Chip-Krieg mit den USA: Chinas Kartellbehörde ermittelt gegen Nvidia
Chinas Kartellbehörde nimmt Nvidia ins Visier. Der US-Chipriese soll gegen Wettbewerbsrecht verstoßen haben. Die Ermittlungen kommen zu einem brisanten Zeitpunkt.
Chinas oberste Wettbewerbsbehörde, die State Administration for Market Regulation (SAMR), hat am Montag mitgeteilt, dass sie eine kartellrechtliche Untersuchung gegen den US-Chiphersteller Nvidia eingeleitet hat. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Es bestehe der Verdacht, dass Nvidia gegen das chinesische Wettbewerbsrecht verstoßen und Auflagen im Zusammenhang mit der Übernahme des Chipdesigners Mellanox Technologies im Jahr 2020 nicht eingehalten habe.
Die Börse reagierte prompt: Nvidias Aktienkurs eröffnete am Montag mit einem Minus von 2,4 Prozent. Das in Kalifornien ansässige Unternehmen gilt als Vorreiter bei Chips für KI-Anwendungen und ist der weltgrößte Hersteller von Grafikprozessoren.
Hintergrund der Ermittlungen
Im März 2019 hatten Nvidia und Mellanox eine Übernahmevereinbarung im Wert von rund 6,9 Milliarden US-Dollar bekanntgegeben. Die SAMR genehmigte den Zusammenschluss im April 2020 unter Auflagen.
Diese sahen vor, dass Nvidia sechs Jahre lang den Wettbewerb auf den Märkten für GPU-Beschleuniger, Verbindungsgeräte für private Netzwerke und Hochgeschwindigkeits-Ethernet-Adapter in China und weltweit nicht beeinträchtigen darf.
Wang Peng, Wissenschaftler an der Akademie für Sozialwissenschaften in Beijing, bezeichnete die Untersuchung als normalen Vorgang. Die Behörden würden sich an Gesetze und Vorschriften halten und nicht gegen bestimmte Unternehmen vorgehen. Nvidia äußerte sich bislang nicht zu den Ermittlungen.
Erst im November hatte sich Chinas stellvertretender Handelsminister Wang Shouwen mit Jay Puri, bei Nvidia für das weltweite Geschäft zuständig getroffen. Laut Handelsministerium sicherte die chinesische Seite dem US-Chiphersteller Unterstützung bei der weiteren Entwicklung im Land zu.
Wachsende Spannungen zwischen USA und China
Der Schritt der chinesischen Kartellwächter erfolgt vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden Konflikts zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Beide Länder ringen um die technologische Vorherrschaft, insbesondere bei der Entwicklung von Chips und künstlicher Intelligenz.
Unter US-Präsident Donald Trump eskalierten die Spannungen im Rahmen eines Handelskriegs, an dessen Fortsetzung nach Trumps Rückkehr ins Weiße Haus im Januar 2025 kaum Zweifel bestehen. Zuletzt verschärften die USA die Exportbeschränkungen für Hightech-Produkte nach China und begründeten dies mit der nationalen Sicherheit (Telepolis berichtete).
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Im Gegenzug untersagte China vor wenigen Tagen die Ausfuhr wichtiger Rohstoffe wie Germanium und Gallium für die Chipproduktion in die USA. Beijing wirft Washington vor, den wirtschaftlichen Aufstieg der Volksrepublik ausbremsen zu wollen.
Der vor Wochen verabschiedete US-Chips Act sieht hohe Subventionen für Chiphersteller im eigenen Land vor. China versucht seinerseits seit Jahren, eine eigene Halbleiterindustrie aufzubauen, um sich von westlichen Importen unabhängiger zu machen. Bislang kann das Land jedoch nur rund ein Fünftel des Eigenbedarfs aus heimischer Produktion decken und bleibt vor allem bei modernen Fertigungsverfahren hinter der Konkurrenz aus den USA und Taiwan.