Die Aktienrente kommt: Was bedeutet das für Ihre Rentenplanung?
Die Aktienrente verändert die Altersvorsorge. Es bestehen Zweifel, dass mit ihr das Rentenniveau auf Dauer zu halten ist. Das sollten Sie wissen.
In Deutschland soll die Aktienrente eingeführt werden. Einen entsprechenden Plan stellten Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Dienstag vor. Das Reformpaket soll das Rentenniveau langfristig bei 48 Prozent stabilisieren und gleichzeitig den erwarteten Anstieg der Rentenbeiträge begrenzen.
Um die damit verbundenen Kosten zu decken und gleichzeitig die Rentenbeiträge nicht zu stark ansteigen zu lassen, soll die Finanzierung der Rentenversicherung um eine zusätzliche Säule erweitert werden: die Aktienrente. Das berichten die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und Bloomberg.
Von der Theorie zur Praxis: Wie die Aktienrente das Rentensystem verändert
Noch vor wenigen Monaten stand die Aktienrente auf der Kippe. Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hatte mit einem Urteil den Haushalt der Bundesregierung gekippt, sodass mit dem Aufbau des Kapitalstocks nicht begonnen werden konnte. Offiziell wurde dies damit begründet, dass die "Stiftung Generationenkapital" nicht rechtzeitig gegründet werden könne.
Diese Bedenken haben sich nun offenbar erledigt – und der Umbau des Rentensystems soll demnach beginnen. "Das System muss für künftige Generationen gerecht bleiben", sagte Lindner laut Bloomberg vor Reportern. "Das hätten wir schon vor 20 Jahren tun müssen." Und man habe in Deutschland viel zu lange das Potenzial der Kapitalmärkte ignoriert.
Milliardeninvestitionen am Kapitalmarkt: Der Weg zur Aktienrente
Die Vorschläge sehen vor, dass der Bund Milliardenbeträge am Kapitalmarkt anlegt. Aus den Erträgen sollen dann ab Mitte der 2030er-Jahre jährliche Zuschüsse an die Rentenkasse gezahlt werden. Damit erhält die Rentenversicherung neben den Beiträgen und den Zuschüssen aus dem Bundeshaushalt eine dritte Finanzierungsquelle.
Bis dahin soll der Bund einen Kapitalstock von rund 200 Milliarden Euro aufgebaut haben. Es wird damit gerechnet, dass dieses Kapital eine Rendite von zehn Milliarden Euro abwirft, die dann in die Rentenkasse fließen.
Gegen den Vorwurf der Zockerei an den Börsen betonten beide Minister, dass es sich bei den geplanten Investitionen nicht um kurzfristige Spekulationen handele. Vielmehr handele es sich um "langfristig gut angelegtes Geld". Es würden auch nicht die Rentenbeiträge der Versicherten angelegt, sondern ausschließlich Geld des Staates.
DIA kritisiert Rentenreform: Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück?
Unzufrieden mit der Reform zeigte sich am Dienstag das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA). In einer Erklärung heißt es: Das Rentenpaket sei zwar der Einstieg in die Teilkapitaldeckung, die demografischen Probleme des umlagefinanzierten Rentensystems würden aber bei Weitem nicht gelöst.
"Die Reform kommt zwar einen Schritt voran, aber gleichzeitig geht der Bundesarbeitsminister bei der Konzeption des Rentenpakets zwei Schritte zurück, indem Anpassungen des Rentensystems mit zwei anderen Stellschrauben kategorisch ausgeschlossen werden", erklärt DIA-Sprecher Klaus Morgenstern.
Festgeschriebenes Rentenniveau und Renteneintrittsalter
Damit meinte er zum einen das Rentenniveau, das bei 48 Prozent festgeschrieben bleiben soll. Zum anderen erteilte Arbeitsminister Heil weiteren Änderungen beim Renteneintrittsalter eine klare Absage.
Mit diesem Vorgehen werde das Rentenniveau jetzt auch über 2025 hinaus gesetzlich festgezurrt, "ohne eine überzeugende Antwort mitzuliefern, wie die damit verbundenen zusätzlichen Belastungen für das Rentensystem finanziert werden soll", so Morgenstern.
Zukunft der Rentenversicherung: Wie nachhaltig ist die Kapitaldeckung?
Morgenstern bezweifelt zudem, dass die Kapitaldeckung das gewünschte Ergebnis bringt. Denn ein großer Teil werde über Kredite finanziert. Vom Veranlagungsergebnis müssten also noch die Kreditzinsen abgezogen werden.
Zudem würden die erhofften zehn Milliarden Euro Ergebnis ab Mitte der 2030er-Jahre nur einen Bruchteil der Gesamtausgaben der Rentenversicherung ausmachen. Diese lagen im vergangenen Jahr bei 375 Milliarden Euro und dürften weiter steigen.
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