Der Volleyball wird immer menschenähnlicher

Die Stars von Künstlicher Intelligenz und Robotik in der "Robot Hall of Fame"

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Tom Hanks spielt in "Cast Away" einen erfolgreichen Manager, der nach Flugzeugabsturz und knapper Rettung jahrelang sein Leben auf einer einsamen Insel fristen muss. So einsam ist es dort, dass er mit einem Volleyball Konversation pflegt. Sechs Milliarden Menschen scheinen so einsam zu sein, sich so sehr "cast away" zu fühlen, dass sie verzweifelt nach etwas außerhalb der Menschheit suchen, was ihnen dennoch genug gleicht, um in Gespräche über das Wetter verwickelt zu werden. Die einen phantasieren sich Außerirdische zusammen, die anderen stecken echte und fiktive Roboter und Computer in ein Museum und behandeln sie dort wie verdiente Mitglieder der menschlichen Gesellschaft.

So jedenfalls könnte man interpretieren, was die Carnegie-Mellon-Universität mit ihrer Robot Hall of Fame veranstaltet. Natürlich ist es nicht so gemeint. Man betrachtet sich als pädagogischen Impuls zur Hebung des allgemeinen Bildungsstandards in Bezug auf die Robotik, wie auch das Quicktime-Werbefilmchen beweist, das der Selbstdarstellung dienen soll.

Durch jährliche Neuaufnahmen in die Ruhmeshalle sollen ihren Besuchern die Meilensteine der Robotik und der KI nahegebracht werden, so wissenschaftsfern und so volksnah wie möglich. Zu diesem Zweck werden nicht nur wirkliche Roboter in die Hall of Fame aufgenommen, sondern auch fiktive, wie zum Beispiel Astro Boy, R2D2 und HAL 9000.

Astro Boy

Die Logik dahinter ist simpel. Einmal wird dadurch natürlich der Einfluss von Informatik und Robotik auf die Populärkultur belegt, und andererseits folgt man damit einer Strategie der "emotionalen Besetzung" der Maschinen, der ja nicht nur die vermenschlichten Phantasieprodukte aus der Science-Fiction Vorschub leisten, sondern auch Tendenzen in der tatsächlichen Robotik - Automaten wie Asimo und der Roboterhund Aibosind dafür klare Belege.

Das ist wiederum nur möglich, weil die Robotik langsame, aber sicher zu autonomen Gebilden fortschreitet, die sich reibungslos vermenschlichen lassen - so, wie es Science Fiction und Popkultur eben schon seit Jahrzehnten vorexerziert haben. Rodney Copperbottom, der über die Maßen menschliche und charmante Roboter aus dem demnächst anlaufenden Film "Robots" hat jedenfalls gute Chancen, einer der zukünftigen Geehrten im Robotermuseum der Carnegie-Mellon-Universität zu sein.

Unwiderstehlich scheint sich abseits von Industrie- und Forschungsrobotik - die in der Hall of Fame natürlich mit dem Unimate und Shakey auch vertreten sind - der Drang zur Verdopplung des Menschen durchzusetzen, wie er seit den ersten Automaten überhaupt die Anstrengungen der Bastler und Forscher bestimmt.

Aber im Unterschied zur automatischen Prähistorie, die gut funktonierende mechanische und elektrische Geräte, aber nie einen zweiten Menschen hervorgebracht hat, scheint die Elektronik auf dem Weg zu sein, das Ziel auch zu verwirklichen. Der Volleyball wird immer menschenähnlicher.

Asimo

"Hurra" schreit die Robot Hall of Fame, und bei allem Verständnis für die Bedürfnisse nach Nostalgie und Anbetung, die sich hier austoben - der Zugriff ist ein wenig arg naiv geraten.Der Humor, den man einigen fiktiven Robotern attestiert, geht der Hall of Fame völlig ab, ironiefrei und von einem ebenso naiven wie glühenden Ernst beseelt, verwaltet man das goldene Buch von Robot City, verteilt Urkunden für die Aufnahme in die Weihestätte, die wie Universitätsdiplome aussehen sollen und ist ganz allgemein auf Selbstnobilitierung aus wie der Teufel auf die arme Seele.

Dass das auch anders geht, beweist "HAL's Legacy" ein großteils online verfügbares Buch, das sich mit den Echos beschäftigt, die HAL 9000 aus Odyssey 2001 von Stanley Kubrick in den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen hervorgerufen hat. Ein wenig mehr Fortschritts- und Kulturpessimismus, ein wenig mehr Kritikfähigkeit würden der Robot Hall of Fame in jedem Fall gut tun. So, wie sie ist, bewegt sie sich leider auf dem Niveau von Fußballsammelbildchen - ganz nett für den Fan, aber ansonsten belanglos.