billiglöhnen die europäische Solarindustrie ruiniert, spielt auf dem Weltmarkt keine Rolle mehr.
So ähnlich klang es schon Ende der 50er-Jahre , als japanische Nähmaschinen den deutschen Markt eroberten und japanische Qualitätsprodukte dann auch den Elektronikmarkt.
China hat insgesamt eine kluge Industriepolitik betrieben, in Bildung investiert, Studenten und Forscher nach Europa und in die USA geschickt, von dort Fachkräfte und Investitionen angezogen, aber letztlich das Know-how selbst entwickelt.
Die Dynamik der letzten Jahre ist in vielerlei Hinsicht atemberaubend und zieht alle technischen Register. So berichtet die South China Morning Post aus Hongkong, dass das mit 45.000 Kilometern längste Hochgeschwindigkeitsnetz der Welt von einem KI-System gesteuert und überwacht wird, das Fehler meldet und notwendige Reparaturen anmahnt, bevor es zu Problemen kommt.
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Die rund 5.000 Parlamentarier und Delegierten des gerade zu Ende gegangenen Volks- und Parteikongresses in Peking haben unter anderem beschlossen, die weitere wirtschaftliche Entwicklung durch konsequente Modernisierung zu beschleunigen.
Das von Staatspräsident Xi Jinping dafür verwendete Schlagwort "neue qualitative Produktivkräfte" wird als Überwindung traditioneller Wachstumsmodelle interpretiert, die durch Hochtechnologie, Qualität und Effizienz erweitert werden sollen.
Ein Blick auf die Webseiten von AliExpress zeigt ebenso wie die auf den deutschen Markt drängenden Elektroautos, was bereits heute zu welchen Preisen verfügbar ist. Flankiert wird der angestrebte Wachstumsschub der chinesischen Wirtschaft in diesem Jahr durch eine Aufstockung des Budgets für Forschung und Entwicklung um 51,5 Milliarden auf 1,46 Billionen US-Dollar.
Das ist zwölfmal mehr als die rund 120 Milliarden der traditionell gut ausgestatteten deutschen Forschung, die entscheidend zum bisherigen wirtschaftlichen Erfolg beigetragen haben.
China und wir
China hat auch in Deutschland keine gute Presse, zwar nicht so alarmistisch wie in den USA und als nationales Sicherheitsrisiko und militärische Bedrohung, aber zunehmend kritisch.
Der Volkskongress, dessen Doppelsitzung letzte Woche endete, wird ausgerechnet vom Handelsblatt als Scheinparlament kritisiert, als ob die Regierungsform jemals ein Hindernis für Wirtschaftsbeziehungen gewesen wäre.
Die deutsche Autoindustrie ist nach wie vor in hohem Maße vom Export und der Produktion in China abhängig und würde bei einem Ausfall dieses Großkunden erheblich ins Schlingern geraten.
Solange Sanktionen, Strafzölle und Embargos wenig Wirkung zeigen und im Welthandel leicht umgangen werden können, sollte sich die Wirtschaft nicht zu sehr von der Politik vorschreiben lassen, wo sie gewinnbringend investiert und mit wem sie Handel treibt.
Die Annahme, mit "Wandel durch Handel" Demokratieförderung betreiben zu können, ist ebenso gescheitert wie die "dritte Welle" der Demokratisierung. Und die westlichen Demokratien sind leider auch kein Vorbild für politische Vernunft.
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