Corona-Pandemie: Gesundheitsministerium kann eigenen "Fakten-Booster" nicht begründen – und nimmt ihn offline

Seite 3: Fehlerhafter Fakten-Booster kostete fünf Millionen Euro

Telepolis hatte bei beiden Institutionen angefragt, wie viele der in Deutschland erkrankten Personen nach ihrer Erkenntnis jeweils aufgrund eines schweren Covid-19-Verlaufs im Krankenhaus behandelt werden.

Die Schaltung der Anzeige mit dem "Fakten-Booster" hat nach Angaben des Ministeriums gut fünf Millionen Euro gekostet. Steuermittel in jeweils der gleichen Höhe sind für die vorherigen Anzeigen ausgegeben worden. Neben den Anzeigen werden auch Hörfunkspots geschaltet, Fernsehspots gibt es jedoch nicht.

Genauer aufgeschlüsselt hat die Bundesregierung die Kosten für die erste Anzeige aus dem Juli in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion.

Demnach sind gut 2,3 Millionen Euro an die Lokalzeitungen, gut 2,7 Millionen Euro an die Anzeigenblätter geflossen. Insgesamt enthält der Bundeshaushalt für das laufende Jahr 188,9 Millionen Euro "für die Covid-19 Kommunikation".

Als Anspruch der am Wochenende geschalteten ganzseitigen Anzeige formuliert das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Website zusammengegencorona.de: "Mit dem Fakten-Booster werden neueste Erkenntnisse zu Corona, zur Impfung gegen Covid-19 oder auch zu aktuellen Testmöglichkeiten verständlich, prägnant und informativ aufbereitet."

So ist als Stand der jüngsten Anzeige der 6. September angegeben. Die Quelle für die genannten zehn Prozent erkrankte Personen, die ins Krankenhaus müssten, ist allerdings viel älter.

Häring kritisiert die Anzeigenkampagne nicht nur wegen der überholten und überhöhten Daten zur Hospitalisierung. Er beanstandet auch, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach in der Anzeige für das Pfizer-Medikament Paxlovid werbe – mittlerweile allerdings ohne Nennung des Namens des Medikaments. Das habe er aber oft genug deutlich getan, so dass klar werde, auf welche Medikamente der Minister herauswolle.

Häring hat sich auch die zweite Anzeige der Reihe angeschaut, die im August erschienen ist. Sie sei nicht besser und verbreite ebenfalls unbelegte Aussagen zu möglichen Schäden nach einer Corona-Infektion.

Die Aussagen hatte Lauterbach auch auf Twitter verbreitet, woraufhin der Welt-Journalist Tim Röhn nachfragte. Das Ministerium antwortete laut Röhn erst nach anwaltlicher Intervention, nannte aber keine konkreten Studien für die Behauptungen, dass eine vollständige Schutzimpfung das Risiko von Langzeitfolgen reduziere und dass sich darunter auch Demenz befinden könnte – dies hatte Lauterbach nahegelegt.

Diese Meldung erscheint in Kooperation mit dem Magazin hintergrund.de

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