Das ganze Leben ist ein Quiz
Aktuelle Quizspiele für den Computer
Harpe Kerkeling hat es schon vor ein paar Jahren gewusst: Das ganze Leben ist ein Quiz und wir sind nur die Kandidaten ... Aktuell hat er zwar keine Quizshow im Fernsehen, aber dafür quizzen viele andere auf fast allen Kanälen. Mal können nur ein paar hundert Mark gewonnen werden, aber es wird auch mit mehreren Millionen Mark gelockt. Es dauerte jedenfalls nicht lange, bis die Marketingstrategen entsprechende Produkte für den Computer herausgebracht haben.
Noch nie wurde so viel Geld für den Gewinn einer Quizshow ausgelobt. Die Fernsehsender überbieten sich gegenseitig, um am neuen Quotenrenner teilhaben zu können. Je mehr gewonnen wird, um so höher anscheinend die Quote. Günther Jauch erreichte bei seinen Sendeterminen bisher durchschnittlich 6,4 Millionen Zuschauer.
Das Schema bei den Fernsehshows ist immer gleich: Ein bekannter Moderator oder eine Moderatorin führen durch die Fragen. Überall stehen Computermonitore herum, auf denen die Fragen für die Kandidaten eingeblendet werden. Die Antworten oder Nachdenkpausen der Kandidaten werden von allgemeinen Floskeln begleitet, um den Kandidaten "vielleicht" noch in die Irre zu führen. "Wissen Sie es oder glauben Sie es zu wissen?", scheint die Standardverunsicherungsfrage zu sein. Abgerechnet wird am Schluss, könnte man meinen, doch bei einigen Sendeformaten kann man auf einen Schlag auch schnell mal ein paar Tausend bzw. Hunderttauschend Mark verlieren.
Dennoch liebt das Volk das Raten auf Raten, denn auf dem häuslichen Sofa hat man erstens kein Lampenfieber und zweitens nichts zu verlieren, kann aber drittens auch nichts gewinnen. Mitraten kann jeder, denn die Fragen sind gut durchmischt. Klar, bei den höheren Summen steigt auch der Schwierigkeitsgrad der Fragen. Zu verschenken haben die Fernsehsender schließlich nichts. Dennoch muss man nicht unbedingt Professor sein, um als absoluter Gewinner die Sendung verlassen zu können, auch wenn ausgerechnet ein Professor die erste und bislang letzte Million mit nach Hause nehmen durfte.
Quizzen am Computer
Wer gewinnen oder sich nicht blamieren will, kann auch erst einmal am Computer üben und sich vielleicht erst dann für die Sendung bewerben. Drei Wege stehen zur Zeit zumindest für die Sendung "Wer wird Millionär" offen. Entweder kann man umsonst per Internet im Trainingslager üben oder man kauft sich das gleichnamige Computerspiel. Außerdem ist geplant, live im Onlinespiel antreten und bis zu 1.000 DM gewinnen zu können. Jeweils 15 Minuten vor der Sendung wird dieses Spiel freigeschaltet. Wer den Computer oder das Internet verabscheut, der kann sich auch das Brettspiel für knapp 100 DM kaufen. Die Internetvariante bietet die Chance, die bisher gespielten Fernsehrunden nachzuspielen.
1.000 Fragen sollen sich im gleichnamigen für knapp 60 DM erhältlichen Computerspiel befinden, doch vorab muss man sich entscheiden, entweder mindestens 70 MByte auf der Festplatte freizuschaufeln oder für die etwas schnellere Variante sogar ca. 400 MByte. Doch dann geht es schon wie vom Bildschirm bekannt los und man befindet sich in einem virtuellen Studio. Doch die Stimme aus dem Off ist nicht die von Günther Jauch und schon trübt sich der Gesamteindruck gewaltig. Außerdem sieht man den Moderator nicht und so fehlt einem schnell das verschmitzte Grinsen oder das bedenkliche Kopfwackeln.
Ansonsten ist alles, wie man es kennt, bei der 100-DM-Frage geht es los. Zur Verfügung stehen auch die drei Joker, nur dass man natürlich keinen echten Freund oder Experten anrufen kann. Und wie im richtigen Leben irrt sich auch mal das Publikum oder der Telefonkandidat hat vom Themengebiet keine Ahnung. Ein bisschen makaber klingt es dann auch, wenn der Moderator verkündet: "Sie haben jetzt 32.000 DM sicher". So auf dem Boden der Spielrealität ist es natürlich leicht, auch einmal volles Risiko zu fahren und selbst bei einer äußerst schwierigen Frage bei 250.000 DM ins Blaue zu raten. Im schlechtesten Fall hat man eben nur einen Platz auf der Highscore-Liste verloren und nicht einen bis dahin sicheren Geldbetrag.
Wer beim echten Fernsehspiel teilnehmen will, muss sich unter einer 0190-Telefonnummer bewerben. Doch dabei muss man ungeheures Glück haben: Man munkelt, dass sich allein im Herbst mindestens 400.000 Anrufer vergeblich beworben haben und RTL allein schon auf diese Weise 500.000 DM Mehreinnahmen verbuchen konnte.
Gänzlich anders präsentiert sich das Computerspiel: "You donŽt know Jack?" von Take 2. Es handelt sich bei diesem Quizspiel um die wohl abgefahrenste Show, die man je zu Gesicht bekommen hat. Dagegen ist jede andere zur Zeit im Fernsehen laufende Sendung ein schlaffes Frage-Antwort-Spiel, das nur durch die Standardfrage unterbrochen wird: "Sind Sie sich sicher?" Jack ist ein krasser, lebendiger und stimmungsvoller Moderator, der auch mal den Mitspieler durch einen gnadenlosen frechen Kommentar abstempelt. Die neuste Version (3) wird auf zwei CDs geliefert und benötigt 170 MByte Platz auf der Festplatte. Laut Hersteller reicht schon ein 486er Computer zum Spielen aus. Damit können zu Weihnachten auch die bereits abgeschriebenen Computer wieder aus der Mottenkiste geholt werden, denn das Kultspiel Jack wird für knapp 80 DM fortan Stimmung in jede Weihnachtsstube bringen.
Bei "You donŽt know Jack 3 [Abwärts]" zählt: Dabei sein ist alles. Man muss wirklich kein Allwissender sein, vielmehr müssen die Mitspieler eher um die Ecke denken können. Nicht umsonst heißt der Untertitel: "Das Quiz zwischen Wissen und Wahnsinn".
Beispielfragen aus "You donŽt know Jack 3":
"Welcher der folgenden typischen Sätze von Eltern enthält als einziger einen echten Imperativ?
1. Jetzt wird geschlafen!
2. Bitte, trag endlich den Müll runter!
3. Klappe halten!
4. Du gehst jetzt sofort auf dein Zimmer!"
Doch nicht immer muss man die abgedrehten Fragen mit den Antwortmöglichkeiten "1" bis "4" beantworten. Bei der Spielkategorie "Jack Attack" geht es um die Schnelligkeit, wenn die Begriffe am Bildschirm auf den Spieler zurasen. Dann gilt es, schnell die Taste zu drücken, ist man zu langsam oder drückt die falsche Taste, wird Geld abgezogen. Gespielt wird übrigens um Euro. Super, aber daneben, so lautet schon mal ein Kommentar. Doch die Sprüche von Jack werden nie einsilbig oder gar langweilig. Für jüngere Spieler dagegen sind die skurrilen Fragen nicht unbedingt geeignet. Vieles ist dabei aus dem sexuellen Bereich und wenn man ehrlich ist, dann erkennt man, dass sich erst Spieler ab 16 Jahren damit auskennen würden. Oder wissen Sie, dass sich Frauen auch im Zirkus Jim Rose nicht "oral befriedigen können"? Falls doch, dann spielen Sie jetzt die Kategorie: "Hilfe ich habe Maul- und Clownseuche."
Ausgequizzt?
Für Ex-RTL-Chef Thoma hat es sich aber wohl bald zumindest im Fernsehen ausgequizzt. Er warnte erst kürzlich vor zu viel Quiz- und auch Big Brother-Formaten im Fernsehen. Thoma sagte gegenüber dem Spiegel, das seien "Moden, und wie bei jeder Mode wird hemmungslos übertrieben. Viele dieser neuen Formate werden in den kommenden Monaten verschwinden."