Öl-Schock droht: Zerstört Israel Irans Wirtschaft?

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Israel erwägt Vergeltung für iranische Angriffe. Öl- und Atomanlagen sind mögliche Ziele. Doch welche Option birgt die größten Risiken?

Zwei Angriffe der iranischen Armee auf Israel binnen weniger Monate haben die Sorge vor einem regionalen kriegerischen Konflikt geschürt. Hinzu kommt eine – wenn auch noch begrenzte – Bodenoffensive der israelischen Armee im Libanon. Die Allianz zwischen Teheran und der schiitischen Hisbollah im Libanon wiederum könnte Israel motivieren, den Iran ins Visier zu nehmen.

Ein besonders kontroverses Ziel: Atomanlagen im Iran. Doch es gibt noch andere mögliche Ziele, die nicht vorrangig militärischen Charakter haben.

Israels Ziel im Iran

Die zwei Hauptziele, die Israel ins Auge fassen könnte, sind die iranischen Öl- und Gasanlagen sowie die nuklearen Einrichtungen. Laut der "New York Times" sind die Öl- und Gasanlagen des Irans hauptsächlich im Westen des Landes, nahe der Grenzen zu Irak, Kuwait und Saudi-Arabien, lokalisiert.

Ein Angriff auf diese Anlagen könnte die ohnehin schon angeschlagene iranische Wirtschaft weiter schwächen und hätte zudem das Potenzial, die globalen Ölmärkte zu beeinträchtigen – insbesondere vor den bevorstehenden US-Wahlen.

Der Iran produziert täglich etwa drei Millionen Barrel Öl, was rund drei Prozent der weltweiten Versorgung entspricht. Größter Abnehmer ist China. Obwohl Sanktionen die Bedeutung des Irans auf dem globalen Markt gemindert haben, könnte eine Attacke dennoch Preisschwankungen hervorrufen. Eine Bemerkung von Präsident Biden, dass ein Angriff Israels auf die iranische Ölinfrastruktur "in Diskussion" sei, führte bereits zu einem Preisanstieg beim Brent-Öl.

Die iranischen Nuklearanlagen

Die iranischen Nuklearanlagen, welche Uranproduktions- und -anreicherungsstätten, Uranminen und Forschungsreaktoren umfassen, werden von Israel als existenzielle Bedrohung gesehen.

Allerdings haben israelische Offizielle klargestellt, dass momentan keine unmittelbaren Pläne für einen Angriff auf diese Einrichtungen bestehen, trotz der jüngsten Raketenangriffe.

Die Zielsetzung solcher Anlagen, viele davon tief unter der Erde gelegen, wäre ohne Unterstützung der USA schwierig. Die US-Regierung will offenbar aber nicht einen Angriff auf die iranischen Nuklearanlagen unterstützen.

Die US-Tageszeitung New York Times verweist auf Experten, denen zufolge der Iran auch bei beschleunigten Bemühungen zur Herstellung von hoch angereichertem Uran für eine Bombe noch Monate, wenn nicht sogar ein Jahr davon entfernt ist, eine Atombombe zu bauen.

Israelische Luftangriffe: Ein riskantes Unternehmen

Sollte Israel sich für einen Luftangriff entscheiden, müssten seine Flugzeuge lange Distanzen zurücklegen, was jedoch in der Vergangenheit bereits gegen die Huthis im Jemen demonstriert wurde. Angreifen aus der Luft würde allerdings weit gefährlichere Bedingungen mit sich bringen, da der Iran über wesentlich stärkere Luftabwehrsysteme verfügt als der Libanon und der Jemen.

Bei einem Vergeltungsschlag im April beschädigte ein israelischer Luftangriff ein S-300-Flugabwehrsystem nahe Natanz, einem für das iranische Nuklearprogramm entscheidenden Standort. Israel setzte dabei laut westlichen und iranischen Vertretern Drohnen und mindestens eine von einem Kampfflugzeug abgefeuerte Rakete ein.

Alternativen zu Luftangriffen

Israel könnte jedoch auch andere Mittel einsetzen: ballistische Mittelstreckenraketen des Typs Jericho 2, die eine Reichweite von etwa 2.000 Meilen (ca. 3.219 km) haben, sowie interkontinentale ballistische Raketen des Typs Jericho 3, die Ziele mehr als 4.000 Meilen (ca. 6.437 km) entfernt treffen können, wie das Center for Strategic and International Studies in Washington bestätigt.

Die aktuellen Ereignisse lassen befürchten, dass die Schattenkriege aus Sabotageakten und geheimen Attentaten, die Israel und der Iran bisher bevorzugten, bald in eine offene Auseinandersetzung münden könnten.