Das Unwort Ökofaschismus
Seite 3: Vorurteile und Feindbilder – in der Mitte der Gesellschaft angekommen
- Das Unwort Ökofaschismus
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Die Linien verlaufen nicht nur quer zwischen den Fraktionen, sondern auch längs der Geschichte. Der Naturschutz war ein Abkömmling des 1904 institutionalisierten Heimatschutzes. Dieser wurde spätestens 1933 durch den Schutz der Rasse untermauert.
Die nächste Zäsur von 1945 beeindruckte durch eine große Kontinuität in den Karrieren des Personals, das unter den Nazis für die Landschaftspflege zuständig gewesen war.
Es war gar keine Zäsur. Etliche der Altvorderen tauchten in der Gründungsphase der Grünen bzw. beim BUND wieder auf. Die Zuschreibung "Ökofaschisten" war herabsetzend, aber diesmal gerechtfertigt. Sie brauchten nicht viel vom erlernten Handwerk aufzugeben. Das war scheinbar neutral. Man könnte die Frage stellen: Ist Landschaft unpolitisch?
Wie kann der friedliche Kern der Umweltbewegung den antisemitischen, völkischen und rassistischen Kräften von rechts begegnen, wie kann sie sich der wachsenden Militanz erwehren? Einmal durch klare Abgrenzung. Das ist ein Allgemeinplatz, aber es sollte klar geworden sein, dass das immer nur zeitweise hilft.
Die Einflüsse sind subtil, und die Einflüsterer treiben Camouflage. Sie sind vor und hinter der Grenze, quer zur Grenze aktiv, und die Bedeutungen der politischen Aussagen, siehe Ökofaschismus, changieren. Sie sind anpassungs- und anschlussfähig.
Die manichäische Einteilung in "wir, die Friedfertigen" auf der einen Seite und "ihr, die menschenfeindlichen Ökofaschisten" auf der anderen Seite, hält nicht lange. Hannah Arendt beschreibt die Banalität des Bösen.
Adolf Eichmann ist kein Monstrum gewesen, keine zerrissene Figur, sondern ein Niemand, ein braver Beamter, der funktionieren wollte. Er war "einer von uns". Wer sich heute mit dem Unheil beschäftigt, das Eichmann anrichtete, sollte sich fragen, wie er/sie unter den gleichen Umständen sich verhalten hätte. Wohnt nicht etwas von dem Übel und dem Opportunismus in uns allen? Oder kann das mit Sicherheit verneint werden?
Aber was exkludiert wird, kommt gerade wegen des Ausschlusses um so monströser zurück. Das könnte in Eichmanns eigenes Psychogramm passen. Es könnte im kleinen Maßstab aber auch auf die Umweltbewegung zutreffen, die immer wieder aufs Neue sich politisch unerwünschter Strömungen erwehren muss, denen sie "Hausverbot" erteilt hat. Das Übel kehrt immer stärker wieder. Da die Quelle nicht erkannt wird, entsteht unbestimmter Hass. Auf wen nur?
Die Vertauschungslogik, das Quidproquo von innen und außen, ist auch das logische Grundmuster, auf dem sich Antisemitismus und Rassismus analysieren lassen. Im Umgang mit der Gesellschaft entspricht dem Anteil des Eigenen am Anderen, am Fremden, umgekehrt ein Anteil des Fremden im Eigenen.
Dieser Fremdkörper kann nach Einverleibung virulent werden. Der eigene Körper drängt auf Abstoßung, so wie erweitert "der Volkskörper" auf Abstoßung "der Juden" drängt. Auch diese Logik reproduziert sich im kleinen Maßstab - bei der Debatte um das Impfen und die Schädlichkeit des Vakzins.
Die Kräfte, welche die Umweltbewegung in totalitäre Denk- und Verhaltensweisen lenken mögen, schlummern ebenso in ihr selbst, wie sie von außen kommen. Wenn rechtsextreme Vorurteile in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, können sie auch in der Mitte der Umweltbewegung Platz greifen. Der Sprengsatz ist gelegt.
Die wechselseitigen Einflüsse linker und rechter Ideologeme entziehen sich weitgehend dem rationalen Diskurs. "Klimaangst" treibt die Diskutanten vor sich her. Die Kombination aus Abgrenzung nach außen und tiefenentspannter Motivforschung nach innen mag zur Aufklärung beitragen.