Das Riesenbaby

Der Tyrannosaurus Rex wurde nur 30

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Schon lange fragten sich Wissenschaftler, wie der Tyrannosaurus rex so riesig wurde: wuchs er langsam, aber stetig oder gab es intensive, kurze Wachstumsschübe? Im Wissenschaftsmagazin Nature stellen Forscher jetzt klar, dass der gigantische Raubsaurier als Jugendlicher mächtig zulegte.

Gregory Erickson von der Florida State University in Tallahassee und Kollegen von sechs weiteren Institutionen in den USA und Kanada verglichen die Wachstumsringe in den Knochen von Dinosauriern und ihre Ergebnisse zeigen, dass der Tyrannosaurus rex vor mehr als 65 Millionen Jahren rasch und gewaltig wuchs.

Der Tyrannosaurus lebte schnell und starb jung

Wenn er sich bewegte, dann bebte die Erde: Der Tyrannosaurus wurde schwerer als 5000 Kilogramm und war damit 15 Mal gewichtiger als der größte heute lebende Fleischfresser mit festem Boden unter den Füßen, der Eisbär.

Die gewaltigen Kiefer eines Tyrannosaurus (Bild: Field Museum)

Seit Jahren wird der schreckenerregende Saurier entmystifiziert, denn er war eher eine lahme Ente als ein schneller Jäger ("So ein Riesenhuhn könnte noch nicht einmal gehen") und auf seinem Speiseplan könnte deutlich mehr Aas als Frischfleisch gestanden haben (Ende einer Legende: Tyrannosaurus rex hat Imageproblem). Neben seiner Körpermasse war wohl vor allem sein Mundgeruch gigantisch (Stinkender Dinosaurier in Londoner Museum vorgestellt).

Der auf den Hinterbeinen aufrecht laufende Widerling hatte eine Lebenserwartung von maximal 30 Jahren. Erstaunlich kurz für so viel lebendes Fleisch. Der Elefant, der eine ähnliche Wachstumsrate aufweist, bringt es auf 70 Lebensjahre und mehr. Der Tyrannosaurus rex musste sich beeilen oder wie Gregory Erickson es formuliert: "Der T. rex lebte schnell und starb jung."

Das Geheimnis der Rippe

Bisher war es immer schwierig gewesen, das genaue Alter der Raubechsen festzustellen, denn ihre Knochen wiesen zwar Wachstumsringe auf, die denen von Bäumen ähnlich sind, aber je mehr die großen Fleisch fressenden Reptilien alterten, desto mehr veränderten sich ihre Gebeine, sie wurden hohl und die inneren Schichten damit ausgelöscht.

Nahaufnahme der Rippe von Sue, die zeigt, dass der größte und älteste Bekannte T. rex während der letzten 10 Jahre seines Lebens kaum noch wuchs. (Bild: Gregory M. Erickson/ Field Museum)

Das Wissenschaftlerteam entdeckte, dass kleinere Knochen wie die Rippen oder das Wadenbein, die nicht ständig der Last des Gewichts der Tiere ausgesetzt waren, keine derartigen Degenerierungen aufwiesen und sie fanden in ihnen dann auch Jahresring um Jahresring aufgereiht. Ihre Resultate verglichen sie mit den Wachstumsringen heutiger Alligatoren und Eidechsen und bestätigten sie so zusätzlich.

Diese Entdeckung verdanken sie der Vielzahl besonders in den 90er Jahren entdeckten Dinosaurier-Skelette und speziell einem Exemplar namens Sue, das vor etwa 67 Millionen Jahren im Alter von 28 Jahren starb und heute eine der Hauptattraktionen des Field Museums in Chicago darstellt. Sue ist der größte, kompletteste (mehr als 90 Prozent) und am besten erhaltene bekannte Tyrannosaurus rex.

Vergleich der Monster

Insgesamt untersuchten die Gruppe um Erickson mehr als 60 fossile Knochen von 20 verschiedenen Dinosaurier, darunter sieben T. rex im Alter von 2 bis 28 Jahren und einem Gewicht von 30 bis 5600 Kilos, aber auch kleinere enge Verwandte wie Gorgosaurus libratus, Albertosaurus sarcophagus und Daspletosaurus torosus.

Wachstumskurven für die verschiedenen Dinosaurier-Arten (Bild: Gregory M. Erickson)

Für den Tyrannosaurus ergab sich dabei, dass er seinen Hauptwachstumsschub im jugendlichen Alter zwischen 14 und 18 Jahren hatte. In dieser Zeit legte er täglich mehr als 2 Kilogramm an Gewicht zu. Spätestens mit 20 Jahren war er komplett ausgewachsen und legte in den verbleibenden maximal 10 weiteren Jahren seines Lebens kaum noch zu. Der Hauptteil ihres Lebens war also ihre Jugend, nur maximal ein Drittel ihrer Lebenszeit erlebten sie als Erwachsene. Peter Makovicky, Co-Autor und Kurator am Field-Museum, kommentiert:

Die Lebensader zu kennen ist wichtig, weil wir nun die Evolution des Gigantismus des T. rex verstehen, einer der faszinierendsten Aspekte der Dinosaurier. Mit den Parametern der Lebensgeschichte, können wir die Entwicklung, Biologie, Biomechanik und Populationsdynamik des T. rex besser verstehen.