Debatten: Wovon Whataboutism ablenkt

Seite 4: Gefahr der Kritik am Whataboutism

Im politischen Diskurs lässt sich durchaus eine Einseitigkeit erkennen, die sich nicht zuletzt durch die Art und Weise zeigt, wie der Vorwurf des Whataboutisms gezielt eingesetzt wird.

Diese Einseitigkeit zu kritisieren erscheint deshalb richtig und notwendig, um den Raum für einen offenen Dialog zu schaffen, der für eine Demokratie lebenswichtig ist.

Aber auch diese Kritik wiederum birgt eine Gefahr, wie sie Sabine Schiffer auf Telepolis herausarbeitete:

Diese Einseitigkeit zu kritisieren, darf jedoch nicht zur Idealisierung der anderen Seite führen. Gerade eine sachliche Kritik sollte bei der Verurteilung aller Kriege bleiben, auch wenn von anderer Seite ein Schema unterschiedlicher Bewertung und Relativierung etabliert wird.

Betont man das nicht, treiben am Ende diejenigen den Abbau von Völkerrechtsstandards voran, die das Ignorieren vonseiten der USA stets kritisierten.

Denn was regen wir uns sonst auf? Wenn alle das Völkerrecht brechen dürfen, warum Russland dann nicht?

Nur umgekehrt wird ein Schuh draus: Wer den Völkerrechtsbruch und die Kriegsverbrechen Russlands kritisiert, muss dafür sorgen, dass Recht und die Verfolgung von Verbrechen konsequent für alle umgesetzt werden – also natürlich auch für von der Ukraine begangene Verbrechen, wie allen anderen Akteuren auch.

Sabine Schiffer, Telepolis

Geht man mit gutem Beispiel voran und vergisst generell nicht bei aller berechtigten Kritik am Anderen die Selbstkritik, lässt man politische Handlungen davon leiten, dass Werte für alle – ohne Ausnahme - universal gelten, dann gewinnt man etwas, was fundamental wichtig ist: Glaubwürdigkeit.