Computerspieler sind die klügeren Menschen
Nach einer britischen Studie haben Computerspieler eine bessere Konzentration und Koordination als Nichtspieler
Eine gute Nachricht für die Vertreter der digitalen Spaßgesellschaft kommt aus Großbritannien. Computerspiele, gelegentlich unter Verdacht, die Kinder und Jugendlichen süchtig zu machen, sie aus der Wirklichkeit zu katapultieren, die Aggressionen zu fördern und überhaupt Einseitigkeit von Geist und sitzendem Körper zu verstärken, können nach der Untersuchung britischer Psychologen nun doch zumindest auch als Intelligenzverstärker gesehen werden.
Was für Anhänger der alten Kulturtechniken nur der nächste Schritt auf eine stärkere Zerstreuung ist, sei, so ein Ergebnis der vom Economic and Social Reaearch Council (ESRC) der britischen Regierung geförderten Studie, ganz im Gegensatz ein Mittel zur Stärkung für die Konzentration, das dafür mindestens so gut sei wie die Ausübung von Sport. Tatsächlich fällt bei computerspielenden Kindern eine neue Art der Versenkung auf, die bislang oft nur negativ als Sucht oder Abkehr beschrieben wurde. Mit voller Geistesgegenwart, geschärften Sinnen und mitunter schneller Motorik widmen sich die Spieler dem Geschehen auf dem Bildschirm, das sie in Bann schlägt: eine Schule der Aufmerksamkeit. Deswegen hat wohl auch die Nasa einen Aufmerksamkeitstrainer für Kinder mit Konzentrationsschwächen entwickelt, bei dem gespielt wird (Der Aufmerksamkeitstrainer).
Exzessiv sollten allerdings, wie die Sunday Times schreibt, diejenigen nicht spielen, sie sich mit edutainment at ist best kognitiv und sozial aufrüsten wollen. Computerspiele "bilden" nämlich nicht nur, die Spieler sollen auch mehr Freunde haben und besser sozial angepasst sein als diejenigen, die sich noch mit den alten Freizeitbeschäftigungen Lesen und Fernsehen vergnügen. Und insgesamt trimmen sich die Computerspieler auf neue Leistungen der geistigen Beweglichkeit, weil sie schon von früh an besser mit herausfordernden Stimuli umgeben sind, als dies bei früheren Generationen der Fall gewesen sei. So ähnlich wurden auch die erstaunlichen Fortschritte bei manchen Intelligenztests, der sogenannte "Flynn-Effekt", erklärt (Die Menschen werden immer intelligenter).
Die Psychologin Jo Bryce von der University of Central Lancashire, die die Untersuchung leitete, sieht im regelmäßigen Spielen ein mentales Training, das "früher nur bei wirklichen Athleten oder Profis wie Astronauten zu beobachten war, deren Leben von Konzentration und Koordination abhängt. Ihr Geist und ihr Körper arbeiten besser als bei den meisten Menschen zusammen."
Für die Studie besuchten die Wissenschaftler Computerspieler, auch während Wettkämpfen. Um die 100 wurden mit psychologischen Tests und Fragebogen traktiert, deren Ergebnisse mit anderen ähnlichen Untersuchungen etwa von Sportlern verglichen wurde. Nur einige seien zwanghafte Spieler gewesen, die weitaus überwiegende Mehrheit, die wöchentlich durchschnittlich 18 Stunden ihrem Vergnügen nachgehen, habe eine gute Mischung an anderen Interessen und ein vielfältiges sozialen Leben. Wie sie das genau machen, wäre schon interessant, denn sie würden trotz der 18 Wochenstunden ähnlich viel lesen, Sport betreiben oder in Gesellschaft sein wie die anderen Menschen auch. Und zu all dem können sie sich eben noch besser konzentrieren und koordiniert handeln.
Jason Rutter vom Forschungszentrum des ESRC an der Manchester University, der bislang eher in der Humorforschung tätig war, schwärmt: "Ganz allgemein gab es eine große Ähnlichkeit (der Computerspieler) mit Leistungssportlern. Die Fähigkeiten, die sie mit den Computern lernten, scheinen sich auf die wirkliche Welt zu übertragen." Um die Bedeutung des Computerspiels herauszustreichen und sich womöglich an einer guten Stelle im boomenden Markt zu positionieren, was zu Forschungsgeldern oder zumindest Aufmerksamkeit auch in wissenschaftlichen Kreisen führen könnte, haben die beiden Psychologen schon einmal eine Digiplay Initiative gestartet.