De-Globalisierung: Verbraucher verlangen heimische Produkte
- De-Globalisierung: Verbraucher verlangen heimische Produkte
- Wie lange hat der Aufbau der globalisierten Wirtschaft gedauert?
- Kann Europa die in 40 Jahren gewachsenen Lieferketten kurzfristig sprengen?
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Ende der Globalisierung? Eine Verbraucherstudie stellt eine globalisierungskritische Haltung neuer Art fest. Klimapolitik ist die Ausnahme. China zeigt, dass einfache westliche Formeln nicht aufgehen.
Anfang September, pünktlich zur Internationalen Funkausstellung (IFA), hat die Veranstalterin, die gfu-Consumer & Home Electronics GmbH, eine Studie veröffentlicht, nach der Hersteller von Elektro-Hausgeräten und Consumer Electronics sich in "Deutschland und weltweit einer verstärkt globalisierungskritischen Haltung der Verbraucherinnen und Verbraucher gegenübersehen".
Die Verbraucher achten demnach häufiger darauf, wo Unternehmen ihren Sitz haben: "Sie legen mehr Wert auf lokale Produktion. Zudem rücken Klimaschutz und faire Arbeitsbedingungen in den Fokus." Die Studie ist englischsprachig überschrieben mit "The Way Back Home". Ihre Kernbotschaft lautet: Unternehmen mit lokaler Verwurzelung und einer nachhaltigen Lieferkette haben Vorteile im Wettbewerb.
61 Prozent der Deutschen sind demnach überzeugt, dass die Globalisierung mehr Nach- als Vorteile bringe. Für den ehemaligen Exportweltmeister ist das ein beachtlicher Meinungswandel. Da passt es auch gut, dass Deutschland inzwischen ein Handelsbilanzdefizit aufweist, das international in der Hauptsache den Energieimporten aus den USA geschuldet ist.
Qualitätsverbesserung bei den chinesischen Produzenten
Beim Handel mit China haben sich die Importe in den Jahren von 2011 auf 2021 wertmäßig von 79,5 auf 141,7 Milliarden US-Dollar fast verdoppelt, während die Lieferungen in die Gegenrichtung nur von 64,8 auf 103,6 Milliarden US-Dollar gesteigert wurden. Die drastische Qualitätsverbesserung bei den chinesischen Produzenten hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass immer hochwertigere Produkte und vor allem Komponenten aus China importiert werden.
Hatten die chinesischen Auftragsfertiger ursprünglich nur Interesse an großen Stückzahlen, sind die Mengenvorstellungen inzwischen deutlich gesunken. Daraus resultierte eine größere Flexibilität auf der Anbieterseite, zugleich wurde die Ambitionen, möglichst alles über Roboter zu leisten, in die Zukunft verschoben hat.
Die kontinuierliche Steigerung der chinesischen Löhne und die Absenkung der produktbezogenen Stückzahlen hat dazu geführt, dass der Kostenvorteil einer Fertigung in China nicht mehr mit den Löhnen begründet werden kann. Der Vorteil besteht heute im Wesentlichen darin, dass ein chinesischer Produzent seine Lieferketten im eigenen Land hat.
Neue Produkte können zudem im eigenen Land oder in den umliegenden Tigerstaaten auf den Markt gebracht werden, bevor sie unter einer internationalen Marke auf den Weltmarkt geworfen werden. Diese regionalen Testläufe in technikverliebten Märkten sind ein unschätzbarer Vorteil bei der Innovation, gerade im Bereich der Unterhaltungselektronik.
Zudem leben chinesische Produkte beispielsweise in Südostasien von dem Ruf, dass ihre Qualität bei Preisgleichheit besser sein muss als solche aus den alten Industriestaaten.
Während Verbraucher jetzt mehr lokale Produktion fordern und sich von der Globalisierung abwenden wollen, sieht man beim Klimaschutz und in Fragen der Nachhaltigkeit vornehmlich ein globales Gemeinschaftsprojekt und keine Aufgabe der Einzelstaaten.
Was dabei meist übersehen wird, ist die Tatsache, dass die Volksrepublik China in einzelnen Provinzen in Fragen des Umweltschutzes vorprescht und dies mit dem Sozialkreditsystem (SCS) absichert. Das SCS baut auf der chinesischen Tradition auf, die Delinquenten öffentlich zu machen, währenddessen Verstöße in der westlichen Sphäre vornehmlich unter der Decke gehalten werden.