Das Ende von New York, Bangkok, Hamburg und Co.

Seite 2: Alpengletscher: Änderungen durch Klimaschutz sind möglich

Natürlich setzen die steigenden Temperaturen auch den Gebirgsgletschern im Landesinneren zu: Weil sie mit Verzögerungen auf die Klimaveränderungen reagieren, steht bereits heute fest, dass die Alpengletscher bis 2050 rund die Hälfte ihres Volumens einbüßen werden.

"Nach 2050 wird ihre weitere Entwicklung stark davon abhängen, wie sich das Klima verändert", erklärt Harry Zekollari, Professor für Glaziologie an der ETH.

Ändern könnte man die gletscherfreien Alpen noch. Heizungsgesetz, Tempolimit, Fleischverzicht, Kohleausstieg sofort: Würde die Welt jetzt starken Klimaschutz betreiben, blieben Ende des Jahrhunderts immerhin noch 37 Kubikkilometer Gletschereis in den Alpen übrig.

Hochgebirge

Läuft aber alles so weiter wie bisher, ist im Jahr 2100 praktisch kein Gletscher in Mitteleuropa mehr übrig. Anden, Rocky Mountains, Altai, Pamir oder Himalaja – zuletzt gingen in den Hochgebirgen jährlich rund 335 Gigatonnen Eis verloren. Und was dort abschmilzt, kommt natürlich vor Hamburg, Jakarta, New York, Bangkok und Co. an.

Neben den Süßwassermassen aus Grönland und dem Westantarktischen Eisschild tragen die kontinentalen Gletscher immens zum weltweiten Anstieg der Ozeane bei: 28 Billionen Tonnen Eis – so viel ist auf der Erde zwischen den Jahren 1994 und 2017 geschmolzen, also verloren gegangen.

Das geht aus der bisher umfassendsten globalen Eisbilanz hervor, die Forscher im Fachblatt The Cryosphere veröffentlicht haben.

Für ihre Bilanz werteten die Wissenschaftler der University of Leeds Satellitendaten und Vor-Ort-Messreihen von mehr als 215.0000 Berggletschern, den polaren Eiskappen und dem antarktischen Schelfeis der Jahre 1994 bis 2017 aus.

Selbst die Gletscher in der Ostantarktis, die lange Zeit von der Wissenschaft als stabil eingeschätzt wurden, verlieren mittlerweile Eis.

Meeresspiegel: Anstieg um 60 Meter?

Experten gehen davon aus, dass die gefrorenen Süßwassermassen, den Meeresspiegel um mehr als 60 Meter ansteigen lassen – wenn sie abgetaut sind. Das wird nicht bis Ende des Jahrhunderts, auch nicht bis Ende des Jahrtausends passieren: Physikalisch kann der Meeresspiegel nur um ein bis zwei Meter pro Jahrhundert ansteigen.

Ob es aber 60 Meter werden, entscheidet sich dieser Tage: Ohne Klimaschutz werden Kippelemente auf Grönland, in den Alpen, im Tientschan, dem Himalaja oder der Antarktis in Gang gesetzt, die nie wieder gestoppt werden können.

Statt jetzt aber anzufangen, Klimaschutz zu leben, diskutieren wir lieber über Wärmepumpen, Tempolimit, "Veggieday" und Industriestrompreis.