Das Scheitern der Energiewende: Wie eine Gemeinde am Klimaschutz gehindert wird

Seite 2: Vom Scheitern des Vorhabens

Ihre Leistung reicht aus, um den kompletten Strombedarf der Gemeinde zu decken und 800 Kilowattstunden für verarmte Familien zur Verfügung zu stellen. Besser gesagt, sie würde ausreichen, wenn der Netzbetreiber der Gemeinde eine Einspeisung erlauben würde. Diese wurde aber bislang verweigert.

Ein weiteres Programm der Gemeinde betraf die energetische Optimierung der öffentlichen Gebäude. Ihre CO₂-Bilanz könnte mit Wärmepumpen und Solaranlagen könnten ausgeglichen werden, mitunter könnte Strom in die Netze eingespeist werden. Alles, was geplant wurde, wurde nach Prüfung durch den Staat und den Netzbetreiber genehmigt und mit EU-Mitteln finanziert.

Mit dem Umlegen eines Schalters könnten die Gebäude zusammen mit der Wasserkraftanlage so viel elektrischen Strom liefern, wie es dem gesamten Energieverbrauch der Gemeinde entspricht. Bis zu den in der Region auftretenden extremen Frosttemperaturen würden die Gebäude mit dem selbst produzierten Strom über die Wärmepumpen geheizt. Bei niedrigeren Temperaturen würde dann mit Biomasse geheizt. Seit 2011 setzt die Gemeinde kein fossiles Heizöl oder Gas ein.

Ebenfalls fast fertig ist die erste, CO₂-neutrale Schwimmhalle Griechenlands. Sie funktioniert nach der gleichen Philosophie wie die übrigen optimierten öffentlichen Gebäude. Die Gemeinde, deren Abwasseranlagen ebenfalls umwelttechnisch optimiert sind, hätte ein Musterstädtchen werden können.

Hätte – denn der Netzbetreiber behauptet nun, dass es keinerlei Kapazität im Netz geben würde. Die vorhandenen Kapazitäten wurden für private Windkraftanlagen großer Unternehmen reserviert.

Der Hintergrund: In Griechenland verzichten die Investoren aus Kostengründen auf Anlagen mit Schutzvorrichtungen gegen Überspannung und auf weitere Sicherungssysteme. Der Netzbetreiber reserviert deshalb zum eigenen Schutz das Fünffache der nominellen Kapazität der Windparks. Damit bleibt für Investitionen wie die Anlagen in Argos Orestiko kein Platz im Netz. So will es die griechische Gesetzgebung.

Für die Gemeinde ist das Drama damit noch nicht zu Ende – ihr droht der finanzielle Ruin. Denn wenn die Anlagen nicht bis Ende 2023 ans Netz gehen, muss die Gemeinde die EU-Fördermittel zurückzahlen. Und ist sie dazu nicht in der Lage, dann muss die Zentralregierung in Athen einspringen.

In der Zwischenzeit arbeiten die Wärmepumpen mit Strom, der nicht aus eigener Produktion stammt, sondern nach dem Merit-Order-Prinzip teuer eingekauft werden muss.

Der klimabewusste Bürgermeister kämpft sich durch ein Labyrinth von Ministerbüros, Sachbearbeitern beim Netzbetreiber und Verwaltungsbeamten, um das Fiasko für seine Stadt noch abzuwenden. Am 23. November platzte ihm bei der Versammlung des griechischen Städtetags der Kragen und trat an die Öffentlichkeit.

Noch ist keine Lösung in Sicht. Auf die Idee, den Windparkbetreibern effektivere Windräder mit Schutzanlagen für das Stromnetz vorzuschreiben, scheint noch keiner der Verantwortlichen gekommen zu sein.

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