Den Reichen die Schmerzmittel, den Armen den Schmerz

In armen Ländern werden Betäubungsmittel knapp und die reichen Nationen bekommen nicht genug davon

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Der gerade veröffentlichten Jahresbericht des Internationalen UN-Suchtstoffkontrollrats (INCB) umfasst viele Seiten und lässt sich dennoch in einem kurzen Satz zusammenfassen: Psychotrope Substanzen verbreiten sich exzessiv.

Weiter konstatiert die Studie, dass Entwicklungsländer und Industrienationen, was die Versorgung mit Medikamenten betrifft, immer weiter auseinanderdriften. Das ist eine Dynamik, die sich schon im letztjährigen Report ankündigte. Dem Bericht zufolge wäre es nicht übertrieben, von einer medizinischen Kluft zu sprechen. In ärmeren Ländern stelle die Knappheit von schmerzstillenden Medikamenten ein dramatisch wachsendes Problem dar. Menschen in den Industrieländern dagegen werfen ungebremst immer mehr Halluzinogene, Stimulantien und Analgetika ein. Schuld an dieser Maßlosigkeit sind laut Bericht aggressive Marketingtechniken, verantwortungslose Verschreibungsmethoden und mangelnde Aufklärung. Zudem sei die übermäßige Einnahme von Medikamenten mittlerweile gesellschaftlich sanktioniert. In den USA wächst beispielsweise der Markt von psychoaktiven Medikamenten für Kinder unter sechs Jahren.

Das Internet wird einmal wieder als Segen und als Fluch gleichzeitig betrachtet: Es sei auf der einen Seite ein Vorteil, dass Menschen in entlegenen Gebieten besser versorgt werden können, auf der anderen Seite

wird das Internet zunehmend für den illegalen Handel benützt...Online-Apotheken beliefern ihre Kunden auf der ganzen Welt unerlaubt mit rezeptpflichtigen Betäubungsmitteln, einschließlich von Suchtstoffen, die der internationalen Kontrolle unterliegen, und das, ohne die erforderlichen Rezepte zu verlangen.

Glaubt man der INCB, so ist vor allem die Globalisierung dafür verantwortlich, dass den Staaten der Überblick und die Kontrolle über den freien Handel und die Aktivitäten der Pharmakonzerne entgleite.

Auch der Drogenhandel floriert: So bildet sich in West-und Südostasien ein neuer Markt für Ecstasy, eine Droge, die bisher vor allem in Europa hergestellt wird. Iran und Pakistan führen die höchste Anzahl von Heroinabhängigen. Kokain verbreitet sich rasant in Westeuropa, während in den osteuropäischen Ländern eher Heroin konsumiert wird.