"Das hatte nichts mit irgendeiner Form des politischen Widerstandes zu tun"

Seite 5: Brutale Verhaftung

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Bei der Stürmung des ersten Hauses im Schulterblatt wurden 13 Personen, 12 Erwachsene und 1 Heranwachsender, festgenommen und der zuständigen Polizei-Dienststelle übergeben. Diese wiederum überstellte diese an die Gefangenen-Sammelstelle Neuland, die eigens für den Gipfel errichtet worden war. Dort wurden sie einer nach dem anderen wieder laufen gelassen. Das läge daran, dass den Einzelnen keine konkrete Tatbeteiligung nachgewiesen werden könne, so Großmann. Das erläuterte auch eine Strafrechtlerin im Interview mit der Hamburger Morgenpost (MOPO).

Unter diesen 13 Festgenommenen befanden sich "vier russische Staatsbürger ohne Wohnsitz in Deutschland". Diese vier Personen, drei Männer und eine Frau, machte das Politmagazin Panorama ausfindig. Im Interview erzählten sie, dass sie als Media-Team nach Hamburg gekommen seien, um die Proteste zu filmen und zu dokumentieren. Zufällig seien sie im Schanzenviertel gelandet. Einer von ihnen sei das Baugerüst hinauf geklettert, weil er ganz oben die beste Perspektive gehabt hätte. Mit der Kamera.

Anschließend retteten sie sich in einen Hinterhof, um sich vor den Wasserwerfern und dem Reizgas in Sicherheit zu bringen. Dort seien sie von bewaffneten Uniformierten festgenommen worden, die sie auf Deutsch angeschrien hätten. Sie hätten nicht verstanden, was diese von ihnen gewollt hätten. Dann mussten sie sich auf den Boden legen und wurden schließlich festgenommen. Dabei seien sie geschlagen und getreten worden. "Sie haben uns wie Terroristen behandelt", schildert die junge Frau. Nach 48 Stunden kamen sie wieder frei. Gegen sie läuft ein Verfahren wegen Landfriedensbruchs.

Eisenstangen, Steine oder gar einen Molotow-Cocktail wollen die vier nicht gesehen haben. Nicht einmal Polizeikräfte, gegen die diese Waffen hätten eingesetzt werden können. Die seien viel zu weit weg gewesen.

Offene Fragen müssen im PUA geklärt werden

Insgesamt tagte der Ausschuss mehr als acht Stunden. Einiges wurde durch die Schilderungen der Entscheidungsträger klarer. Wenn es tatsächlich so war, dass "die Gegenseite" Verkleidungsspielchen spielte, Camouflage-Wechselspielchen, nannte Dudde das, dann wird verständlich, warum friedlich zusammensitzende Menschen am folgenden Abend an demselben Platz grundlos mit Wasserwerfern auseinander getrieben wurde. Wenngleich es das natürlich nicht entschuldigt. Weil so alle Anwesenden unter Generalverdacht gestellt wurden, sich im nächsten Moment in einen auf Krawall gebürsteten "schwarzen Block" zu verwandeln.

23.169 Polizeibeamtinnen und -beamte waren laut Dudde insgesamt im Einsatz. Davon 16.723 auswärtige und 6.446 aus Hamburg. Fast 600 davon seien verletzt worden, inzwischen seien alle wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. 217 davon seien allerdings aufgrund von Erschöpfungserscheinungen ausgefallen. Auch diese Zahl wurde nicht hinterfragt. Dabei gibt es erhebliche Zweifel an der Darstellung der Polizei Hamburg, was das betrifft. Auch die Aussage, 130 Polizeibeamtinnen und -beamte aus Hessen seien durch gegnerisches Reizgas verletzt worden, ist mehr als fragwürdig.

Auch nach der Mammut-Sitzung bleiben mehr Fragen, als dass Antworten gegeben wurden. Zumal sehr vieles Material noch ausgewertet werden muss. Ständig tun sich neue Fragezeichen auf. So wurde bekannt, dass auch Rechtsextreme zum G20 nach Hamburg mobilisiert haben. Auch das könnte eine Erklärung für die blinde Zerstörungswut im Schanzenviertel sein. Könnte, muss aber nicht. Deshalb bleibt zu hoffen, dass die Forderung nach einem PUA die Mehrheit in der Hamburgischen Bürgerschaft bekommt.