Deutsche Regierung fällt auch bei Atomstrom für Wasserstoff um
Zuerst wurde Frankreich dabei unterstützt, Atomstrom als "grün" in die Taxonomie aufzunehmen. Jetzt gibt die Ampel-Koalition auch den Widerstand gegen die Erzeugung "grünen Wasserstoffs" über Atomkraft auf. Kommentar.
Es handelte sich nur um Scheinwiderstand aus Berlin, als allseits berichtet wurde, dass die Bundesregierung sich dagegen wehren würde, aus Atomkraft erzeugten Wasserstoff als "grün" zu kennzeichnen. Wie an dieser Stelle vorausgeahnt, ist die Ampel-Regierung schnell umgefallen.
Tatsächlich war der Widerstand, wie erwartet, nur Theaterzauber. Das "Greenwashing" der Atomenergie geht in die nächste Phase.
"Wir werden keine Barrieren errichten oder Regeln schaffen, die Wasserstoff aus Kernenergie verbieten oder diskriminieren", erklärte Jörg Kukies, Staatssekretär im Kanzleramt, nun in Paris. Deutschland werde den Beitrag der Kernenergie zu den Dekarbonisierungszielen der EU "anerkennen und nicht ablehnen".
Es sieht ganz nach einer Wiederholung dessen aus, wie sich Deutschland bei der Einstufung der Atomkraft als "nachhaltig" in der Taxonomie verhalten hat. Auch hier hatte die Ampel-Regierung zunächst in eine andere Richtung geblinkt: Es wurde Widerstand gegen den "abgekarteten Handel" zwischen Merkel und Macron angekündigt.
Doch dann fiel die Ampel-Regierung schnell um.
Schließlich hatte die ehemalige Bundeskanzlerin durchgesetzt, dass Gas als Übergangstechnologie auch als nachhaltig eingestuft wurde. Von der grünen Umfaller-Truppe, die sogar auf das umweltschädliche Fracking-Gas aus den USA setzt, war ohnehin kein Widerstand zu erwarten.
Die Grünen haben sogar die Laufzeiten unnützer und gefährlicher Atommeiler in Deutschland verlängert, um einem Blackout in Frankreich zu begegnen.
Die Stromlücke
Man könnte meinen, dass man sich in Berlin kaum noch lächerlicher machen könnte. Doch die Ampel-Regierung schafft das. Denn Jörg Kukies kündigte auch an, Deutschland werde französischen Wasserstoff importieren, der über Atomkraft hergestellt wurde.
Der Witz ist aber, dass es den nicht gibt. Es wird ihn auch mindestens in den nächsten zwei Jahrzehnten nicht geben. Die Stromlücke in Frankreich wächst und wächst mit den gefährlichen Rissen in den Rohrleitungen in Notkühlsystemen und der immer gefährlicher werdenden Korrosion in den französischen Atomkraftwerken.
Am vergangenen Freitag wurden in der Spitze wieder der fünf Gigawatt Strom aus dem Ausland importiert. Vergangene Woche waren es in der Spitze 14 Gigawatt, also der Strom aus etwa 14 Atommeilern.
Es gibt keinen Strom in Frankreich, mit dem Wasserstoff hergestellt werden könnte
Es gibt keinen Strom in Frankreich, mit dem Wasserstoff hergestellt werden könnte. Bestenfalls würde der über Strom aus Deutschland dort produziert, für den hier Fracking-Gas oder Kohle verbrannt wird. Es wird ihn auch in den nächsten 20 Jahren nicht geben.
Selbst wenn es der "Pleite-EDF", die inzwischen verstaatlicht werden musste, gelingen sollte, die Vorgaben der Regierung zum Neubau von sechs neuen EPR-Reaktoren zu bauen, decken diese bestenfalls den Ausfall alter Schrottreaktoren ab, zumal der Verbrauch über die E-Mobilität weiter ansteigen wird.
Sogar die optimistischsten Planungen der EDF sehen nur vor, dass die neuen Reaktoren frühestens bis 2043 am Netz sein sollen. Da sich der erste EPR-Neubau in Frankreich in Flamanville, der eigentlich schon seit zehn Jahren Strom liefern sollte, noch immer weiter verzögert, ist auch dieser Zeitplan sehr unwahrscheinlich.
Nicht einmal die EDF negiert inzwischen Konstruktionsmängel am EPR. Die Probleme kennt auch die EDF, die deshalb schon davon fabuliert, die Laufzeiten für die Riss-Reaktoren, die für 40 Jahre konzipiert wurden, sogar auf 80 Jahre zu verlängern.