Covid-19 sorgt auch in China weiterhin für Unruhe

Leere Prachtstraße in Shanghai

Der Bund in Shanghai während des Lockdowns im März 2022. Foto: Screenshot 钉钉, CC BY-SA 4.0

Peking kann Proteste nicht einfach ignorieren. Die Covid-19 Lockdowns erzürnten die Chinesen irgendwann derart, dass die Behörden sie beendeten. Nervös verfolgt man jetzt die Debatten im Westen.

Forscher aus drei Universitäten in Dänemark, den Vereinigten Staaten und Hongkong haben durch Umfragen ermittelt, dass das Vertrauen der Befragten in die Zentralregierung ein im Mai 2020 ein Rekordhoch von 8,9 von zehn Punkten erreicht hatte. Das war ein Monat nach Aufhebung der Abriegelung von Wuhan, der vom 23. Januar bis zum 8. April gedauert hatte.

In Wuhan hatte die Covid-19 Epidemie im Dezember 2019 ihren Anfang genommen.

Auch in den folgenden zwei Jahren erreichte das Vertrauen der Chinesen beständig Werte über 8,5 ‒ signifikant höher als vor dem Covid-19-Geschehen, als es acht Punkte erreicht hatte. Als Erklärung verwiesen die Forscher unter anderem auf die große Zahl der Covid-19-Todesfälle, die zu dieser Zeit in anderen Ländern gemeldet wurden.

Sie argumentieren zudem, dass das hohe Maß an Vertrauen auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass die Regierung die scheinbar unmögliche Aufgabe, das Virus innerhalb der Landesgrenzen einzudämmen, erfüllt hat. Das alles habe der chinesischen Bevölkerung einen triftigen Grund gegeben, sich weiterhin auf den Schutz durch die Regierung zu verlassen.

Scheinbar unmögliche Aufgabe erfüllt

Laut der Studie, die am 27. Mai im Journal of Contemporary China online veröffentlicht wurde, sank das Vertrauen in die Zentralregierung ab September 2022 im Zuge der Abriegelung Shanghais jedoch deutlich.

Der plötzliche Rückgang der Vertrauenswerte auf 7,8 Punkte fällt mit den Protesten gegen Chinas harte Null-Covid-Politik zusammen. Diese begannen in Shanghai und breiteten sich in im November 2022 auf eine Reihe von Städten aus, darunter auch Peking und Chengdu.

Die insgesamt acht Online-Umfragen unter chinesischen Stadtbewohnern, auf denen die Ergebnisse beruhen, umfassten jeweils rund 1 000 Personen und wurden zwischen Mai 2019 und September 2022 vom China Data Lab des 21st Century China Centre an der School of Global Policy and Strategy der Universität von San Diego, Kalifornien, durchgeführt.

Die Forscher wollten wissen, ob auch in China ein Rallye-Effekt existiert, Regierungen also an Unterstützung gewinnen, wenn die Länder mit einer Krise konfrontiert sind.

Wie wirken Krisen auf die Betroffenen?

Was den starken Rückgang des Vertrauens betrifft, so sind die Forscher der Ansicht, dass sich die zweimonatige Abriegelung auf Shanghai anders aus als auf andere Städte auswirkte und eine Schlüsselrolle bei der plötzlichen Erosion des öffentlichen Vertrauens in die Zentralregierung spielte.

"Im Gegensatz zu den Bewohnern anderer Städte, die weitgehend stumm blieben, gelang es den Einwohnern Shanghais, sich Gehör zu verschaffen", schreiben die Forscher. Dabei spielte sicherlich auch die Haipai-Kultur der Stadt eine Rolle. Die oft als "Ost trifft West" beschriebene Kultur geht auf die chinesischen Wu and Yue Kulturen zurück, aber auch auf 200 Jahre Austausch mit westlichen Vorstellungen.

Mit Audio- und Videoclips auf Social-Media-Plattformen wie Weibo, WeChat und Douyin deckten die Bewohner von Shanghai die zunehmend überharten Kontrollmaßnahmen und das daraus resultierende, weitverbreitete Leid und die wachsende Unzufriedenheit auf. Die meisten Covid-bezogenen Kontrollen in China wurden denn auch im Dezember 2022 aufgehoben.

Welche Vorwürfe richtet der Westen an China

Zum Thema Covid-19 beobachtet China selbstverständlich auch weiterhin sehr genau, wie die westlichen Länder mit diesem Thema umgehen und welche Vorwürfe sie dabei an China richten.

So dokumentiertetwa die South China Morning Post die öffentliche Anhörung des ehemaligen Medizinischen Chefberaters des US-Präsidenten, Anthony Fauci, ziemlich akribisch.

"Ein Großteil der Verdächtigungen im Zusammenhang mit China", schreibt die South China Morning Post "konzentriert sich auf Zuschüsse, die die von Fauci einst geleitete medizinische Forschungsagentur an eine gemeinnützige US-Virenjägergruppe, die EcoHealth Alliance, vergeben hat".

Wie beurteilt man die Laborhypothese in China?

Die Zuschüsse hätten es ermöglicht, dass EcoHealth mit Forschern im Ausland zusammenarbeiten konnte, darunter auch mit denen des Labors in Wuhan. Die Einrichtung stehe im Mittelpunkt bis jetzt unbewiesener Behauptungen, dass ein Versagen der Sicherheitsvorkehrungen dort den ersten Covid-19-Ausbruch verursacht habe.

Fauci sagte aus, dass die Virusproben, die EcoHealth mit dem Labor in Wuhan geteilt hatte, "phylogenetisch so weit von Sars-CoV-2 entfernt waren, dass es molekular unmöglich ist, dass sich diese Viren zu Sars-CoV-2 entwickelt haben oder daraus gemacht wurden".

In diesem Zusammenhang wies Fauci auch Behauptungen zurück, er habe die Möglichkeit vertuscht, dass das Virus, das die Krankheit auslöste, in einem Labor entstanden sei. "In Wirklichkeit ist genau das Gegenteil der Fall", behauptete der 83-Jährige.

Keine "Schlüsselbeweise über die Herkunft des Coronavirus"

Fauci verlas dann eine E-Mail, die er am 1. Februar 2020 an einen Wissenschaftler geschickt hatte, der sich Sorgen machte, dass ein Unfall passiert war. In dem Schreiben hatte er den Wissenschaftler aufgefordert, "eine Gruppe von Evolutionsbiologen zusammenzubringen, um die Daten sorgfältig zu untersuchen und festzustellen, ob seine Bedenken berechtigt sind", und gemahnt, "sie sollten dies den zuständigen Behörden melden".

Die in Hongkong erscheinende South China Morning Post schließt ihren Bericht mit der Feststellung, dass keine "Schlüsselbeweise über die Herkunft des Coronavirus, wie z. B. Vorläufervarianten, die bei Tieren oder Menschen, die mit diesen Tieren umgehen, gefunden worden sind" sowie dem Hinweis, dass verschiedene US-Regierungsstellen zu widersprüchlichen Schlussfolgerungen über die Wahrscheinlichkeit eines Sicherheitsvorfalls in einem chinesischen Labor gekommen sind.

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