Datenschutzbehauptungen

Immer mehr Nutzer gehen mit Facebooks Privacy-Problem pragmatisch um

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Facebook regelt in seinen Nutzungsbestimmungen eigentlich, dass Personen ausschließlich mit ihren "tatsächlichen Namen und Daten" teilnehmen dürfen. Daraus ergeben sich allerdings Nachteile, weil das soziale Netzwerk den Nutzern nur sehr bedingt die Verfügungsgewalt über ihre Angaben belässt.

Einige Menschen verzichten deshalb auf Facebook. Es gibt allerdings auch noch eine andere Lösung, zu der einer Umfrage des Magazins Consumer Reports zufolge immer mehr Internetnutzer greifen: Sie erfinden einfach Daten für Facebook und legen statt für sich selbst beispielsweise ein Profil für ein Haus- oder Stofftier an. Der mit 2.002 US- Haushalten durchgeführten Erhebung nach stieg der Anteil der Facebook-Nutzer, die bewusst falsche Angaben machen, um ihre Daten zu schützen, seit 2010 von zehn auf 25 Prozent.

In den meisten Fällen scheint das Mark Zuckerbergs Firma dies nicht zu merken - oder sie stört sich nicht daran. Und selbst wenn Facebook darauf aufmerksam wird, droht schlimmstenfalls die Lösung des Eintrags. Das hat möglicherweise auch damit zu tun, dass Facebook durch die ständig anfallenden Kommunikationsdaten auch dann wirtschaftlich nützliche Profile erstellen kann, wenn Name, Geburtsdatum oder Wohnort nicht stimmen. Aber bestimmte Gefahren wie beispielsweise Nachteile bei Bewerbungen oder rechtliche Risiken lassen sich durch Pseudonymität deutlich verringern.

Solch ein Schutz durch Pseudonymität hat nicht nur im Internet eine lange Tradition: Schon Schriften aus dem 18. Jahrhundert klären darüber auf, dass ein englischer Gentleman bestimmte Dinge unter seinem echten und andere unter einem erfundenen Namen tut. Dass es Facebook gelang, diese Schutztradition, die in Foren noch sehr lebendig ist, teilweise außer Kraft zu setzen, war ein Coup, der maßgeblich zu den Erwartungen beitrug, die den geschätzten Börsenwert des Unternehmens auf bis zu 100 Milliarden Dollar anschwellen ließen.

Ob sich solch ein hoher Börsenwert langfristig hält, wird auch damit zu tun haben, ob es Facebook gelingt, seine im Verhältnis dazu eher mäßigen Einnahmen zu steigern. Viele Beobachter erwarten, dass Werbung alleine hierfür kaum ausreichen dürfte. Neue Möglichkeiten würden sich beispielsweise dadurch eröffnen, dass nicht für jeden einsehbare Profilinformationen verwertet werden. Wegweisend könnte hier eine unlängst im Journal of Applied Social Psychology erschienene Studie sein, die unter der Leitung des Management-Wissenschaftlers Donald Kluemper durchgeführt wurde.

Er ließ die berufliche Leistungsfähigkeit von Bewerbern auf Arbeitsplätze anhand ihrer in Facebook preisgegebenen Informationen schätzen und überprüfte diese Schätzungen ein halbes Jahr später durch Gespräche mit den Arbeitgebern. Dann verglich er, wie weit die Einschätzungen mit den tatsächlichen Arbeitsergebnissen übereinstimmen und kam damit zu dem Schluss, dass seine neue Facebook-Methode handelsüblichen Tests für die Personalauswahl deutlich überlegen ist.

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