Die Angst vor dem Ungewissen

Wirft Amerika eine Atombombe auf Afghanistan? -

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Albert Schweitzer beging keinen Fehler, als er glaubte, dass sein Beispiel der Brüderlichkeit nach 50 Jahren noch allgemein bekannt sein könnte. In New York wird diese Brüderlichkeit heute praktiziert, wo keiner der Helfer Rachegelüste hegt. Wenn man so nah an einer Tragödie ist, ist einem der Appetit nach Weitertragen desselben Unglücks vergangen. Die New Yorker beten für den Frieden. Sie allein hätten das Recht, Rache zu fordern. Sie verzichten jedoch darauf, weil sie mitmenschlich betroffen sind.

Leider berichtet die Weltpresse aber nicht über eine Meldung von 1998, nach der bei einer Wiederholung eines terroristischen Attentates auf amerikanische Einrichtungen nach "einer Militärdoktrin" auch Atomwaffen gegen nicht-staatliche Akteure eingesetzt werden könnten (Süddeutsche Zeitung 24. 08. 1998; "USA erwägen Atomschlag auch gegen Terroristen").1 Wir stellen die Frage, warum die Presse auf einmal so vergesslich ist, was ihre eigenen Meldungen anbelangt. Ein Schüler einer Hannoveraner Schule sagte im ZDF-Spezial: "Hoffentlich gibt keine atomare Vergeltung?" Damit schlug der Schüler die Brücke zu der die Menschheit bewegenden Aufforderung von Bundespräsident Rau, eine Überreaktion zu vermeiden und somit nicht vom Opfer zum Täter zu werden.

The atomic bomb made the prospect of future war unendurable. It has led us up those last few steps to the mountain pass; and beyond there is a different country.

J. Robert Oppenheimer, Vater der Atombombe

Was können unbeteiligte Bürger tun, um den unter Zugzwang stehenden Politikern, das Augenmaß zurückzugeben? Es wäre gegen den gesunden Menschenverstand, die Frage zu unterdrücken, warum die Terroristen diesen Wahnsinnsakt begangen haben. Niemand weiß, was sie motiviert hat. Die einzige Nachricht, die sie hinterlassen haben, ist der grausame Tod von Tausenden unschuldiger Menschen. Die Familien wollen begreifen, wie und warum eine solche Bluttat möglich war. Es darf sich nicht wiederholen, aber es muss auch die Ursache geklärt werden. Die Welt ist ein vernetztes System und es gibt Möglichkeiten herauszufinden, welche subjektive Ursache hinter diesem Wahnsinn steckt. Es ist heutzutage ausgesprochen taktlos, an die Forderung "die Internationale verlangt das Menschenrecht" zu erinnern. Dennoch ist es nicht undenkbar, dass die Einforderung von Menschenrechten die Motivation der verblendeten Täter gebildet hat. Falls dies der Fall wäre, wäre ein blindes Zurückschlagen unter Umständen der Funke, den sich eine auf ihr Überleben bedachte Menschheit nicht leisten kann.

My administration has a job to do and we're going to do it. We will rid the world of the evil-doers.

George W. Bush

In welchem Land leben die Drahtzieher? In einem vernetzten System kann es nicht die Lösung sein, einen einzelnen Knoten kaputtzuschlagen, weil die anderen Knoten sonst umso stärker zusammenhalten und wie die Hydra neue Knöpfe bilden. Es müssen Köpfe beeinflusst werden und nicht unschuldige Leiber. Kann es nicht eine Friedensbotschaft geben im Sinne McLuhans "The Medium is the Message"? Die Antwort lautet: "The Medium is needed for peace". Es gibt im Medium des WorldWideWeb einen kleinen Fluchtpunkt in der Matrix, der mit den bisherigen Spielregeln bricht: den Escape Button aus der Gewalt hin zu einer Zukunft des Friedens. Muhammed Alis Aufruf zur Verständigung zwischen Weißen und Muslims sollte nicht ungehört verhallen. Alle jungen Menschen heute sind begeisterungsfähig für eine humane Zukunft. Diesen Knopf sollte das weise Amerika drücken. Es ist der Bruderkrieg gegen die hoffnungsvollsten und ärmsten Menschen, den es zu vermeiden gilt.

Der Begriff Krieg wurde unglückseliger Weise von Politikern und einigen Medien für diese Bluttat eingeführt. Wenn dies Schule macht, würde dies den Krieg der privilegierten Minderheit gegen die unterprivilegierte Mehrheit bedeuten. Dies würde den sicheren Untergang beider bedeuten. Wenn man jetzt mit Über-Eskalation zurückschlägt, erfüllt man die kühnsten Hoffnungen der bösesten Attentäter.