De-Globalisierung: Verbraucher verlangen heimische Produkte

Seite 2: Wie lange hat der Aufbau der globalisierten Wirtschaft gedauert?

Der Aufstieg Chinas vom armen Agrarstaat über die verlängerte Werkbank der westlichen Hersteller hin zum aktuellen Innovationstreiber hat gut vier Jahrzehnte gedauert und wurde von den hiesigen Verbrauchern kaum wahrgenommen, weil die Produkte häufig hierzulande eingeführte Marken nutzen – erst über Sourcing der deutschen Hersteller in Fernost und später mithilfe der Übernahme eingeführter Marken.

So hat der chinesische Hersteller Haier inzwischen den größten Erfolg, seit er in Asien die Marke Sanyo, in den USA die Marke GE (General Electric) und in Europa die Marken Candy und Hoover und ihre jeweils vorhandene Fertigungs- und Vertriebsstruktur übernommen hat, wo sich die Mitarbeiter mit den lokalen Strukturen und Vorschriften auskennen.

Haier konzentriert sich auf die innovationsgetriebene Produktentwicklung in kleinen, höchst innovativen, start-up-ähnlichen Einheiten und die Produktion an dem Standort, der die jeweiligen Märkte am besten bedienen kann.

Die Situation bei Smartphones

Bei den in der Gfu-Studie erwähnten Smartphones, bei denen der Weltmarkt von wenigen Ausnahmen abgesehen heute vollständig von chinesischen Auftragsfertigern und zunehmend auch von chinesischen Marken beherrscht wird, ist eine Rückholung der Fertigung heutzutage nur möglich, wenn sie nicht nur politisch gewünscht, sondern auch von der Politik als auch von den Bürgern bezahlt wird.

Selbst Hersteller wie Gigaset in Bocholt, die heute mehrheitlich dem chinesischen Investor Pan Sutong gehört, beziehen ihre Smartphone-Hardware-Komponenten aus China und die Software aus den USA. Eine umfassende Teilebevorratung in Deutschland hat bislang dafür gesorgt, dass sich Lieferunterbrechungen durch die chinesischen Corona-Lockdowns auf das Unternehmen nicht merkbar ausgewirkt haben.

Selbst der koreanische Samsung-Konzern greift bei der Smartphone-Fertigung für den Weltmarkt auf chinesische Fertigungsstätten zurück. Die urfranzösische Marke Alcatel gehört heute zur chinesischen TCL Communication. Und Nokia Smartphones kommen heute von vergleichsweise kleinen chinesischen Hersteller HMD Global.

Die japanische Ikone Sharp ist heute Teil des taiwanesischen Herstellers Foxconn/Hon Hai, der auf dem chinesischen Festland über eine Million Mitarbeiter beschäftigt und auch Hauptfertiger für Apple ist. Selbst wenn Apple jetzt beginnen will, seine Fertigung andere Länder zu verlagern, bleibt die Abhängigkeit von den Lohnfertigern mit chinesischer Basis. Der Vorsprung der chinesischen Spezialisten in der Fertigungslogistik scheint uneinholbar.