City of Gold

Seite 4: "The most important city on earth?"

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"Da geht's lang. Trotz aller Revolten reist Klaus Wowereit am Freitag nach Arabien. Die Beziehungen sollen gestärkt werden." Die Rede ist von Saudi-Arabien. Was der Berliner Tagesspiegel Ende Februar hier benennt, stößt so manchem Beobachter auf. Der Kommentar zur Reise Wowereits ätzt:

Die Saudische Monarchie mit ihren tausenden Prinzen, die das Land als ihr Privateigentum betrachten, ist eines der repressivsten Regimes der Welt. Geradezu drollig, dass die sich sonst moralisch immer "besser" vorkommenden Sozis und die auch so menschenrechtskämpferischen Linken dort lächelnd die Hände der arabischen Potentaten schütteln werden. Ob Wowereit dabei auch (...) das Thema Menschenrechte mal ansprechen wird?

Es geht um "Geschäfte in der Krisenregion", und Geschäft bleibt Geschäft. Und Dubai? Das kleine Königreich mit den großen Wolkenkratzern ist nicht die Saudische Monarchie. Aber ganz sicher auch ein bedeutender Exportmarkt. Zuletzt begab sich der Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) mit einer Delegation Ende Januar in die Region, dabei besuchte man auch Dubai. Bundesgesundheitsminister Rösler ließ sich am Stand der Gesundheitsmesse Arab Health 2011 ablichten. Aus Deutschland präsentierte man Medizintechnik und Know-how, etwa für den Aufbau von Alten- und Pflegeheimen. Denn, trotz aller funkelnder Rekorde: Auch in Boomtown wird man alt oder krank.

Dubai Skyline. Bild: © Government of Dubai

Dubai, die "Stadt aus dem Nichts". Sie ist längst sichtbar aus dem Schatten der Großen herausgetreten. Der Geowissenschaftler und Buchautor Tobias Haberkorn nahm vor einiger Zeit die Bedeutung Dubais im weltwirtschaftlichen Gefüge unserer Tage unter die Lupe. Und er gelangte nach sorgfältiger Analyse zu einer interessanten Einschätzung:

Auf der Suche nach einer Position in der Weltwirtschaft im Zeitalter der Globalisierung gibt man sich [in Dubai] nicht mit der "reaktiven Mittlerrolle" eines "globalisierten" Ortes zufrieden, sondern strebt die aktive Funktion eines "globalen Ortes" an. "Could Dubai become the most important city on earth?" - fragt […] die Khaleej Times vom 13. Februar 2006 und bringt damit das Selbstbewusstsein und die Ambitionen der Regierung Dubais auf den Punkt. Scheinbar erwacht hier eine Region, die bisher kaum jemand auf dem "Globalisierungsradar" hatte.

Tobias Haberkorn

Dubai als Champion der Globalisierung? Haberkorns Arbeit geht auf eigene Studien der Jahre vor 2006 zurück. Die starken, zukunftsträchtigen Seiten des Emirats und dessen künftige Entwicklung beurteilt er aus dieser Perspektive - das war vor dem großen Debakel. Betrachtet man aber seine strukturellen, bleibenden Argumente zusammen mit der unverminderten Strahlkraft der Stadt und der Region und zählt noch die aktuellen Indizien des Aufschwungs hinzu, dann gewinnt man heute, 5 Jahre später, den Eindruck: Dubais hochfahrende Pläne überstehen die Krise. Mehr noch: Sie trotzen vermutlich auch den akuten politischen Schockwellen der arabischen Welt. Und auch manch kritischer Geist muss einräumen: Dem märchenhaft selbstverliebten Hochmut der City of Gold kann man nur schwer widerstehen.

City of Gold (19 Bilder)

Metro. Bild: © Government of Dubai