Chinas Auslandsinvestitionen: Die unsichtbare Revolution
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Chinas rasant wachsende Auslandsinvestitionen dürfen inzwischen als Megatrend der Weltwirtschaft gelten. Peking stellt damit auch Machtstrukturen infrage. Warum bleibt das weitgehend unbeachtet?
Die Entdollarisierung ist in aller Munde. Und wer wirtschaftliche Entwicklungen etwas genauer verfolgt, hat auch gemerkt, dass die ausländischen Direktinvestitionen in China heftig eingebrochen sind. Wie schlecht es der chinesischen Wirtschaft ‒ angeblich ‒ geht, pfeifen die Spatzen ohnehin ständig von den Dächern.
Die Vertreter aller drei Meinungsströmungen laufen jedoch Gefahr, einen viel bedeutenderen Trend zu übersehen: Die beachtlichen Kapitalströme, die von China aus in alle Welt fließen.
Und hier ist nicht von heißem, spekulativem Geld die Rede, das über Börsen in ausländische Unternehmen gesteckt wird. Obwohl es jederzeit wieder abgezogen werden kann, gelten auch solche Mittel als ausländische Direktinvestition (Foreign Direct Investment, FDI).
Langfristiges Engagement
In den kommenden Abschnitten geht es ausschließlich um solide, realwirtschaftliche Investitionen, die sich physisch niederschlagen, Wohlstand und Arbeitsplätze schaffen und langfristiges Engagement in den Zielländern voraussetzen.
Denn trotz der Versuche Washingtons, den chinesischen Einfluss einzuschränken, ist die China Inc. gerade dabei, die globalen Wirtschaftshierarchien neu zu ordnen. Chinesische Unternehmen, die im Ausland Wachstum anstreben, verändern die finanzielle Dynamik von Asien über den Westen bis nach Lateinamerika.
Allein im Jahr 2023 stiegen die chinesischen Direktinvestitionen im asiatisch-pazifischen Raum um 37 Prozent auf fast 20 Milliarden US-Dollar.
Mehr Quantität, mehr Qualität
Dabei ist es ist bezeichnend, dass sich die Sektoren, auf die sich China konzentriert, in höherwertige Wirtschaftszweige verschieben. So sind etwa die Direktinvestitionen im Bergbau und im Immobiliensektor zurückgegangen. Dann waren das verarbeitende Gewerbe, Transport, Lagerung und Postdienste die wichtigsten Sektoren.
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Jetzt geht es um Technologie, erneuerbare und grüne Energie, Elektrofahrzeuge und Digitalisierung. Mittlerweile errichten etwa chinesische Autohersteller Produktionsstätten in Thailand, Vietnam und Malaysia. Damit dringt China mehr und mehr in Bereiche vor, in denen auch die G7-Staaten Ambitionen haben.
Zwar hat die Neue Seidenstraße (Belt & Road Initiative, BRI) Chinas Investoren in den letzten Jahren enorme Möglichkeiten geboten. Diese BRI-Projekte betrafen jedoch nur 16.000 Unternehmen in 70 Ländern und standen noch für 34 Prozent der gesamten Mittel aus.
Neue Seidenstraße nur Teil des Bildes
Bis Ende 2022 hatten chinesische Investoren mit 47.000 Offshore-Unternehmen in 190 Ländern weltweit eine durchaus robust zu nennende, globale Präsenz aufgebaut, die lokale Infrastruktur verbessern hilft und zahlreiche Arbeitsplätze sowohl in China als auch in den Zielländern schafft.
Und obwohl großangelegte Infrastrukturprojekten, wie sie die BRI kennzeichnen, nicht mehr den Ausschlag für chinesische Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern geben, können sie doch sinnvoll sein, um Chinas Soft Power zu stärken. Denn Engagement vor allem in Bereichen wie erneuerbare Energien können die Akzeptanz bei den Bevölkerungen der Zielländer steigern und die bilateralen Beziehungen verbessern helfen.
Dazu passt, dass chinesische Unternehmen ihre geografischen Prioritäten verschieben. Die USA und Europa sind weniger gefragt, während Südostasien, Lateinamerika und der Nahe Osten mehr Investitionen aus China erhalten. Mehr als 60 Prozent der im Ausland investierten Unternehmen befanden sich in Asien, 13 Prozent in Nordamerika und 10,2 Prozent in Europa.
Starkes Engagement auch in Lateinamerika
Chinas Engagement in Lateinamerika hat ebenfalls stark zugenommen. International für Aufsehen sorgte 2023 vor allem die fast drei Milliarden Dollar schwere Übernahme zweier Energieanlagen in Peru durch die China Southern Power Grid International von Enel, Italiens größtem Energieversorgungsunternehmen.
2023 belief sich der Wert der Fusionen und Übernahmen chinesischer Unternehmen in Lateinamerika auf 3,3 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 185,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Neben Peru waren vor allem Unternehmen aus den Bereichen fortgeschrittene Fertigung und Mobilität in Brasilien gefragt.
"China investiert massiv in Brasilien – und bringt deutsche Firmen in Bedrängnis" titelte auch das Handelsblatt kürzlich. Zwar habe Brasilia auf den Druck westlicher Konzerne reagiert und eine Importsteuer für Elektroautos erlassen, die vor allem chinesische Hersteller treffe. Dennoch seien die Zeiten vorbei, in denen die Hersteller aus Europa und Nordamerika die Regeln der Märkte geschrieben hätten.
Die Hauptinteressen der China Inc. in Lateinamerika liegen in den Bereichen Elektronik, elektronischer Handel, Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Kultur und Tourismus, Logistik, Solarenergie und Automobilbau. Das klingt nicht nach schwerfälligen, reformbedürftigen Staatskonzernen.
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